Das war Buffalo Bill

Frankreich | Deutschland | Italien, 1964

Originaltitel:

Buffalo Bill, l'eroe del far west

Alternativtitel:

Buffalo Bill, le héros du Far-West (FRA)

El héroe del Oeste (ESP)

L'attaque de Fort Adams

Buffalo Bill - Hero of the (far) West

Buffalo Bill

Deutsche Erstaufführung:

22. Januar 1965

Regisseur:

Mario Costa

Inhalt

Der Friede zwischen dem roten und dem weißen Mann ist gefährdet, denn die pazifistischen Worte vom Häuptling der Sioux, White Fox, klingen für den kriegshungrigen Streiter, Yellow Hand, der zu einem kräftigen Schluck Feuerwasser niemals nein sagt und seine Hunde des Krieges gern auf die Bleichgesichter hetzen würde, wie Altweibergeschwätz. Präsident Grant will der kritischen Lage Herr werden und sendet Buffalo Bill nach Indian Creek, damit der tapfere Büffeljäger mithilfe seiner Diplomatie die überbordenden Wogen glätten und den Frieden in sichere Gewässer lotsen kann. Nach Bills Ankunft im Krisengebiet, genauer gesagt in dem dort angesiedelten Fort, erlebt er den kommandierenden Colonel Peterson als einen Rassisten, der einem schnellen Kriegsausbruch nicht abgeneigt gegenübersteht. Zudem bewegen sich in Petersons Dunstkreis der nicht minder rassistische Big Sam sowie der Kriegsgewinnler Monroe, der die Sioux mit Waffen beliefert, White Foxs Tochter, Moonshine, entführt und hernach die Blauröcke für die Tat verantwortlich macht. Die Lage ist demnach ernst: Extrem ernst! Aber dort wo Bill am Werke ist, da kiekt auch gleich ein Schimmer Hoffnung um die Ecke.

Review

Um die Bedeutung sowie die Wirkung der Person Buffalo Bill innert Showgeschäft und Historie zu veranschaulichen, möchte ich gleich zu Beginn Jens-Ulrich Davids aus dessen Doktorarbeit „Das Wildwest-Romanheft in der Bundesrepublik“ zitieren. „Das eigenartige Faktum, dass der Wilde Westen von der Kulturindustrie ausgebeutet wurde, während er noch bestand, lässt sich vielleicht am besten durch das Beispiel William F. Cody veranschaulichen.“ Eine Behauptung mit der Davids kurz, knapp und effizient das exploitative Gebaren um William F. Cody reflektiert, einhergehend den viel zitierten Nagel mit einem alles erschütternden Schlag auf dessen stählernen Kopf trifft und damit mehr aussagt als es die abertausenden Worte manch siebengescheiter Hafensänger vermögen.

 

Der Nickname, Buffalo Bill, erfuhr seine Niederkunft während Bills Tätigkeit für die Goddard Brothers, denn nachdem ein Büffel Bills Pferd auf die Hörner nahm, musste der Büffeljäger zur Belustigung der Kavalleristen die Beine in die Hand nehmen und konnte nur aufgrund des Einsatzes einiger Blauröcke mit dem Leben davon kommen. Gemäß diverser Zeitzeugenberichte war Buffalo Bill halt weniger der schillernde Heroe, als viel eher ein rigoroser Bisonschlächter wie krankhafter Scharlatan. Er chargierte zwischen seinem Job als Armeekundschafter und dem als Akteur unter dem Zirkuszelt. Bereits zu seinen Lebzeiten veröffentlichte (1879) Prentiss Ingraham eine Buffalo Bill-Biografie, in der Cody fesch gekleidet als schillernder Westerner anmutsvolle Jungfrauen aus prekären Lebenslagen rettet. Einen ähnlichen Heroismus gaukeln wohl auch die in den 1900ern, 1910ern und 1920ern entstandenen Buffalo Bill-Filme, bei denen unter anderem Originalbildaufnahmen zum Einsatz kamen, vor. Rund 19 Jahre nach Bills Ableben montierte Cecil B. DeMille mit „Der Held der Prärie“ ein meines Erachtens sehenswertes Lichtspiel, welches Büffel Bill in die zweite Reihe beorderte, sodass sich sein Freund, Wild Bill Hickok, die Heldenkappe aufsetzen durfte. Und was uns weitere 40 Jahre später Robert Altman mit „Buffalo Bill und die Indianer“ auftischte, das war respektive ist für die amerikanischen Legendenschaffer ein berechtigter Tritt in die viel zu häufig abgeschirmten Weichteile.

