Blindman - Der Vollstrecker

Italien | USA, 1971

Originaltitel:

Blindman

Alternativtitel:

El justiciero ciego (ESP)

Blindman, le justicier aveugle (FRA)

Il pistolero cieco (ITA)

Deutsche Erstaufführung:

08. Juni 1972

Regisseur:

Ferdinando Baldi

Inhalt

Der namenlose und blinde Revolverheld „Blindman“ (Tony Anthony) hat einen Vertrag in der Tasche, nach dem er 80 (in der DF 50) Frauen als Bräute für die Arbeiter einer Minenstadt liefern soll. Doch sein Partner Skunk (Renato Romano) hat ihn betrogen und die Frauen an den mexikanischen Banditen Domingo (llloyd Battista) verkauft.

 

Blindman macht sich auf den Weg nach Mexiko, um die Frauen zurück zu holen. Bei seiner Ankunft begegnet er Domingos Bruder Candy (Ringo Starr), der die junge Pilar (Agneta Eckemyr) entführt. Nach einem Gefecht mit Candys Begleitern folgt er dem Banditen. Domingo arrangiert indessen eine Versteigerung der Frauen - die von seiner Schwester „Sweet Mama“ (Magda Konopka) domestiziert werden - an mexikanische Soldaten. Das Geschäft scheitert jedoch an dem General der Mexikaner (Raf Baldassarre), der sich als nicht ganz so zahlungskräftig erweist als er vorgibt.

 

Blindman platzt in eine Fiesta der Banditen, es gelingt ihm aber nicht, seine Frauen an sich zu bringen. Doch er stellt Domingos Bruder Candy eine Falle und entführt ihn. Im Austausch gegen Candys Freiheit will er von Domingo seine Frauen. Dieser macht sich aber die Blindheit seines Gegners zunutze und zieht ihn über den Tisch. Sweet Mama nimmt ihn gefangen und bringt ihn in Domingos Castello.

 

Nachdem es Blindman gelungen ist, aus der Gefangenschaft Domingos zu entkommen, stellt er Candy erneut eine Falle, wieder mit der Hilfe von dessen unfreiwilliger Angebeteten Pilar. Er tötet Candy, und Domingo sinnt auf Rache für den Tod seines Bruders.

Review

„Italo-Western, dessen Massaker, Massenvergewaltigungen und genüssliche Metzeleien jegliches Maß vermissen lassen.“
(Lexikon des Internationalen Films)

 

Ich hatte mir ja fest vorgenommen, „Blindman – Der Vollstrecker“ noch mal eine Chance zu geben, nachdem ich ihn beim ersten Mal gar nicht zu Ende gesehen hatte. Grund dafür war, dass die ersten ca. fünfzehn bis zwanzig Minuten nicht sehr überzeugend sind, nicht zuletzt wegen Tony Anthony.

 

Aber so langsam lerne ich dessen Projekte zu schätzen. „Blindman“ wird mit Fortschreiten des Films zusehends besser und verdient sich seinen guten Ruf bei Fans. Tatsächlich war es ein großer Fehler, diesen Film einst so achtlos beiseite zu legen, und selbst Anthony meistert mit der Zeit die Rolle des Blinden, die er unter recht schwierigen Bedingungen in der sandigen Luft von Almeria und ständigem Wechsel von Kontaktlinsen drehen musste.

 

Wer die DVD von Koch Media und das Interview von Ferdinando Baldi kennt, wird in dieser Review nicht viel Neues finden. „Blindman“ war ein Tony Anthony-Projekt. Dieser gewann zunächst Baldi als Wunschregisseur, sowie den Amerikaner Allen Klein als Hauptproduzenten, mit dessen Geld Anthony schon zuvor Projekte ins Leben rief. Klein war wiederum ein Sponsor der von Ringo Starr angestrebten Filmkarriere und brachte so den Ex-Beatle ins Spiel. Zu Ringo Starr sei angemerkt, dass seine Rolle im Endergebnis hervorragend rüberkommt, das Drehen mit ihm aber anscheinend recht schwierig war. Das viele Herumkaspern am Set scheint Ferdinando Baldi viel Geduld abverlangt zu haben. Ansonsten wirkt Starr als Bösewicht ein wenig wie George Eastman, nur eben gut einen halben Meter kleiner.

