Aconteceu no Oeste (PRT)
Batıda Kan Var (TUR)
Bilo jednom na Divljem zapadu (HRV)
Er was eens in het verre Westen (BEL)
Era uma Vez no Oeste (BRA)
Érase una vez en el Oeste (ARG)
Harmonica - En hämnare (SWE)
Hasta que llegó su hora (ESP)
Huuliharppukostaja (FIN)
Il était une fois dans l'Ouest (FRA)
Kartą vakaruose (LTU)
Once Upon a Time in the West (USA)
Ondt blod i Vesten (NOR)
Tenkrát na Západě (CZE)
Undeva, cândva în Vest (ROU)
Vestens hårde halse (DNK)
Volt egyszer egy vadnyugat (HUN)
Vtedy na Západe (SVK)
C'era una volta il West. Cattle Corner firmiert einen von Gott, dem Satan und sämtlichen Teufeln verlassenen Bahnhof, der beharrlich vor sich hin modert und nur gelegentlich vom Schnaufen und Tuten einer Lokomotive aus seiner tagtäglichen Tristesse gerissen wird, um anschließend wieder vor sich hin zu modern. Doch diesmal ist alles anders. Drei Männer erwarten ungeduldig die Ankunft des Feuerrosses und das damit verknüpfte Eintreffen eines Mannes, den sie beseitigen wollen/sollen. Doch der wortkarge Fremde, der (anstelle der drei Männer einen gewissen Frank erwartete und) stets eine Mundharmonika mit sich führt, beherrscht die mittels seiner Mundharfe vorgetragene Todesmelodie ebenso wie den Rhythmus seines Colts und schickt kraft dieser tödlichen Doppelspitze das Empfangskomitee zur Hölle.
C'era una volta il West. Der an Knochentuberkulose erkrankte Eisenbahnmogul Morton hat es sich zum Ziel gesetzt, vor seinem Ableben die Bahnverbindung zum Pazifik abzuschließen. Die Eisenbahn als auch Morten sind zu diesem Zweck auf die Ländereien der Farmer angewiesen. Im Besonderen auf ein Fleckchen Erde namens Sweetwater. Denn dort lagert das für die Dampflokomotiven unverzichtbare Wasser. Der Eigentümer des Landes, Brett McBain, witterte schon längst das große Geschäft und ist unter keinen Umständen bereit, das Land zu verkaufen. Doch McBains Kaufvertrag beinhaltet eine Klausel, die…
C'era una volta il West. Der verwitwete Farmer Brett McBain schmückt gemeinsam mit seinen Kindern eine Festtagstafel, um seine neue Lebensgefährtin, die ehemalige Prostituierte Jill, gebührend willkommen zu heißen. Währenddessen tauchen Frank und seine Männer auf und töten die McBains.
C'era una volta il West. Jill McBain erreicht den Bahnhof von Flagstone. Da sie nicht, wie erwartet, von den McBains empfangen wird, macht sie sich via Postkutsche auf den Weg nach Sweetwater. Während einer Rast trifft Jill einen ominösen Mundharmonikaspieler. Nach dem Zwischenstopp geht es weiter zum Zielort, wo sie mit den aufgebahrten Leichen ihrer neuen und nun toten Familie konfrontiert wird. Der Sheriff bezichtigt den Outlaw Cheyenne und seine Männer des kaltblütigen Mords, was Jill nicht wahrhaben will. Ferner ist sie bereit, ihr rechtmäßiges Erbe anzutreten und erfährt schon bald von jener Kaufvertragsklausel, die Brett McBain unter Druck setze. Unterstützung erhält Jill vom wortkargen Mundharmonikaspieler, den sie an der Postkutschenstation erstmals traf. Doch eines Tages tritt Frank, der maßgebliche Mörder ihres Ehemanns, in ihr Leben…
SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD wurde in der ersten Hälfte der 1980er häufig in den Bochumer Lichtspielhäusern wiederaufgeführt. Der tolle Titel und die feschen Fotos in den Schaukästen verführten mich gleich zweimal zum Kinobesuch. Natürlich hatte ich die geforderten 16 Lenze längst nicht erreicht, aber die Eingangskontrolle im Union Filmtheater Bochum ließ sich mittels böser Blicke simpel überrumpeln. Das erste Mal sah ich SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD auf der großen Leinwand im Union 1, wo Besuchermagnete wie James Bond als auch Chistiane F. debütierten. Das zweite Mal in einem der 5 kleineren Vorführräume. Das BALI spielte den Film ebenfalls, aber in diesem Schuppen war ich eher selten zu Gast. Heutzutage ist es ja schick, dass Bahnhofskino als sein einstiges zweites Wohnzimmer auszuweisen. Ich empfinde jenes ruhmredige Gequake mittlerweile nicht nur bedenklich, sondern durch und durch ermüdend.
SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD war der erste Italo-Western, den ich jemals geschaut habe. Passend zu meiner IW-Premiere wollte ich die zahlreichen Filmtoten (von denen auf Schulhöfen und Spielplätzen als auch in den Warteschlangen bei EDEKA und Tengelmann berichtet wurde) zählen. Eine Fleißarbeit, bei der ich irgendwann den Überblick verlor und somit die von John und Jane Doe evozierten Fisimatenten und Quisquilien ad acta legte. Anstelle der konkreten Zahlen nahm ich etwas viel Besseres, nämlich eine ganz tolle Melodie mit nach Hause. Diese grandiose Tondichtung, die mit dem Spiel einer Mundharmonika beginnt, konnte mich von Stund an einfach nicht mehr loslassen. Und sie begegnete mir auch fortan immer wieder – auch dann, wenn ich sie nicht erwartete. So gellte die Todesmelodie bei den Heimspielen (Vermutlich Europapokal, denn dereinst wurden im TV keine Bundesligaspiele live übertragen) des FC Bayern (entweder nach Abpfiff oder in der Zeit zwischen den beiden Halbzeiten) über das weite Grün des Olympiastadions als auch über Paul Breitners legendärem Afro hinweg in unser Wohnzimmer sowie in mein wild pochendes Herz. Meine Eltern schauten stets verdutzt, wenn ich urplötzlich wie euphorisch: „Datt Lied vom Tod“ über den Wohnzimmertisch brüllte. Schwer geflasht hatte mich der Song, den das Pfannkuchengesicht auf seiner Mundharmonika zu Besten gab. Und eines schönen Tages, in unserer Nachbarstadt Herne, fiel mir in einem Verbrauchermarkt ein Schallplattencover auf, auf dem die berühmte „Hängszene“ (SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD) abgebildet war. Es handelte sich um die französische Pressung des prächtigen Morricone-Scores, denn um es eindeutig zu ermitteln, reichte mein gymnasiastisches Schulfranzösisch bereits aus. Nachdem ich diesen Sachverhalt plausibel weitergeben konnten, machten meine Eltern auch die nötigen 9,95 DM locker, damit ich das Todeslied fortan und wann immer ich wollte via Vinyl konsumieren konnte.
Um SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD beim ersten Kinobesuch zu schnallen, also Inhalt und Ablauf exakt nachzuvollziehen, war ich mit 12 oder 13 Jahren zu primanerhaft. Ich kenne allerdings Zeitgenossen, die ihre 30 Lenze längst überschritten, den Inhalt trotzdem nicht kapiert haben und zu allem Überfluss das Gesamtwerk als ermüdend und langweilig resümieren. Bei solchen Rezeptionen muss ich mindestens eine Augenbraue hochziehen und anschließend gegen den Uhrzeigersinn mit den Augen rollen. SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD wurde durch und durch präzise konstruiert! Was an Fragen auftaucht, wird im Filmverlauf auch eindeutig beantwortet. Die Konstruktion lässt niemanden - Grundvoraussetzung: Er oder Sie setzt zwei seiner klassischen fünf Sinne ein - im Regen stehen. Die Erklärungen erfolgen in der inszenatorischen Manier eines Jean-Pierre Melville. Denn wer sich DER TEUFEL MIT DER WEISSEN WESTE (FRA / 1962) anschaut, dem wird mittels zahlreicher offener Fragen vorübergehend der Boden unter den Füßen weggezogen, aber jegliche Haltlosigkeit wird zu guter Letzt entkräftet, da der Film für alles und jedes eine präzise Erklärung liefert und diese Präzision in den Mittelpunkt der Narrative stellt.
Stichwort Mittelpunkt: Gemäß John Baxter war für John Ford die Landschaft der Mittelpunkt seiner Weltanschauung. Das jeweils ausgewählten Terrain spiegelte zwar wenig Gemeinsamkeit mit der üblichen Geografie des Westens, aber Fords grundeigenen Stil, ergo die Konstruktion seiner Filme wieder. Der ruhige Verlauf, Retardierungen als auch dramatische Höhepunkte, lassen sich mit der flachen Steppe und den aufragenden Bergzinnen assoziieren. Ford drehte in Yellowstone und natürlich in Monument Valley. Hier wurde 1939, so Thomas Jeier, der erste literarische und poetische Western von Weltruf fotografiert: STAGECOACH, der lt. Michael Hanisch die Renaissance des Westerns einleitete. Egal wie man STAGECOACH ehren, feiern oder schmücken mag, er machte John Ford und John Wayne (beide beanspruchten die Entdeckung von Monument Valley übrigens für sich) unsterblich. Etwa 16 Jahre nach dem Kinostart von STAGECOACH begannen in jenem monumentalen Felsental, an der Grenze zwischen Utah und Arizona, die Dreharbeiten zum nach meinem Dafürhalten besten Western aller Zeiten: DER SCHWARZE FALKE (USA / 1956).
