Are We Men or Corporals?

Italien, 1955

Originaltitel:

Siamo uomini o caporali

Alternativtitel:

Somos Homens Ou... (BRA)

Inhalt

Der Schauspieler Totò Esposito (Totò) betritt Cinecittà für ein Engagement als Extra für einen Napoleon-Film, doch aufgrund widriger Umstände landet er wiederholt am falschen Set und unterbricht so die Dreharbeiten für einen Nero-Film. Vom Regieassistenten übel angegangen, verliert er die Beherrschung und attackiert diesen mit einem Säbel. Man weist ihn daraufhin in eine psychiatrische Klinik ein, wo der diensthabende Arzt keineswegs überzeugt ist, dass Totò verrückt sei. In einem klärenden Gespräch erzählt Totò ihm seine tragische und aufregende Lebensgeschichte, die von Menschen und Korporalen handelt.

Review

Totò Esposito hat eine Theorie, und die geht wie folgt: es gibt zwei Kategorien von Männern, Menschen und Korporale. Die Menschen sind in der Mehrheit, die Korporale glücklicherweise eine Minderheit. Allerdings eine, die den Menschen das Leben schwer macht. Während der Mensch auf ein wenig Glück im Leben hofft, sind es die Korporale, die sie zur Arbeit antreiben, sie schikanieren, sie ihrer Hoffnung berauben, missbrauchen, demütigen. Interessanterweise setzt Totòs Theorie jene Ausbeuter nicht nach oben in die Nahrungskette, denn mit dem oberen Ende der Nahrungskette hat der einfache Mann ja eher selten zu tun. Es sind die „Unteroffiziere“ der Oberen, ihre Handlanger, die meist selbst nicht genug Macht oder Intelligenz besitzen, um an die Spitze zu gelangen, sondern stattdessen den Einfluss den sie besitzen dazu nutzen, um nach Unten zu treten. Man wird als „Korporal“ geboren, philosophiert Totò weiter, man erkennt sie an ihren Gesichtern, denn diese seien identisch, die gleichen wiederkehrenden Charakterzüge, die von angeborener Gier und Boshaftigkeit geprägt sind. Und so werden die „Korporale“ in Camillo Mastrocinques „Siamo uomini o caporali“ auch stets von dem gleichen Darsteller verkörpert, Paolo Stoppa.

 

Mastrocinques „Siamo uomini o caporali“ gehört zu den bemerkenswerteren Filmen des (Tragik-)Komikers Totò, zu welchem letzterer, unter dem Pseudonym Antonio De Curtis, das Drehbuch beisteuerte. Apropos Drehbuch. Damals war es in Italien notwendig, dieses vor Drehbeginn genehmigen zu lassen, um „Zensur zu vermeiden.“ Ist natürlich Augenwischerei. Obwohl erstaunlich Vieles, was man als durchaus kontrovers bezeichnen könnte, es in den finalen Film geschafft hat, musste das Drehbuch ordentlich Federn lassen. Ganze Szenen wurden beanstandet und mussten gestrichen werden. Doch das, was es in den Film geschafft hat, ist noch immer allemal sehenswert. Paolo Stoppa spielt alle „Korporale.“ Zu Anfang den bösartigen Filmregisseur, dann einen faschistischen Soldaten, den Lagerkommandanten des KZ „Stalag 1a“, einen lüsternen amerikanischen Offizier, den skrupellosen Redakteur des Boulevard-Magazins „Ieri-Oggi-Domani“ und am Schluss den lombardischen Geschäftsmann. „Siamo uomini o caporali“ war einer der ersten italienischen Filme, der – wenn auch nur in einer Episode – in einem KZ spielt. Gillo Pontecorvos „Kapo“ entstand erst drei Jahre später.

 

Der Film enthält zudem zwei musikalische Momente. Totò singt für seine Angebetete Sonia (die in ihm aber eher eine Vaterfigur sieht) ein kurzes Liebeslied, das in seiner Simplizität anrührend ist. Sonia wird gespielt von der eher unbekannten, aber talentierten und wunderschönen Fiorella Mari. Mit dieser führt Totò auch später im Theater der GI’s eine amüsante Musical-Nummer vor, in der er eine Prostituierte mit vorgehaltener Waffe zu einem Striptease zwingt, bis diese ihm die Waffe entwindet und den Spieß umdreht. Doch aus dem Spaß wird schließlich Ernst, und in dieser Episode wird das Thema Missbrauch angeschnitten. Hier spielt Paolo Stoppa den dreckigsten „Korporal“ des Films. In kleineren Rollen sieht man Gina Rovere („Adua und ihre Gefährtinnen/Adua e le compagne“, Italien 1960) und das kurze Filmdebut von Sylva Koscina.

 

Absichtlich habe ich mir weitergehende Spoiler zum Handlungsverlauf des Films verkniffen, hoffe aber, der kurze Text hat neugierig auf diesen wirklich interessanten Totò-Film gemacht, der außerhalb Italiens nur in sehr wenigen Ländern gezeigt wurde. Und…es gibt viel lustiges Deutsch in „Siamo uomini o caporali“. Amüsant ist ebenfalls, wenn Totò die Nazi-Ärzte, die an ihm „atomische Experimente“ ausführen wollen, einlädt ihn nach dem Krieg zu besuchen, dann würde er „Spaghetti alla partisani“ für sie zubereiten.

Links

OFDb
IMDb

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