 

„Ich bin nicht hier her gekommen, um zu töten. Ich kam um Frieden zu bringen.“ (Buffalo Bill)

 

Mario Costas Konstruktion des Buffalo Bill reflektiert keinen Wild West Supermann. Der Regisseur gestaltete anstelle dessen einen tapferen Westerner, der Eroberung und Besiedelung miterlebt und im Grenzgebiet der frontier den Frieden zwischen Rot und Weiß schützen soll und will. Er erinnert an den Helden der Karl May Filme und fungiert (wie Old Shatterhand) als ein Vermittler zwischen den Kulturen, der den Kontakt zum Häuptling der Sioux, White Fox, sucht und an dessen Friedenswille appelliert. Bill ist, gemäß Costas Inszenierung, der Heilsbringer, der die Utopie vom Frieden in Realität verwandeln will, gegen die Kriegshetzer (Yellow Hand auf der einen, Monroe auf der anderen Seite) antritt und dabei die Unterstützung seiner Begleiter, Chiricahua und Snack, sowie von White Foxs Tochter, Moonbeam, erhält.
Folglich zeichnete Costa einen durch und durch sauberen Charakter, der allerdings, wenn es sein muss, die Winchester sowie die Fäuste hebt, um seinen Kontrahenten das verdorbene Lebenslicht auszublasen oder mit gezielten Haken die Unvernunft aus deren Schädeln zu prügeln. In diesem Zuge wird übrigens ein Zweikampf zwischen Bill und Yellow Hand geboten, der an die Auseinandersetzung zwischen Old Shatterhand und Großer Wolf innert Reinls „Der Schatz im Silbersee“ erinnert.
Die Rolle des Büffel-Bill ist mit der Peplum-Ikone, dem vormaligen Tarzan-Darsteller, Gordon Scott, gut besetzt, denn der Kraftmeier macht meines Erachtens mit seinem zwanglosen Spiel einen ordentlichen Eindruck.

 

Freilich handelt es sich bei „Das war Buffalo Bill“ um keinen stereotypen Italo-Western, was mir persönlich auch schnurzpiepegal ist. Ich mag Marios Costas US-lastige mit Karl May-Flair gepaarte Herangehensweise gern und kann kurzerhand bekräftigen, dass sich der Film nicht hinter den kleinen, in den 1950ern und 1960ern von Nathan Juran, Jack Arnold, George Marshall, William Witney, Don Siegel (und wie die verantwortlichen Regisseure sonst noch alle heißen) inszenierten, teilweise vergessenen amerikanischen Western, verstecken muss. Besonders sagt mir das schöne, von Mundharmonika und Pferdegetrappel (im Stile der Kokosnussritter) begleitete Leitmotiv zu, welches mich postwendend in die Stimmung versetzte, welche mir die eben erwähnten amerikanischen Western aus der zweiten Reihe immerzu bescheren. Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt schreiben darf? Denn „Western aus der zweiten Reihe“, das klingt so lieb- und respektlos, das klingt - einfach schrecklich! Soll ich Ihnen mal was sagen? Ich bin ein Anhänger der Western mit Audie Murphy, und bestätige jederzeit und ohne mit der Wimper zu zucken die Klasse, welche kostengünstig kreierte Vehikel Marke „Auf der Kugel stand kein Name“ und „Die gnadenlosen Vier“ auszeichnet. Einige unserer Ahnen befanden das ähnlich, denn wenn der Kinobetreiber die Schaukästen mit dem Namen Audie Murphy sowie seinem (Murphys) Konterfei schmückte, dann wurde eine magische Energie freigesetzt, die das Publikum zur stetigen Wiederkehr in die Kinos bewegen konnte, sodass mithilfe des umrissenen Starsystems, dem Kennzeichen wie Günstling der Kommerzialität, einem einträglichen Klassenerfolg nichts mehr im Wege stand. Da wundert man sich doch minder, dass es in den 1960ern bundesrepublikanische Lichtspieltheater gab, deren Programm sich fast ausschließlich aus den Westernfilmen mit dem Kriegshelden(!), der also im wahren Leben das verkörperte, was ihn in seinem Filmen popularisierte und ihm mythische Qualitäten verlieh, zusammensetzte. Ja, so war das einmal in der BRD, und es währte zumindest so lang, bis der Italo-Western die alternde US-Kolonne vom Fahrersitz schuppste, hernach das Gaspedal durchtrat, die Westernkarre mächtig beschleunigen ließ und ein paar Dollar mehr in Kinokassen spülte.

 

Fazit: Mario Costas Western will nun wirklich nicht beweisen, wie das Bilden eines Mythos selbst zum Mythos werden kann und lässt demzufolge Buffalo Bill nicht als den fortwährend zentralisierten, schillernden Großkotz auftreten, sondern als jenen stereotypen Helden mit Old Shatterhand-Färbung, der viele Namen tragen kann und der uns oftmals im amerikanischen wie selbstredend auch im europäischen Westernkino begegnete. Summa summarum kredenzt Costa dem Publikum einen an der Historie orientierten Film, der eine der vielen, freilich nur allzu oft weniger wahren, allerdings meistenteils sehr wohl unterhaltenden Erzählungen aus dem Grenzgebiet der frontier reflektiert.

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