Der Aufstieg des Paten

Italien, 1978

Originaltitel:

Corleone

Alternativtitel:

Father of the Godfathers (Int.)

El largo brazo de la ley (COL)

O Último Padrinho (POR)

Corleone - Boss der Bosse (Alt.)

Inhalt

Mafiaboss Vito Gargano (Giuliano Gemma) steht in der Gegenwart vor Gericht wegen seiner Verstrickungen in Drogenhandel, Entführungen und Baukorruption. In Rückblenden wird die Geschichte seines Aufstiegs erzählt, vom armen Analphabeten in Corleone, der nicht mehr als seine Unterschrift schreiben kann und dessen bester Freund Michele Labruzzo (Michele Placido) Mitglied der kommunistischen Partei ist und Landbaron Don Giusto Provenzano (Francisco Rabal) stürzen will. Vito schuldet Don Giusto jedoch einen Gefallen und Don Giusto fordert Micheles Tod. Mit dem Tod seines Freundes beginnt „Don“ Vito seinen Aufstieg in den Rängen der Mafia. Doch er hat noch eine private Vendetta mit Don Giusto zu begleichen.

Review

Trotz der Verwendung des Namens Don Vito und dessen Geburtsort Corleone hat „Der Aufstieg desPaten“ natürlich nichts mit Coppolas „Der Pate“ zu tun. Vielmehr beruht dieser im Original eben „Corleone“ betitelte Film auf dem Roman „I complici dell'antimafia“ von Orazio Barrese, der auch am Drehbuch beteiligt war.

 

Pasquale Squitieri inszenierte hier wieder einen der großen klassischen Mafia-Filme mit historischen Motiven, untermalt von einem leisen aber schönen Morricone-Soundtrack, der sogar noch Platz für den alten Rote-Fahnen-Klassiker „Bandiera rossa“ lässt, diesmal in Akkordeon-Version ohne Gesang. Da dieser Song immer wieder mal im Italo-Cinema auftaucht: „Bandiera rossa“ ist DAS italienische Arbeiterlied, getextet 1908 von Carlo Tuzzi, die Melodie entstand in Anlehnung an zwei lombardische Volkslieder. Das Thema des Films ist wie schon im Inhalt erwähnt der Aufstieg eines armen Sizilianers in der Mafia mit Schwerpunkt auf die Charaktere. Vito Gargano ist in den vierziger Jahren der Sohn eines im Krieg erschossenen Bauern, wobei Don Giusto seine Hand im Spiel hatte. Vito ist Analphabet, lernt aber seine Unterschrift, denn ein Mann, der seinen Namen nicht schreiben könne, sei kein richtiger Mann. Sein Freund Michele ist da längst weiter und hat seinen Karl Marx gelesen und will nach dessen Grundsätzen den Landbaron mithilfe der Partei entmachten. Die junge Rosa Accordino (Claudia Cardinale) ist eigentlich in Michele verliebt, doch daraus wird nichts. Michele schafft es, Don Giusto vorläufig von seinem Land zu vertreiben und ihn so zu demütigen.

 

Und nun wird es interessant, denn Don Giusto hat einst gesehen, wie Vito auf seinem Land einen Mann mit einem Spaten im Streit erschlug. Vito schuldet ihm somit einen Gefallen, der dadurch abgegolten werden soll, dass er seinen besten Freund Michele erschießt. Im Grunde hat Vito auch gar keine Wahl, diesen Gefallen zu verweigern, nutzt ihn dann aber für seinen Einstieg in die Mafia, der ihm später die Rache an Don Giusto ermöglichen soll. Rosa, die Vito später heiratet, wird nie erfahren, dass Vito ihn getötet hat sondern projiziert ihre Rachegedanken ebenfalls auf Don Giusto.

 

Claudia Cardinales Rolle als Rosa ist recht klein aber von Bedeutung. Sie und Vitos rechte Hand sind auch die Einzigen, die je erfahren, dass Don Vito schwindsüchtig ist, ein Überbleibsel der Jugendzeit in Armut. Interessant ist auch Rosas Verleugnung, einerseits die hingebungsvolle Mafiosi-Ehefrau, andererseits offenbart sie Vito in der (recht misslungenen) Hochzeitsnacht, dass sie keinen Sohn will, der dieses Erbe eines Tages fortführt. Und vor Gericht sieht man ihr bei der Aufzählung der Anklagepunkte gegen Vito durch den Staatsanwalt deutlich das Entsetzen an.

 

Natürlich darf in einem Film über die Geschichte eines Mafiosi nicht dessen Verstrickung in Bau-Korruption fehlen, und hier geht Squitieri in die Vollen: Don Vito und Don Giusto errichten halb Palermo. Dass daran etwas dran zu sein scheint, zumindest was das Involvement der Mafia bei der Modernisierung Palermos betrifft, beweist Squitieri mit ein paar eingeblendeten Fotos von Mafiaopfern aus der Baubranche der betreffenden Zeit.

 

Nicht klar ist mir dagegen, warum man in der TV-Ausstrahlung 10 Minuten weggeputzt hat, denn brutal ist „Der Aufstieg des Paten“ keineswegs, schon gar keine 10 Minuten lang. Das alte VPS-Tape dagegen scheint mit 107 Minuten der italienischen DVD zu entsprechen, die nur drei Minuten längere Laufzeit wegen des Abspanns aufweist, der auf dem VPS-Tape fehlte.

 

Was ich persönlich nicht unbedingt hätte sehen mögen: zu Beginn sieht man einen sehr jungen Michele Placido hinten auf einer Kutsche ein kommunistisches Pamphlet lesen - rechts daneben im Bild die ganze Zeit die haarige Arschfalte des Kutschers...

Links

OFDb

IMDb

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