Der Mann mit dem goldenen Pinsel

Deutschland | Italien, 1969

Originaltitel:

Der Mann mit dem goldenen Pinsel

Alternativtitel:

L'uomo dal pennello d'oro (ITA)

Let It All Hang Out (USA)

The Man with the Golden Brush

Deutsche Erstaufführung:

20. Juni 1969

Regisseur:

Franz Marischka

Kamera:

Klaus Werner

Inhalt

Der Maler Archie (Willi Colombini) muss erfahren, dass man alleine von der Kunst und Liebe nicht leben kann. Auch seiner attraktiven Freundin Hong-Kong (Edwige Fenech) hat er außer Liebesdiensten nicht viel zu bieten. Archies Freund Egon (Rainer Basedow) findet jedoch einen Ausweg aus dieser finanziell trostlosen Situation. Er kennt einen Kunsthändler, der seine nervtötende Geliebte namens Luisa (Marchella Michelangeli) loswerden will. Archie hat sie ab sofort zu betreuen und der Händler nimmt ihm im Gegenzug seine Bilder ab. Da es zusätzlich ein festes Monatsgehalt gibt, schlägt der Künstler zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Geldsorgen sind vorbei und er hat auf einmal zwei Gespielinnen zur Verfügung. Aufgrund der eigenwilligen Art bei der Gestaltung seiner Bilder und eines Nackt-Skandals bei einer Ausstellung, bekommt Archie von der Presse schon bald den Spitznamen "Der Mann mit dem goldenen Pinsel" verpasst. Plötzlich reißen sich die Leute um seine Werke...

Autor

Prisma

Review

Franz Marischkas Komödie "Der Mann mit dem goldenen Pinsel" ist durch und durch ein Kind der damaligen Zeit geworden, das von obligatorischen Elementen dominiert wird. Man nimmt eine recht amüsante Geschichte und einen ordentlichen Schuss Erotik wahr, und wird Zeuge einer spürbaren End-Sechziger-Aufbruchstimmung. Dabei tut dem Film, der in München spielt, sein ausgiebiger italienischer Spritzer sehr gut, und das Ergebnis kann sich zumindest  in angenehmer Weise von der deutschen Klamauk-Konkurrenz abheben, da man auch vor allem in darstellerischer Hinsicht auf die üblichen Verdächtigen verzichtete. Die Geschichte um den eigentlich untalentierten Maler, der es mit einigen gewitzten Einfällen zu etwas bringen möchte, weiß durchgehend zu unterhalten. Vor allem die krude Zeichnung der Beteiligten, insbesondere der sogenannten High-Society, sorgt für ausreichend Situationskomik, wobei die Dialoge und Sprüche Schützenhilfe leisten, da sie im erträglichen Rahmen stattfinden und tatsächlich oftmals ganz witzig wirken. Die größte Überraschung stellt im Endeffekt der groovige Soundtrack von Underground Set dar, der allen unterlegten Szenen einen unheimlich schmackhaften Schliff gibt, dabei die laufenden Bilder unmittelbar aufwertet. Die Inszenierung wirkt letztlich solide und es kommt ein begrüßenswertes Tempo auf, das durch etliche Ideen in der Nebenhandlung zustande kommt, und natürlich durch diverse erotische Rangeleien, die aber nach heutigen Maßstäben insgesamt eher unschuldig ausfallen. Obwohl vielerlei zeitgenössische Fragmente in der Geschichte vorkommen, wirkt das Ganze gar nicht so vollgestopft oder überfrachtet, wie man vielleicht meinen könnte, und die deutsch-italienisch-französische Besetzung wirkt zwar ungleich, aber dennoch hochinteressant.