 

Die Frauen. Größere Rollen fallen hier Magda Konopka und der lt. Baldi recht schlüpfrigen Schwedin Anita Eckmyr zu. Ansonsten berichtet Baldi mit Stolz von den vielen internationalen Frauen in den Rollen der „Bräute“, die Modelagenturen ihm aus aller Welt besorgt hatten. Das weckte bei mir ein wenig den Eindruck, als wäre ihm gar nicht bewusst gewesen, dass unter diesen „Models“ ein paar Schauspielerinnen waren, mit denen man durchaus mehr hätte anfangen können: Janine Reynaud, Krista Nell, Solvi Stubing, Marisa Longo, Shirley Corrigan, Carla Brait, alle im Grunde weitgehend verheizt.

 

Thema verheizt, der Anteil an Gewalt gegen Frauen erreicht hier wohl einen einzigartigen Höhepunkt im Bereich des ohnehin nicht zimperlichen Italo-Westerns. Ungewöhnlich auch die vielen Nacktszenen, was dem Film in England zunächst ein Verbot einbrachte, bevor man ihn dann mit zahlreichen Zensurschnitten fürs Kino freigab. In der deutschen Kinofassung scheint es sich dagegen weitgehend um Handlungsschnitte gehandelt zu haben, worauf auch das Zitat des Lexikon des Internationalen Films schließen lässt.

 

Ferdinando Baldi bestreitet dagegen jede Verbindung zu dem blinden Schwertkämpfer „Zatoichi“, er räumt ein, er habe so manches Mal japanische Filme als Vorbild genommen, aber nicht hier. 1981 nahm er sich dagegen noch mal „Blindman“ zum Vorbild, als er im Rahmen von Tony Anthonys Versuchen das 3D-Verfahren wiederzubeleben „Alles fliegt dir um die Ohren“ (Comin‘ at ya!) drehte. Allerdings hatte Anthony da wohl keine Lust, noch mal die Kontaktlinsen-Tortur auf sich zu nehmen, so dass der blinde Teil wegfiel. Aber die Frauen blieben, und Ricardo Palacios gibt eine herausragende und eigenständige Performance in einem Part, der dem von Ringo Starr in „Blindman“ entspricht.

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Kommentare (1)

  • Cetric

    Cetric

    31 Juli 2019 um 11:16 |
    Ja, mit den Schauspielerinnen hat man Potential vergeudet. Ich bin auch durch Janine Reynaud auf diesen Film gekommen, weder durch Ringo Starr noch durch Tony Anthony. Wenn man bedenkt, dass Reynaud im gleichen Jahr 'Frustration' ("A Chambermaid's Dream") drehte - eine anspruchsvolle Hauptrolle. Immerhin bekam sie als einzige der Bräute/Sklavinnen eine kurze Sprechrolle zugestanden. Als Blindman die Frauen aus dem Kerker holt, und sie kurz zurückkehren wollen um 'Sweet Mama' per Cat Fight zu lynchen, tritt Reynaud mit dem kurzen Satz an der Tür (Nahaufnahme) "Überlass sie mir" quasi als Anführerin in Erscheinung. Was durch keinen zweiten Anlass bestätigt wird. Mit Mühe und Einsatz der Pausentaste erkenne ich sie auch in der Szene, als die Offiziere die Frauen zugeführt bekommen, und dann bei der Treibjagd/Rauferei/Massenvergewaltigung (irgendwie alles zusammen) im Kampf mit einem Banditen auf dem Staubboden.
    Wir dürfen annehmen, dass die 'Models' sehr gut bezahlt wurden, anders sind die Namen in der Liste nicht zu erklären. Janine Reynaud hatte in den Sechzigern ihre Karriere mit italienischen Co-Produktionen des Eurospy Genres gestartet, von daher sind auch persönliche Kontakte zu vermuten, die dazu geführt haben.

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