Vier Fäuste gegen Rio

Brasilien | Italien, 1984

Originaltitel:

Non c'è due senza quattro

Alternativtitel:

Attention les dégâts (FRA)

Double Trouble (USA)

Deutsche Erstaufführung:

19. Oktober 1984

Regisseur:

Enzo Barboni

Drehbuch:

Marco Barboni

Inhalt

Eine New Yorker Doppelgänger-Agentur arbeitet im Auftrag der brasilianischen Milliardäre und Cousins Bastiano Juao Coimbra de la Coronilla y Azevedo (Terence Hill) und Antonio Coimbra de la Coronilla y Azevedo (Bud Spencer), die seit geraumer Zeit um ihr Leben fürchten, da es bereits Anschläge gegeben hat. Als Doubles platzieren die Coimbras den Stuntman Elliot Vance sowie den Kleinkriminellen und Jazz-Saxophonisten Greg Wonder, die jeweils eine Millionensumme zugesagt bekommen. Auf ihrem neuen Terrain fallen die Doppelgänger gleich durch ihre ungehobelte Art auf, die sich komplett von den versnobten Attitüden ihrer Auftraggeber unterscheiden, allerdings verbuchen sie mit ihren unkonventionellen Methoden auch schnelle und vielversprechende Erfolge. Können die beiden den Drahtzieher dieser mysteriösen Angelegenheit entlarven..?

Autor

Prisma

Review

Wen Bud Spencer und Terence Hill schon als Duo begeistern konnte, der kommt in VIER FÄUSTE GEGEN RIO doppelt auf seine Kosten, da die schlagfertigen Darsteller jeweils in Doppelrollen auftreten. Auch wenn die Story gleich von Beginn an etwas bizarr anmuten möchte, kommt man doch sehr gut in den Verlauf hinein, der offensichtlich wenig Zeit verlieren möchte. Eine Doppelgänger-Agentur macht den Jazz-Saxophonisten Greg Wonder und den den Stuntman Elliot Vance ausfindig, die ihren milliardenschweren Klienten zum verwechseln ähnlich sehen. Da die schmackhafte Offerte in ihrer Dimension nicht abzulehnen ist, wird erst gar nicht großartig hinterfragt, sodass man den beiden neuen Kollegen dabei zusehen kann, wie sie dem Lockruf des Geldes folgen. Gespickt mit wie üblich grobschlächtigen Kalauern, aber auch feiner Situationskomik, kann der gefährliche Auftrag ausgeführt werden. Das erste Aufeinandertreffen der Doppelgänger entfaltet die Wirkung eines waschechten Kulturschocks, da unterschiedliche Welten aufeinanderprallen. Auf der einen Seite ist ungehobelte Offenheit, verbale und tatsächliche Schlagfertigkeit oder vergleichsweise primitives Inszenieren zu sehen, was auf der anderen Seite in einen derben Kontrast gestellt wird, denn die Coimbras überkultiviert, mimosenhaft, stocksteif, absolut humorlos, aber wirtschaftlich gesehen auch überaus erfolgreich. Obligatorische Dialoge, die sich als typische Aushängeschilder des Spencer/Hill-Humors etablieren sollten, übernehmen schnell das Regiment in dieser straff aufgezogenen Veranstaltung, und es darf tatsächlich häufiger gelacht werden, als man meinem möchte.

Es ist interessant zu sehen, dass sich der Film nicht nur über wenige uniforme Momente definiert, sondern innerhalb des Plots viele Nebenstränge ausbuchstabiert, die zwar in unmittelbarem Zusammenhang mit der Hauptgeschichte stehen oder gestellt werden, aber für eine willkommene Abwechslung sorgen. Wie so häufig lassen sich also Einteilungen in bestimmte Etappen oder isolierte Intervalle feststellen, die das Geschehen in frischer und abwechslungsreicher Fahrt halten. Wie bei vielen Prügel-Komödien von Terence Hill und Bud Spencer kommt es auch in VIER FÄUSTE GEGEN RIO drauf an, ob man das Duo generell gerne sieht, oder nach so zahlreich inszenierten Beiträgen etwas Abgedroschenheit ausfindig machen kann. Im Gros zünden die Kalauer, Wortgefechte, Choreografien und Verwechslungen in Barbonis Film aber sehr gut, sodass es schnell Schlag auf Schlag gehen kann. Das erste Treffen sprengt somit alle Erwartungen, da sich zwei verschiedene Welten in einem gegenseitigen Kulturschock wiederfinden, was für den nötigen Zündstoff sorgt. Zunächst ist das allgemein ungehobelte Verhalten zu nennen, welches auf puren Snobismus prallt, außerdem werden die jeweiligen Essgewohnheiten mit Verwunderung bis Abscheu zur Kenntnis genommen. Elliot und Greg pflegen ein unkultiviert wirkendes Profil ohne Tischgebet, die Coimbras sind auf strenge Diät gesetzt, sodass man das Schnitzel - falls es denn eines geben würde - zuerst erkennen würde, wenn man die Fliegen weggejagt hätte. Von gegenseitiger Sympathie kann also nicht gerade gesprochen werden, doch die millionenschweren Geschäftsleute tauchen schon bald in die Versenkung ab.

So wird der Weg frei für die eigentliche Spencer/Hill-Show gemacht, bei der schon bald die Fetzen fliegen werden. Wie in vielen Filmen der beiden beliebten Protagonisten setzt auch VIER FÄUSTE GEGEN RIO auf deutliche charakterliche Unterschiede zwischen Bud Spencer und Terence Hill. Häufig wurde das Duo so platziert, dass der Eindruck nicht fern liegt, dass sich die beiden nicht besonders gut riechen können, allerdings gegenseitig brauchen. Diese Grundvoraussetzung macht sich der Verlauf auch hier zunutze, in dem es nie zu Phasen des Leerlaufs kommt, immerhin lauert ein in Schwarz gekleidetes Phantom im Hintergrund, dessen Identität zugegebenermaßen wie auf einem Silbertablett serviert wird. Nichtsdestotrotz kann dieses Plot-Fragment punkten, das insbesondere dann greift, wenn das Publikum wesentlich jünger ist. Filme wie dieser profitieren in besonders hohem Maß von der individuell ausgeprägten Nostalgie jedes einzelnen Zuschauers, denn was damals gut war, muss heute nicht unbedingt schlecht sein, auch wenn man selbstverständlich ein paar Abstriche machen muss. Gegen Ende dieser turbulenten Angelegenheit kommt es im finalen Feuerwerk der schnellen Fäuste und ausgewiesenen Mimosen zu besonders ansprechenden Choreografien und guter Action, sodass sich bei "Vier Fäuste gegen Rio" von einem rundum gelungenen Spencer/Hill-Paket sprechen lässt, das seinen Charme auch nach etlichen Jahren nicht verloren hat und seinen Rhythmus im Blut immer wieder unter Beweis stellen kann. In der persönlichen Rangliste des Duos rangiert dieser späte Coup ganz weit oben in der Klassiker-Liste und kann daher immer wieder aufs Neue angesehen werden, ohne dass es zu Abnutzungserscheinungen kommt.

Autor

Prisma

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