Das Vermächtnis des Inka

Bulgarien | Deutschland | Italien | Spanien, 1965

Originaltitel:

Das Vermächtnis des Inka

Alternativtitel:

Viva Gringo (ITA)

El último rey de los incas (ESP)

Legacy of the Incas (USA)

Deutsche Erstaufführung:

09. April 1966

Regisseur:

Georg Marischka

Inhalt

Die Ermordung ihres Königs liegt seit zehn Jahren wie ein Fluch auf dem Volk der Inka, welches noch keine Rache am Mörder ihres Oberhauptes nehmen konnte. Falsch gelegte Fährten lassen den Priester Anciano (Carlo Tamberlani) immer noch fest daran glauben, dass es sich bei den Tätern um die Hansen-Brüder handelt, die zum Zeitpunkt des Verbrechens anwesend waren. Entwendet wurde ein Teil einer alten Knotenschnur, die den Weg zum sagenumwobenen Inka-Schatz weisen soll, der gerade jetzt allerlei Banditen anzieht, da die Krönung Haukaroporas (William Rothlein) zum neuen König der Inka kurz bevor steht. Die Regierung befürchtet, dass das aufgewühlte Volk in den heiligen Krieg ziehen wird und beauftragt den so genannten "Jaguar" (Guy Madison) zwischen den angespannten Fronten zu vermitteln. Doch dann schlägt die Vergangenheit erneut zu...

Autor

Prisma

Review

Bevor das aufwändige Projekt "Das Vermächtnis des Inka" unter widrigen Umständen auf die Beine gestellt werden konnte, das an Originalschauplätzen in Peru, Spanien und Bulgarien gedreht wurde, gingen der Produktion bereits 15 Karl-May-Filme in der Nachkriegszeit voraus, die größtenteils immense Kassenerfolge feiern konnten. Regisseur Georg Marischka, der als May-Experte galt, war als Co-Regisseur bereits an der ersten Farbfilmvariante "Die Sklavenkaravane" aus dem Jahr 1959 beteiligt und der Film avancierte zu einem zufriedenstellenden Geschäft. Der Wunsch, ein derartiges Projekt alleine zu inszenieren, war bei dem österreichischen Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor wohl sehr groß, sodass er Artur Brauner und seine cCc Filmkunst für das Projekt zu gewinnen versuchte. Nach der Ablehnung durch Brauner gründete Marischka eine eigene Produktionsfirma gemeinsam mit seinem Bruder und gewann die renommiere Nora für den Filmverleih, denn immerhin galten Karl-May-Verfilmungen als Selbstläufer und Kassenschlager. "Das Vermächtnis des Inka" konnte sich letztlich nicht in diese Riege einreihen, denn er entwickelte sich zu einem geschäftlichen Misserfolg, der nicht nur verantwortlich für den Konkurs der Franz-Marischka-Film war, sondern bestimmt auch für das langsame Ausklingen der langjährigen Reihe. Der 1966 in der Bundesrepublik uraufgeführte Film unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von seinen Artgenossen und besitzt das Potenzial, das Publikum in zwei Lager zu teilen, zwischen denen nicht viel Spielraum bleibt. Alleine die Tatsache, dass die Produktion mit immensem Aufwand auf ins Leben gerufen wurde, hebt ihn quasi pauschal über die Durchschnittsmarke hinweg, wobei andere Faktoren ihn in Teilen genau in die andere Richtung manövrieren. So steht oder fällt diese Erzählung wie so häufig mit dem eigenen Gusto und den individuellen Erwartungen oder Sehgewohnheiten, die sich von Vorgänger-Produktionen herleiten.

