Django - Dein Henker wartet

Italien, 1967

Originaltitel:

Non aspettare Django, spara

Alternativtitel:

Non aspettare Django, spara (IT)

Django le justicier (FR)

Don’t wait, Django… shoot! (GB)

Django dispara (SP)

Deutsche Erstaufführung:

02.12.1967

Regisseur:

Edoardo Mulargia

Inhalt

Der kleine Farmer Foster hat ein großes Geschäft abgewickelt. Er hat durch den Verkauf von Pferden an den Großgrundbesitzer Don Alvarez satte 10.000 Dollar eingenommen. Nach erfolgreicher Abwickelung behauptet Don Alvarez nun allerdings er habe gar keine Pferde erhalten und schickt daraufhin seinen Killer Navarro los um das Geld zurückzuholen. Da sich Foster weigert seine Einnahmen herauszurücken macht Navarro kurzen Prozess und knallt den alten Mann eiskalt über den Haufen. Dessen Sohn Django sinnt auf Rache und will sich nun Don Alvarez und seinen ganzen Haufen stinkender Schweine vorknöpfen.

Review

Edoardo Mulargia war ein wahrhaftiger Genreexperte, der es in seiner Karriere als Regisseur auf immerhin neun Western brachte. Seine beste Arbeit war mit Sicherheit der wunderbare “El Puro“ mit Robert Woods in der Titelrolle aber auch alle anderen, mit Ausnahme von “Rimase uno solo e fu la morte per tutti!“ (Dakota- nur der Colt war sein Gesetz) vielleicht, können sich mehr als sehen lassen. Gemeinsam mit dem Schauspieler, Produzenten, Drehbuchautor und Regisseur Vincenzo Musolino schuf er vier äußerst unterhaltsame kleine Western. Dazu zählen Mulargias erste vier Westernbeiträge “Vaya con dios, Gringo“, “Perché uccidi ancora“ (Jetzt sprechen die Pistolen), “Cjamango“ (Django – Kreuze im blutigen Sand) und eben “Non aspettare Django, spara“ (Django – dein Henker wartet). Danach inszenierte Musolino mit “Chiedi perdono a Dio... non a me“ (Django – den Colt an der Kehle) und “Quintana“ selber noch zwei einigermaßen unterhaltsame Filmchen bevor er mit nicht einmal 40 Jahren aus dem Leben schied.

 

Bei Mulargias “Non aspettare Django, spara“ (Django – dein Henker wartet) handelt es sich wie bei allen seinen Western um einen äußerst billig produzierten kleinen Genrebeitrag, der aber ungemein unterhaltsam ist. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Farmer Django, der sich aufgrund des Mordes an seinem Vater auf einen unerbittlichen Rachefeldzug begibt um den Mördern ihre gerechte Strafe zukommen zu lassen. Seinem Vater Foster wurde vorgeworfen er hätte ein Geschäft nicht sachgemäß abgewickelt und die an Don Alvarez verkauften Pferde nicht geliefert. Alvarez schickt den irrsinnigen Navarro los um das gezahlte Geld zurückzuholen. Der fackelt nicht lange und legt Foster um als der die Moneten nicht rausrücken will. Django lässt das natürlich nicht auf sich sitzen und macht sich sofort auf den Weg um die Schuldigen zur Strecke zu bringen und die 10.000 Dollar will er klarerweise auch wieder haben. Die Handlung ist zwar enorm dünn ausgefallen und gibt nicht allzu viel her aber was Mulargia aus dem Stoff herausholt ist schon aller Ehren wert. Die Story ist auch der Punkt wo man meiner Meinung nach noch wesentlich mehr herausholen hätte können. Es ist nämlich immer ganz klar bei wem sich gerade das Geld befindet. Das hätte man vielleicht im Unklaren lassen sollen, da es jede Menge Möglichkeiten gibt wer es denn nun haben könnte, etwa Navarro, Hondo, Gray oder sogar Django. Wenn man da noch ein paar Spielereien eingebaut hätte wäre der Film vielleicht um einiges spannender ausgefallen.

