Ratman

Italien, 1988

Originaltitel:

Quella villa in fondo al parco

Alternativtitel:

El hombre rata (ESP)

Terror House

(The) Rat Man

Inhalt

Der Fotograf Mark (Werner Pochath) ist mit ein paar Models in der Dominikanischen Republik unterwegs, welche von einem rattenähnlichen Geschöpf dezimiert werden. In der Villa von Dr. Olman (Pepito Guerra) – mitten in einer verlassenen Siedlung – stoßen Mark und Marilyn (Eva Grimaldi) auf ein tödliches Geheimnis. Währenddessen sucht Marilyns Schwester Terry (Janet Agren) zusammen mit dem Krimiautor Fred Williams (David Warbeck) nach den Beiden.

Review

Die Villa in „Quella villa in fondo al parco“ befindet sich keineswegs am Rande eines Parks, sondern in einer verlassenen Siedlung, also ignorieren wir mal diesen Versuch des Originaltitels eine Verbindung zu anderen italienischen Horrorfilmen herzustellen und bleiben beim deutschen Titel „Ratman.“ Diesmal habe ich allerdings die englischsprachige Fassung gesehen und kann mich an die deutsche Synchro nicht mehr erinnern, so dass sich Bemerkungen zur Inkonsistenz des Inhalts auf diese englischsprachige Version beziehen. Zunächst sei noch gesagt, alle Fassungen sind gedubbt, ob Deutsch, Englisch oder Italienisch.

 

„Ratman“ ist der einzige Horrorfilm von Giuliano Carnimeo, gefilmt nach einem Drehbuch von Dardano Sacchetti und (ungenannt) Elisa Briganti. Die Inkonsistenzen schreibe ich mal dem Dubbing und den fehlenden Devisen dieser Produktion zu. Letztere dürften auch für die kompakte Lauflänge von 78 Minuten verantwortlich sein. Bisweilen ist gar die Rede von Ereignissen, die wir Zuschauer gar nicht gesehen haben, wohl weil sie aus Kostengründen nie entstanden.

 

Kennt jemand die Episode von „The Big Bang Theory“, wo alle bestürzt feststellen, dass Indiana Jones eigentlich gar keinen wirklichen Einfluss auf den Fort- und Ausgang von „Jäger des verlorenen Schatzes“ hatte? Die gleiche Frage darf man sich bei „Ratman“ in Bezug auf die Headliner David Warbeck und Janet Agren stellen. Beide sehe ich natürlich gerne, aber zum Fortgang der Story tragen sie – abgesehen vom Schlussgag – nichts bei außer Zeit zu schinden. Die Geschehnisse um den kleinen Rattenmenschen werden im Wesentlichen von Werner Pochath und Eva Grimaldi vorangetrieben.

 

Die Story selbst verstrickt sich in Widersprüche. Mal heißt es, die Kreatur sei ein Hybrid aus Mensch und Ratte, ein anderes Mal aus Affe und Ratte. Mal heißt es, Dr. Olman habe die Kreatur geschaffen, um seine Genialität auf dem Gebiet der Genetik zu beweisen. Im späteren Verlauf wiederum ist er nur ein einfacher Landarzt, der die Kreatur gefunden habe und versuche, ihre Krallen zu entgiften. Werner Pochath stößt sich in einem verlassenen Haus die Omme, nach dieser Szene befinden er und Marilyn sich plötzlich und übergangslos im Haus des Doktors und nun heißt es, er habe einen Unfall mit dem Diener des Doktors gehabt. Egal. Zum schlampigen Eindruck des Films trägt auch eine Szene mit Eva Grimaldi bei. Sie hat gerade geduscht und entdeckt im Spiegel plötzlich das Abbild des Rattenmännchens – hierauf reagiert sie 2 Mal! Einmal gut, ein zweites Mal schlecht. Irgendwie haben es beide Takes in das Endprodukt geschafft. Egal.

 

Ihr merkt schon, „Ratman“ ist kein Vergnügen. Die beste Szene ist der Mord an dem ersten Model. Dieses muss nach einer Reifenpanne ihres Taxis des nachts allein durch einen Slum marschieren, dann wird sie von einem Perversen verfolgt. Sie rennt in ein verlassenes Haus und versteckt sich in einem Schrank. Doch dort trifft sie auf das Rattengeschöpf. Das ist nett inszeniert. Doch beenden wir dieses Trauerspiel und kommen zum bemerkenswertesten Part: dem des Rattenmenschen.

 

Das Geschöpf wird gespielt von Nelson de la Rosa, welcher als der kleinste Schauspieler der Welt galt. Man hält es kaum für möglich, aber der Mann war gerade mal 72 cm groß, mit einem Gewicht von etwa 10 kg. Wenn man mir den unpassenden Vergleich durchgehen lassen mag (das schoss mir aber dabei spontan durch den Kopf), das ist, als würde mein Kaninchen Tribble (deutscher Widder, 70 cm bis jetzt) auf zwei Beinen gehen. Jeder weiß, dass es kleinwüchsige Menschen gibt, aber die Überlebensfähigkeit eines Erwachsenen von solch geringer Größe hat mich überrascht. Nelson de la Rosa hat sein (kurzes) Leben aber gemeistert. Der aus der Dominikanischen Republik stammende Schauspieler war abgesehen von „Ratman“ auch in Alfonso Brescias „Combat Attack“ (Fuoco incrociato, 1988) und John Frankenheimers „D.N.A. - Experiment des Wahnsinns“ (The Island of Dr. Moreau, 1996) zu sehen, darüber hinaus in zahlreichen Fernsehshows in seiner Heimat, sowie in Puerto Rico, Mexiko und Spanien. 2006 starb er 38-jährig an Herzversagen, er hinterließ eine Frau und einen Sohn.

 

Ansonsten ist „Ratman“ kein Vergnügen, sondern eine zähe und inkonsistente Angelegenheit.

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