Der Mörder Alligator

Italien, 1989

Originaltitel:

Killer Crocodile

Alternativtitel:

Cocodrilo asesino (ESP)

Murder Alligator

Der Alligator

Deutsche Erstaufführung:

30. November 1989

Inhalt

Eine Gruppe von Ökologen findet im Amazonasgebiet eine Reihe von Fässern, die mit radioaktivem Müll gefüllt sind. Während ihrer akribischen Untersuchungen nach dem Wieso, Weshalb und Warum, kommt eines der Mitglieder auf bestialische Weise zu Tode. Die Gruppe ersucht den für diese Region zuständigen Regierungsbeamten um Hilfe, aber ihre Kontaktaufnahme endet resignativ, denn die Umweltschützer geraten selbst unter Mordverdacht. Einzig der Krokodiljäger, Joe, schenkt dem Team Glauben, denn er ist der festen Überzeugung, dass die Tat keinem Menschen, sondern von einem Riesenkrokodil zuzuschreiben ist.

Review

Das Œuvre des Tierhorrorfilms kann auf eine lange und erfolgreiche Tradition zurückblicken. So rotteten sich z. B. Frösche sowie Ameisen als auch Vögel zu Kampfgeschwadern zusammen, um die Menschheit zu attackieren und ihr die Rechnung für ein jahrzehntelanges Schindludertreiben zu präsentieren. Kleine Lebewesen, die eigentlich keine Sau beachtete, zeigten der Spezies Mensch die Grenzen auf und versetzten simultan das Kinopublikum in Panik. Eine Panik, die sie  (zumindest vorübergehend) dazu animierte, akribisch unter dem Bett und im Besenschrank nachschauen, um eine Anwesenheit der kleinen Bestien auszuschließen. Einhergehend mit den putzigen Freunden aus der Parkanlage sorgten Hunde und Wölfe, Haie und Piranhas, Riesenaffen und Saurier zu Lande zu Wasser und in der Luft für Chaos, Kleinholz und Massenhysterie. Bei soviel Spektakel durfte selbsterklärend auch der erhobene Zeigefinger nicht fehlen, denn Giftgase und radioaktiver Müll können nicht nur Tote zum Leben erwecken, sondern auch mancher Bestie zu enormen Körperausmaßen verhelfen. Eines dieser riesigen und brandgefährlichen Kinder der Umweltvergewaltigung ist ein (von Fabrizio De Angelis dirigierter) Riesenalligator, den man das Killerkrokodil und gelegentlich auch den Mörderalligator nennt.

 

Ein Fischerboot liegt in den ruhigen Gewässern des Amazonas. Die beiden Angler führen eine belanglose Unterhaltung. Plötzlich bebt das Wasser und aus dessen Tiefen erscheint die Fratze eines Riesenmonsters. Cut.

 

Ein Liebespaar macht es sich am Ufer gemütlich. Sie, Laura, will sich erfrischen und steigt ins Wasser. Ihre anfänglich freudigen Animationsrufe mit denen sie ihren Freund zu sich lotsen will, transformieren in Schmerzensschreie, denn irgendetwas greift nach Laura, die Frau versinkt, einzig ihre Hand ist noch sichtbar, die anschließend in schnittiger „Jaws-Manier“ das Wasser teilt. Cut.

 

Zwei set pieces, die den Zuschauer mit etwas konfrontieren, das er zwar wage, aber nicht eindeutig einschätzen kann. Wie in den meisten Tierhorrorfilmproduktionen folgt nun die Suche nach Indizien, welche das Ges(ch)ehene mit Erklärungen beliefern. Zwecks dieser Recherche schließt sich der aufmerksame Beobachter einer Gruppe von Ökologen an, die ihn nach und nach mit dem benötigten Input versorgen. Innert dieser Phase werden wir erstmals mit den Folgen der Bestialität des noch unbekannten Monsters konfrontiert, denn ein weibliches Mitglied der Ökotruppe, Conchita, gerät in die Fänge des Untiers und endet als ein verstümmeltes und verunstaltetes Opfer, welches asap der örtlichen Polizei zur Autopsie vorgelegt wird. Es folgt ein dem Genre verpflichteter Körperhorror, der dem Zuschauer anhand einer Obduktion das Unangenehme präsentiert und ihn gleichzeitig mit dem ersten drastischen Schockmoment konfrontiert. Immer wieder führt das Auge der Kamera zum verstümmelten Leichnam, um die bedrohliche Lage des kleinen Dorfs im Amazonasgebiet zu unterstreichen. Währenddessen diskutieren die im Raum anwesenden Personen über den möglichen Täter und kommen aufgrund eines Fachurteils seitens des Krokodiljägers, Joe, zum gemeinsamen Fazit, dass die Ortschaft von einem Riesenkrokodil bedroht wird.

 

Dieses, durch radioaktiven Müll zum überdimensionalen Reptil mutierte Wesen wird übrigens nicht von den Eingeborenen mit einer vorzeitlichen Legende assoziiert. Man sieht in dem Vieh keinen Gott oder Dämon, sondern nimmt seine Existenz einfach als solche wahr. Demzufolge wird einem möglichen Glaubensfanatismus keine Beachtung zugewiesen, sodass der Film die Chance auf ein Aneinanderreiben zweier erhitzter Kontaktflächen, Zivilisation und Mystifikation, verschenkt. Auf die weiteren Ingredienzien eines Tierhorrorvehikels müssen wir natürlich nicht verzichten, somit rücken die Angriffe des Monsters, die Jagd nach dem Monster, das finale Duell mit dem Monster sowie der erhobene Ökozeigefinger in den Mittelpunkt eines flachen Geschehens, sodass unter dem Strich ein durchschnittlicher Tierhorror- bzw. Nature's Revenge Film resultiert.

 

Der Rest vom Notizzettel:

 

- Die Darsteller/innen bewegen sich in einem bestenfalls durchschnittlichen Rahmen. Als Lichtblick kann ich einzig Ennio Girolami ausmachen, der als unerschütterlicher Krokodiljäger (in seiner Optik an Lee van Cleef erinnernd) den Rest der Besetzung locker an die Wand spielt.

 

- Der von Riz Ortolani komponierte Soundtrack orientiert sich lose an den Leitmotiven aus „Jaws“ und „Godzilla“ und kann unter dem Strich einen ordentlichen Eindruck hinterlassen.

 

- Die Kameraarbeit von Federico Del Zoppo demonstriert in einigen Passagen eine nahezu herzallerliebste Rangehensweise. Man achte auf die Sequenzen in denen Del Zoppo das Visuelle aus dem Blickwinkel des Monsters (Froschperspektive) dargestellt, denn diese Situationen hätten durchaus eine Nominierung zur Verleihung des „silbernen Vitrinenknuffel“ verdient.

 

Fazit: Wer fiese Reptilien mag, einfältige Dialoge sowie aberwitzige Actionsequenzen tolerieren kann, der könnte einen Kurztrip ins Amazonasgebiet durchaus in Erwägung ziehen.

 

„Schni schna schnappi, schnappi schnappi schnapp.
Schni schna schnappi, schnappi schnappi schnapp.“
(Gruttmann, Joy. „Schnappi, das kleine Krokodil ". Von Gruttmann, Iris.)

 

Und tschüss!

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