Das Geheimnis der chinesischen Nelke

Frankreich | Deutschland | Italien, 1964

Originaltitel:

Das Geheimnis der chinesischen Nelke

Alternativtitel:

El enigma del clavel chino (ESP)

F.B.I. contre l'oeillet chinois (FRA)

Il segreto del garofano cinese (ITA)

Secret of the Chinese Carnation

Deutsche Erstaufführung:

09. Oktober 1964

Kamera:

Jan Stallich

Inhalt

Nach jahrelanger und nervenaufreibender Forschungsarbeit hat Professor Bexter (Corrado Annicelli) gemeinsam mit seinem Assistenten Wilkinson (Dietmar Schönherr) eine revolutionäre Formel zur alternativen Energieerzeugung entwickelt. Es dauert nicht lange, bis verschiedene Interessengemeinschaften auf die Formel aufmerksam werden, die auf einem Mikrofilm zu finden ist. Mit allen Mitteln versuchen zahlreiche Gangster, den Film in ihre Gewalt zu bringen und schrecken auch vor Mord nicht zurück. Dreh- und Angelpunkt für Gewalt und Verbrechen ist der Nachtclub "Die chinesische Nelke", dessen halbseidene Besitzerin namens Mary Lou (Dominique Boschero) ein gefährliches Spiel treibt...

Autor

Prisma

Review

Rudolf Zehetgruber lieferte mit "Das Geheimnis der chinesischen Nelke" den vierten und letzten Beitrag zur Louis-Weinert-Wilton-Reihe, die überwiegend sehr ansehnliche Vertreter hervorbringen konnte und deren Stärken im Rahmen der Variation liegen. In diesem Zusammenhang sind natürlich schnell Vergleiche zur erfolgreichen Wallace- Reihe und anderen Konkurrenzproduktionen gezogen, denn die Messlatte war mehr oder weniger hoch angelegt. Zehetgrubers Kriminalfilm bietet zunächst einmal ein internationaler wirkendes Flair, was vor allem aufgrund der beteiligten Darsteller zustande kommt. Dennoch müssen hier inszenatorisch deutliche Abstriche gemacht werden, was man leider vergleichsweise, aber auch generell sagen muss. Zunächst hört sich der Plot recht interessant an, doch die aufmerksame Betrachtung fördert leider in erster Linie die Gewissheit zutage, dass recht wenig geschieht, demnach auch kaum etwas aus der Geschichte gemacht wurde. Insbesondere im Mittelteil kommt es zu sehr schleppenden Tendenzen, sodass die Aufmerksamkeit beinahe abverlangt werden muss, da die störrische Inszenierung den Film immer wieder unterwandert und es in hohem Maße an Dynamik und insgesamt an Überzeugungskraft fehlt, wenngleich sich ausgewählte Darsteller wirklich die allergrößte Mühe geben, für ein paar willkommene Farbtupfer zu sorgen. Trotzdem schleicht sich nach der Hälfte des Films schließlich spürbare Langeweile ein, was ja in jedem Film, aber insbesondere im Krimi wie ein schleichendes Gift wirkt. Es ist ungewöhnlich genug, dass dabei eine hohe Konzentration von negativen Faktoren zusammenkommt. Die musikalische Untermalung von Miloš Vacek ist und bleibt uninteressant, obwohl man dem Titel entsprechend versuchte, eine fernöstliche Note mitzugeben. Wichtige Charaktere wirken häufig zu starr, um eine mitreißende Wirkung zu entfalten und von Seiten der Gruppierungen fehlt es angesichts der angeblich revolutionären Erfindung einfach an Schub und Zug, was die Folge hat, dass dem kompletten Fall die Brisanz abhanden kommt. Da helfen auch ein paar pyrotechnische Spielereien, Schlägereien, Bedrohlichkeiten oder Morde nicht viel weiter.