Viele Amerikaner werfen Leone bis dato Respektlosigkeit vor, da ausgerechnet er, ein Italiener, in Monument Valley, dem Ford-Ground, die Kamera auspacken ließ, um über die Zivilisierung des Wilden Westen, über die Zivilisierung Amerikas zu philosophieren. Alles Mumpitz, denn äußerlich als auch inhaltlich bewegen sich DER SCHWARZE FALKE (den ich im weiteren Textverlauf THE SEARCHERS nenne) und SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD (den ich im weiteren Textverlauf ONCE UPON A TIME IN THE WEST nenne) auf allerhöchsten Niveau. Zudem lässt sich (ungeachtet Monument Valley) simpel eine grundlegende Verbindung zwischen den Filmen enkodieren, denn UPON A TIME IN THE WEST setzt im Prinzip dort an, wo THE SEARCHERS endet. So spielt Leones Western in einem erschlossenen und nahezu komplett besiedelten Amerika. Die Bahnverbindung zum Pazifik steht kurz vor ihrer Vollendung. Das Ende der frontier rückt zusehends näher.
Die Fertigstellung der Bahnlinie ist gleichbedeutend mit der allumfassenden Zivilisierung Amerikas. Und die treibende Kraft, die ihr Kapital in das Projekt investierte und gleichzeitig maximierte, würde mit dem Erreichen des Ziels zweifelsohne in die Geschichte eingehen. Das ist dem schwerkranken Eisenbahnmogul Morton nur allzu gut bewusst und er setzt alles daran, um dieses Ziel vor Ablauf seines Lebens zu erreichen.
Wenn man im www und in Büchern nach den Filmen sucht, die Leone in UPON A TIME IN THE WEST zitiert, stößt man vornehmlich auf 12 UHR MITTAGS (USA / 1952) und THE SEARCHERS. Da der Name John Ford unweigerlich und kontinuierlich in den entsprechenden wissenschaftlichen Abhandlungen, Kritiken und Essays, die sich um UPON A TIME IN THE WEST drehen, auftaucht, bringen einige der Autoren auch THE IRON HORSE (USA, 1924) ins Gespräch. Nahe liegend, da UPON A TIME IN THE WEST wie THE IRON HORSE die Union Pacific Railroad thematisieren. Ich erweitere den Fundus kraft Cecil B. DeMilles UNION PACIFIC. Dort wetteifern die Central Pacific und die Union Pacific um die lukrative Zusage, die Bahnstrecke nach ihrer Fertigstellung betreiben zu dürfen und auf diese Weise mächtig viele Dollars einzufahren. UPON A TIME IN THE WEST inkludiert einen ähnlichen Wettstreit, auf den ich jetzt allerdings nicht eingehen werde. Da ich bisher nichts dergleichen gelesen habe, lag es auf der Hand als auch an meinem Herzen (Prosa, Prosa über alles) diese Gemeinsamkeit zu erwähnen. Trotzdem merkwürdig, dass ich nichts dergleichen finden konnte, da über diesen Western doch eigentlich eh alles gesagt wurde.
Mindestens dito so viel wie über UPON A TIME IN THE WEST gesagt und geschrieben wurde, hat UPON A TIME IN THE WEST zu erzählen. Von Fortschritt und Zivilisierung, von skrupellosen Killern, vom ruhmhungrigen Eisenbahnmogul, vom gealterten Westerner, der der Zivilisation nicht gewachsen ist etc. pp. Leone zitiert während dieser Mission nur allzu oft das Westernkino, aber: Er macht es auf eine andere Weise, als es beispielsweise ein Quentin Tarantino praktiziert. Tarantinos Zitate sind als Huldigungen zu verstehen. Bei Leone werden die Zitate von einer höherrangigen Ebene gesendet. Bedeutet: Was TENEBRAE für den Giallo-Thriller, ist UPON A TIME IN THE WEST für den Western. Ein Western, der über den Western referiert und simultan das Genre als solches resümiert. Audiovisuell als auch narrativ perfekt konstruiert.