 

Zunächst ist anzumerken, dass Marischkas Version weitgehend ohne die verklärte Romantik insbesondere der von Rialto-Film hergestellten Adaptionen auskommt, was je nach Erwartung als Plus zu werten ist. Ein beinahe ökonomischer Pragmatismus lenkt und prägt diesen nicht uninteressant erzählten Film über weite Strecken, kommt auf der anderen Seite jedoch nicht um den handelsüblichen Humor aus, der von Zeit zu Zeit haarscharf an zweitklassigem Klamauk vorbeischrammt. Bleibt man nur bei diesen zwei fundamental erscheinenden Elementen des Films, ergibt sich ein sperriger Erzählfluss, der im Gesamtergebnis wirkt wie zwei sich gegenseitig abweisende Phasen in einem Glas, die nicht ineinander übergehen können. Dennoch präsentiert sich der Film sehr bemüht, vor allem aber intern und extern international orientiert, was alleine schon an der interessanten Besetzungsliste zu bemerken ist. Der US-Amerikaner Guy Madison dürfte gerade dem deutschen Kinopublikum aus dem ein Jahr zuvor in die Kinos gebrachten "Old Shatterhand" in lebhafter Erinnerung geblieben sein. Als Protagonist "Jaguar" gerät er zwischen die aufgestachelten Fronten, um unschuldiges Opfer eines doppelten Spiels zu werden. In diesem Zusammenhang setzt die Inszenierung zwar auf frühe Gewaltspitzen, die sich als Tendenz jedoch nicht durchsetzen werden und Intervallen mit Heinz Erhardts, Walter Gillers und Chris Howlands unverkennbaren Auffassungen von Humor weichen. Hier kristallisieren sich deutliche qualitative Unterschiede bei der Handhabe heraus, sodass sich unterm Strich bemerken lässt, dass Erhardt seine Kollegen nach und nach abhängen wird. Die humorige Dichte wirkt in den vorgefertigten Intervallen oft erdrückend und ausbremsend, da am Ende mehr als nur eine dominante Tendenz in Richtung Lustspiel übrig bleibt, die das eigentlich ernste Thema nicht nötig gehabt hätte und ungünstig unterwandert.

 

Da die Themen Rache und blinder Hass bereits zu Beginn in Konturen gebracht wurden, blitzen sie auch in immer wiederkehrenden Phasen auf. So bleibt das interessante und überdies brisante Hauptthema glücklicherweise präsent, um auf einen gelungenen Showdown hinzuweisen. Leider erzeugt die Regie zu wenige Spannungsmomente für den Zuschauer, was im Endeffekt sehr schade ist. Die imposanten Schauplätze funktionieren hervorragend mit den recht authentisch wirkenden Kulissen und es steht außer Frage, dass ein großer Aufwand in der Hoffnung auf einen Großerfolg betrieben wurde. Etablierte Stars und neue Gesichter staffieren das Geschehen angemessen bis spektakulär aus. In dieser Hinsicht sind etwa William Rothlein, Rik Battaglia, Fernando Rey, Carlo Tamberlani und insbesondere Francisco Rabal als rücksichtsloser Fiesling vom Dienst zu nennen; auch die zum damaligen Zeitpunkt eher unbekannte israelische Interpretin Geula Nuni kann durch Anmut und Spiellaune überzeugen. Obwohl es häufig zu leichten Unklarheiten zwischen bestimmten Personen oder innerhalb der Konstellationen kommt, wirkt dieses Abenteuer auf ansehnliche Art und Weise entrückt und offenbart einen leichtfüßigen Grundton. Die zeitgenössische Kritik war sich seinerzeit uneins über das Gelingen von Georg Marischkas Prestigeprojekt und die Positionierungen der Meinungen sind jeweils eher an den extremen Rändern, sprich bei Gut oder Böse wiederfinden. Bei "Das Vermächtnis des Inka" handelt es sich schließlich überwiegend um einen der zahlreichen Karl-May-Beiträge, der wohl mehr als andere Adaptionen von persönlichen Präferenzen abhängig ist. Einerseits hat Georg Marischka den Stoff patent angepackt und beschert dem Interessenten eine abwechslungsreiche, hochwertige und hoffnungsvolle Präsentation, doch andererseits wirken so manche Variationen, die bei genauer Betrachtung wie Stilbrüche aufgefasst werden können, gewöhnungsbedürftig und zu überambitioniert.

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