Der große Rächer Django wird verkörpert durch Ivan Rassimov alias Sean Todd, der mit Mulargia kurz zuvor bereits in Cjamango (Django – Kreuze im blutigen Sand) erfolgreich zusammengearbeitet hat. Django ist ein ziemlich wortkarges Bürschchen, dem nur die deutsche Synchro ab und an ein Sprüchlein in den Mund gelegt hat. Auch wenn Rassimov seine Sache ganz ordentlich macht legen seine Gegner doch weitaus mehr Charisma an den Tag als der gute Ivan. Der erste Schurke auf Djangos Abschussliste ist der vollkommen wahnsinnige Navarro, der seinen Vater erschossen hat. Navarro hat die Hitze wohl etwas das Hirn verbrannt, nicht nur dass er seine eigenen Leute ohne Grund über den Haufen schießt erschleicht ihn auch noch der Größenwahn ("Weil ich es euch sage. Ich, Navarro und wenn ich etwas sage stimmt es auch. Bin ich hier der Chef oder bin ich es nicht mehr"). Als er merkt, dass ihn sein eigener Sohn Chico übers Ohr gehauen und ihm die 10.000 Dollar geklaut hat macht er Jagd auf diesen ("Der Halunke kann noch nicht weit sein. Wir werden ihn suchen und wer ihn findet legt ihn um und zwar auf der Stelle"). In einem mexikanischen Städtchen findet er seinen Sohn dann allerdings tot auf der Straße liegend. Da kommt dann doch der Vater in ihm durch und so versucht er den Mörder ausfindig zu machen, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Deswegen lässt der die ganze Dorfbevölkerung antanzen und droht einen nach dem anderen umzubringen wenn man ihm den Mörder nicht ausliefert ("Wie lange wollt ihr euch das noch überlegen. Ich geb euch zwei Minuten und dann knallt es. Zwei Minuten und nicht eine Sekunde länger"). Das setzt er dann auch in die Tat um bis ihm Django in die Quere kommt und dem fortschreitenden Massaker ein Ende bereitet.

 

Als ein wesentlich schwierigerer Gegner als Navarro stellt sich der stämmige Hondo heraus, der eigentlich von Don Alvarez angeheuert wurde um Navarro und das Geld ausfindig zu machen. Produzent und Drehbuchautor Vincenzo Musolino spielt den machohaften und äußert brutalen Hondo, für den Mitgefühl ein absolutes Fremdwort zu sein scheint. Aber das trifft hier auf fast alle beteiligten zu, denn der Film spielt in einer Welt in der ein Menschenleben einen Dreck wert ist und nur mehr der Zaster etwas zählt. Wer in so einer Welt zu Hause ist sollte sich möglichst früh um ein geeignetes Grab samt Sarg umsehen. Hondo lässt sogar Djangos Schwester entführen, die übrigens von Rassimovs echter Schwester Rada gespielt wird, um ihn unter Druck zu setzen damit er das Geld rausrückt. Der Brasilianer Celso Faria spielt den fiesen Gray, der nicht nur Navarros Sohn auf dem Gewissen hat sondern sich auch das Geld unter den Nagel gerissen hat. Aber Gray hat ein gehöriges Problem: er kommt mit dem Geld nicht aus seinem Haus hinaus ohne dass Django oder Barrica ihn zu Gesicht bekommen würden. Faria war recht häufig in Filmen von Demofilo Fidani mit von der Partie, so etwa als Killer Ramirez in ...e vennero in quattro per uccidere Sartana! (Sie kamen zu viert um ihn zu töten!) wo er gerne ein Messer in Sartanas Kehle jagen würde. Grays Freundin Judy ist ein ziemlich heißer Feger, die gespielt wird von der äußerst hübschen Marisa Traversi. Musolino hat sich das wohl ebenso gedacht und sie gleich für seinen Film Quintana engagiert.