"Und die Söhne Babels kamen zu ihr, um bei ihr zu schlafen, und machten sie unrein mit ihrer Hurerei, und sie machte sich unrein mit ihnen, bis sie ihrer müde wurde." (Hesekiel 23,17)
Für die Pro- und Antagonisten dieses Meta-Westerns: Frank, der rücksichtslose Killer, Morton, der sterbenskranke Fanatiker, Cheyenne, der allegorische Shane, Mundharmonika, der undurchsichtige Fremde, ist es an der Zeit abzutreten! Sie werden im neuen Amerika - wo sich fortan Bürokratie und Imperialismus die Hände reichen und Colts durch die Worte der Anwälte sowie Indianerkriege durch Papierkriege abgelöst werden - nicht mehr gebraucht.
Doch wer wird den Sprung in die neue Zeit meistern? Jill McBain! Die ehemalige Prostituierte, die sich kraft ihrer Eheschließung mit Brett McBain ein bürgerliches Leben verwirklichen wollte, allerdings schlagartig zur Witwe wurde. Jill McBain, die Witwe, die mit dem Mörder ihres Mannes schläft und die Rückkehr in ihren ehemaligen Beruf nicht gänzlich ausschließt. Jill kommt aus dem Süden es Landes, aus New Orleans. Ihre Vergangenheit hat mit den feinen Damen dieses Landesteils nichts gemein. Sie besitzt allerdings den Ehrgeiz und die Cleverness, die man in den Westernlichtspielen gemeinhin den gebildeten Frauen aus dem Osten des Landes zuschreibt. Prima facie erinnert die Charakterkonstruktion, Jill McBain, ein wenig an die Prostituierte Dallas (STAGECOACH). Auch Dallas strebt ein bürgerliches Leben an, besitzt aber, im Vergleich zu Jill, ein Herz aus Gold, wogegen Jill (vermutlich) bereit wäre, über Leichen zu gehen. Ihr Opportunismus qualifiziert sie für den neunen, für den zivilisierten Westen. Wer das Ganze weiter durchkaspern mag, der/die kann ja mal via google nach der Hure Babylon forschen. Ich mag das jetzt nicht alles aufbröseln, da der Text eh schon länger geraten ist, als ursprünglich geplant. Es gibt ja zu UPON A TIME IN THE WEST eh nichts zu sagen, was nicht schon da und dort wie hüben und drüben gesagt wurde. Ich hoffe, dass ich mich bei dem Wagnis, diesen Film zu besprechen, trotzdem wacker geschlagen und Sie zumindest einigermaßen bei Leselaune halten konnte.
Fazit: UPON A TIME IN THE WEST – Es war einmal im Westen – ist ein präzise konstruiertes, meisterhaft fotografiertes, annährend dreistündiges Westernepos ohne eine überflüssige Minute. Das mittels des Titels prognostizierte Märchen weicht der Historie. Der Traum des Zeloten der knallharten Realität. Die Wildnis endgültig der Zivilisation. Mit ihrer Kapitulation kapitulieren auch die alten Westerner, die im neuen, dem zivilisierten Westen nicht mehr gebraucht werden. So mutet es schlussendlich keinesfalls überraschend, das ausgerechnet Jill McBain, die ehemalige Hure und fortwährende Opportunistin, erfolgreich in die neue Zeit eintritt. Anatol Weber fasst es in seinem Aufsatz „Ihr Name ist Nobody“ bestens zusammen, sodass ich den Text mit Webers treffenden Worten ausklingen lasse:
„Sie (Jill McBain ) hält die Fäden in der Hand, ist keineswegs das wehrlose Opfer, und wenn Cheyenne und Frank längst Staub fressen und Mundharmonika in die Bedeutungslosigkeit des Bildrands reitet, ist die Hure zur Mutter Amerikas geworden.“
Neuste Kommentare
Simon
24. Februar, 2024 | #
Hallo.
Wenn ich den Film im O-Ton schauen möchte, verstehe ich es richtig, dass die Originalsprache Englisch ist, obwohl es sich um...
KLAUS SCHMITZ
12. Februar, 2024 | #
ICH SUCHE DIESEN FILM UND MÖCHTE IN UNBEDINGT NOCH EINMAL SEHEN-BIN EIN RIESEN FAN
Angela
06. April, 2023 | #
Ich wollte fragen ob man diesen Film,,Inzest ,,auch als DVD kaufen kann. Liebe Grüße
DF
15. Januar, 2023 | #
Wenn ich fragen darf, wo gibt es eine Kopie des Films? Irgendwelche Online-Ressourcen?
André
26. Dezember, 2022 | #
Ich suche den schon länger vergeblich. Gibt es irgendeine Möglichkeit, den auf DVD zu bekommen?
Gerald Kuklisnki
19. Dezember, 2022 | #
Inzwischen gibt es eine französische Blu-ray von Pulse. Die Disk enthält "Je brule de partout" in Französisch mit englischen...