 

Was alles verschenkt und verschwendet wurde, spiegelt sich leider auch ausgiebig in der hochkarätigen Besetzung wider, anfangen mit Dominique Boschero als Mary Lou, Chefin der halbseidenen Bar "Chinesische Nelke" und Mitstreiterin bei einer der Interessengemeinschaften um den sagenumwobenen Mikrofilm. Über die Ausstrahlung der aparten Französin müssen nicht viele Worte verloren werden, denn sie demonstriert auch hier ihre beinahe magische Anziehungskraft, wenn auch unterkühlter, oder abweisender als üblich. Wenn man die Weinert-Wilton-Filme und deren Frauenrollen vergleicht, so hatte an es bis dato immer mit starken Leistungen und ausgefeilten Charakteren zu tun. Von Eleonora Rossi Drago bis Doris Kirchner: die Kreation des Geheimnisvollen, Unnahbaren oder Gefährlichen kann man als auffällig nachhaltig bezeichnen und das wohlgemerkt in einer von Karin Dor dominierten Filmreihe. Was Boschero anbelangt, so wurde ihre nicht unwichtige Rolle leider geradezu verschenkt. Von ihr geht kaum Bedrohung aus, sie hätte unerbittlicher wirken müssen, um glaubhaft zu erscheinen und insgesamt wird sie vom Geschehen und anderen Charakteren leider zum innocent bystander degradiert, schaut sozusagen beinahe ehrfürchtig dabei zu, wie die Herren die Sache richtig anpacken. Alleine die Tatsache, dass wichtige Schlüsselrollen zu Stiefmutters Tochter werden, kann den komplette Film wegen dieser Fahrlässigkeit stark verwässern, sodass auch irgendwelche gut gemeinten Twists gegen Ende hin nicht mehr in spektakuläre Richtungen führen können. Überhaupt hatte gerade Rudolf Zehetgruber viel zu häufig Schwierigkeiten mit dem Einsatz seiner Darstellerinnen und man bekommt irgendwie den Eindruck, dass er nicht richtig wusste, wie adäquates Handling funktioniert und sie daher oft wie hübsche Staffage wirken. Einen weiteren gravierenden Fall in dieser Beziehung stellt Brad Harris' spätere Ehefrau Olly Schoberová dar, die im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten sozusagen unter ihren Möglichkeiten bleibt. Angeblich als osteuropäisches Pendant zu Brigitte Bardot gehandelt, windet sie sich bemüht-lasziv durch die ohnehin schwache Geschichte.

 

Erfreulicheres bietet da die restliche Besetzung, auch wenn man hier Aussetzer finden kann. Brad Harris kommt alleine wegen seines Körpereinsatzes recht gut an, da er wie gewohnt durch Agilität glänzt und der Chose ein wenig internationales Flair verleiht. Klaus Kinski punktet in eleganter, ja beinahe dandyhafter Silhouette, und er ist es auch, der letztlich den einzig sichtbaren Aggressor darstellt, folglich einer der wenigen ist, von dem eine greifbare Gefahr ausgeht. Über den Einsatz von Horst Frank kann man sich in "Das Geheimnis der chinesischen Nelke" ganz besonders freuen, denn er wirkt nachhaltig und überzeugend, was man von seinem Kollegen Dietmar Schönherr leider nicht behaupten kann. Beinahe will man nach seinen diversen Rollen im Epigonen-Dunstkreis schon sagen, dass er es stets schaffte, ein und dieselbe Rolle zu spielen, was natürlich als Vorwurf in Richtung Ausstrahlung und Überzeugungsarbeit geht. Eine schwache Performance, was man fast auch schon von Paul Dahlke sagen muss, der rollentechnisch, genau wie Dominique Boschero, verschenkt wirkt. Zu loben ist die immer wieder aufblitzende Situationskomik, die der Geschichte einige Ausrufezeichen zu verleihen weiß, wenn man schon angestrengt nach Spannung suchen muss. Einige London-Aufnahmen aus dem Archiv lockern das hölzerne Gesamtbild tatsächlich etwas auf und was die Ausstattung angeht, so scheint es, man habe entweder alles nur schnell zusammengebastelt, oder eilig vom Trödel zusammengeschoben. Auch die Rückprojektionen, die hier Verwendung finden, konnten zur Entstehungszeit sicherlich bereits besser gelöst werden. Nach allen Ungereimtheiten kommt der Zuschauer dann wenigstens noch in den Genuss einen temporeichen Finales. "Das Geheimnis der chinesischen Nelke" kann man als Paradebeispiel, beziehungsweise Expertise ansehen, warum Rudolf Zehetgruber sein Ruf quasi voraus eilt. Ein leider enttäuschender Abschluss der sonst so hochinteressanten Louis-Weinert-Wilton-Reihe, der Ideenreichtum sowie Spannung vermissen lässt und dem seine starken Konkurrenten ungewöhnlich hart zusetzen.

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Prisma

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