Wer ist sonst noch mit dabei? Besonders hervorzuheben ist Ignazio Spalla alias Pedro Sanchez, der den mexikanischen Sidekick von Django spielt und ihm bei der Suche nach dem Geld unter die Arme greift. Allerdings macht er das nicht weil er so ein guter Mensch ist sondern für eine zehn prozentige Beteiligung (Barrica zu Django: "Ich bin Geschäftsmann, natürlich nur da wo Geschäfte zu machen sind, verstehst du. Und abgesehen davon bin ich ein sehr angenehmer und sympathischer Mensch, immer hilfsbereit. Das ist ein Glückstag für dich, dass du mich heute getroffen hast, ohne Übertreibung"). Alfredo Rizzo spielt wieder mal einen Alki und taumelt sich so durch den Film. Franco Pesce hat auch seinen üblichen Part als kauziger Totengräber, der jede Menge Leichen unter die Erde bringen muss dafür aber keinerlei Entlohnung bekommt was ihn mächtig stinkig macht. Dino Strano muss hier natürlich auch noch erwähnt werden gehört er doch zu meinen allerliebsten Schurkendarstellern. In dem Film spielt er allerdings nur eine untergeordnete Rolle als Unter-unterschurke von Don Alvarez mit Namen Johnny. Der Bär Amerigo Castrighella, der ebenso wie Strano und Faria häufig im Fidaniuniversum unterwegs war, spielt noch einen von Alvarez Männern mit dem klingenden Namen Barretta.

 

Mulargia stand bei den Dreharbeiten augenscheinlich nur ein geringes Budget zur Verfügung. Es gelingt ihm aber diese Tatsache relativ gut zu kompensieren und einen ausgezeichneten kleinen Western zu inszenieren. Ein großer Vorteil des Films ist Konzentrierung auf einige wenige Schauplätze. Ein großer Teil spielt in einem kleinen mexikanischen Dorf, in dem Django und Barrica erstmal Navarro und seine Mannen wegpusten und dann darauf warten bis Gray irgendeinen Fehler macht damit sie ihm das Geld abknüpfen können. Mulargia bietet uns zwar vergleichsweise wenig Action und Tempo dafür gelingt es ihm aber sehr gut Spannung aufzubauen. Eigentlich wird die meiste Zeit über nur auf irgendetwas oder irgendwen gewartet. Unterstützt wird die Spannung durch die besonders hitzige Atmosphäre, die den Film umgibt. Wir scheinen uns hier im Hochsommer zu befinden und der Schweiß rinnt nur so an den Körpern der Akteure herunter. Die Hitze sorgt wohl auch dafür, dass so mancher Fiesling seine Nerven verliert, zumindest auf Navarro trifft das zu, denn der scheint geradezu wahnsinnig zu werden. Ebenso gelungen sind die vielen Duelle und Schießereien, die Duelle zählen sowieso zu den Stärken von Mulargia wie ich finde.

Hervorragend ausgefallen ist die Musik von Felice di Stefano, der vor allem jene Szenen in denen unglaublich viel gewartet wird mit seinem Soundtrack ein wenig zusätzliche Spannung einhaucht. Für die deutsche Synchronisation zeichnet sich wieder einmal Rainer Brandt verantwortlich, der sich im Gegensatz zu anderen Filmen (siehe Django – Ein Sarg voll Blut) ziemlich zurück hält. Nur Django, der von Rainer Brandt höchstpersönlich gesprochen wird, fallen ab und an ein paar blöde Sprüche aus dem Bart, die aber nicht weiter negativ auffallen. Teilweise ist die Synchro aber auch schön knochentrocken. Beispielsweise als Grays Partner Smith seinen Anteil ausbezahlt bekommen und dann schnellst möglich aus der bleiverseuchten Gegend verschwinden möchte schießt ihn Gray über den Haufen und kommentiert das trocken mit: "Siehst du, jetzt bist du weg." Sowas gefällt mir ungemein. Die DVD von MCP/MAWA hat zwar akzeptable Bildqualität allerdings hat man da oben und unten einen Balken eingezogen, der häufig die Hüte oder Köpfe der Darsteller ein wenig beschneidet. Denke mal nicht, dass es sich hierbei um das richtige Format handelt aber in dem Bereich bin ich leider nun mal überhaupt kein Experte.

Edoardo Mulargias Non aspettare Django, spara ist ein hervorragender kleiner Western und einer meiner Lieblinge aus der zweiten Reihe. Mulargia holt aus der üblichen Rachestory und dem geringen Budget einiges raus und schafft es einen spannenden und atmosphärisch dichten Western zu inszenieren, der mit guten Darstellern und einem ausgezeichneten Score punkten kann. Mit einer etwas besser ausgebauten Story hätte der Film aber noch mehr Luft nach oben gehabt und hätte vielleicht sogar ein richtiger kleiner Kracher werden können. Wer ein Faible für geradlinige Western hat wird mit Django – dein Henker wartet aber auf alle Fälle bestens bedient.

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