 

Obwohl derartige Klamauk-Vehikel im Vorfeld sicherlich eine abschreckende Wirkung entfalten können, ist es vor allem die Besetzung, die äußerst verlockend wirkt. In "Der Mann mit dem goldenen Pinsel" bekommt man beispielsweise eine der seltenen Auftritte von Alexandra Marischka geboten, die damals mit dem Regisseur dieses bunten Beitrags verheiratet war. Aufgrund optischer Veränderungen wirkt Alexandra Marischka, die sicherlich eine der aufregendsten und schönsten Frauen ihrer Zeit war, eher zurückweisend und fremdartig. Als Cellistin Brunhilde tritt sie zwar sehr  exponiert, wenn auch nur sporadisch in Erscheinung. Sie wirkt wie eine Statue, ihr Gesicht wie eine Plastik und wie üblich fällt sie durch ihre einsilbige Konversation auf, in der die Worte eher gehaucht werden. Traumwandlerisch scheint das Szenario an ihr vorbeizugehen, und als interessierter Zuschauer nimmt man eine ganz eigenartige Darbietung wahr, bei der man eigentlich kein Qualitätsurteil abgeben möchte, sie aber trotzdem in Erinnerung behält. In diesem Zusammenhang gibt es hier allerdings ganz andere Personen, die das Geschehen nachhaltiger dominieren werden. Willi Colombini in der Titelrolle macht einen sehr guten Eindruck als armer Schlucker, der sich endgültig von der brotlosen Kunst verabschieden möchte. Starke Szenen hat er mit seinen Partnerinnen und wenn er seine Reden vor der besseren Gesellschaft hält. Edwige Fenech ist im Kopf-an-Kopf-Rennen der weiblichen Reize mit Marcella Michelangeli eindeutig diejenige, die die hübsche Nase vorn hat, doch unterm Strich wirken beide Damen sehr ansprechend, vor allem im Tauziehen um den "goldenen Pinsel". Rainer Basedow nervt eigentlich so gut wie immer wo er nur auftaucht, doch dieses Mal kann man von einer kleineren Überraschung sprechen, da seine überaus angemessenen wirkende Leistung beinahe gefällt.

 

Eine durchweg interessante Besetzung, die beispielsweise durch Ellen Umlauf oder Loni Heuser noch abgerundet wird, sorgt für Situationskomik und Charme. Franz Marischka setzt in "Der Mann mir dem goldenen Pinsel" einige originelle Ideen publikumswirksam um, und dabei häufig auf den im Film erwähnten nackten Protest. Ob Edwige Fenech, die manchmal aussieht wie eine Amazone, oder sogar Willi Colombini; der Zuschauer bekommt viel Haut zu sehen, wobei es dann aber auch bleibt, denn nach in die Länge gezogenen Sex-Szenen darf man hier vergeblich suchen. Letztlich ist es der turbulente Verlauf der einen positiven Eindruck hinterlässt, und selten hat man die Regie in Generalverdacht, dass sie über das Ziel hinausschießt, oder sich in Albernheiten verliert. Sei es bei der Dialog-Arbeit oder den hier zahlreich vertretenen abwegigen Inhalten; Spaß kommt immer wieder auf, vor allem wenn die prall gefüllte Bude von Archie zum Beben gebracht wird und man mit Ganzkörper-Bemalung zu der schmissigen Musik tanzt. Es entfaltet sich eine ausgelassene Stimmung, die sich direkt auf den Zuseher überträgt. Neues im Erotik-Segment findet man hingegen nicht, aber zumindest einmal Ausgefallenes, beispielsweise wenn Edwige Fenech als verkleidete Krankenschwester mit freiem Heck zu sehen ist. Auch als Alexandra Marischka zusammen mit Rolf Eden in einen Sack gesteckt wird und darin strippt, wirkt es irgendwie komisch, auch wenn man munkelt, dass die Schauspielerin diesen Schock wegen ihres Partners nie ganz überwunden hat. Insgesamt kommt es zu viel mehr positiven als negativen Gesamteindrücken, weil "Der Mann mir dem goldenen Pinsel" im Großen und Ganzen recht unaufdringlich zu unterhalten weiß. Film kann man sich ruhig einmal anschauen, vorausgesetzt man kann dem Genre auch etwas abgewinnen. Recht originell!

Autor

Prisma

Links

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