Mädchen im Knast

Italien | USA, 1973

Originaltitel:

Diario segreto da un carcere femminile

Alternativtitel:

Diario Segreto da una Carcel de Mujeres (ESP)

La vie sexuelle dans une prison de femmes (FRA)

Hell Prison (GBR)

Love in a Womens' Prison (GBR)

Love and Death in a Women's Prison (USA)

Women in Cell Block 7 (USA)

Heroin im Frauenlager

Deutsche Erstaufführung:

02. August 1974

Kamera:

Fausto Rossi

Inhalt

Bei einem Drogen-Schmuggel kommt es zu unerwarteten Turbulenzen. Der Deal platzt an einem Flughafen und der Kurier kommt bei einer Verfolgungsjagd ums Leben. Seine Freundin Daniela (Jenny Tamburi) wird anschließend unschuldig verhaftet und in ein Frauengefängnis gesteckt, doch die zwanzig Kilo Heroin bleiben spurlos verschwunden. Da man davon ausgeht, dass Daniela über den Verbleib der Drogen Bescheid weiß, ist das Interesse an der jungen Frau erheblich. Doch nicht nur die Befragungen und Drohungen machen der frisch Inhaftierten zu schaffen, sondern auch der rohe Gefängnisalltag, in dem es zahlreiche Übergriffe vom Personal und Mitgefangenen gibt. Wird die unschuldig Verurteilte unbeschadet aus dieser Hölle herauskommen..?

Autor

Prisma

Review

Wenn man eine Affinität für women-in-prison-Filme hat, lässt einen Rino di Silvestris Beitrag bereits im Vorfeld richtig hellhörig werden, verfügt er doch anders als viele Artgenossen schon einmal über eine besonders prominente Besetzung. Die Frage, ob sich alleine durch diese Tatsache bereits einiges herausreißen lässt und ob sich "Diario segreto da un carcere femminile" möglicherweise von anderen Artgenossen abzuheben weiß, sollte natürlich der Verlauf klären, der gleich zu Beginn bedeutend in die Gänge kommt. Eine halsbrecherische Verfolgungsjagd wechselt sich ab mit der offensichtlich üblichen Vorgehensweise im Knast, die Damen rektal und vaginal nach Drogen abzusuchen, was für die Aufseherin - wie sollte es auch anders sein – eine deutliche Befriedigung mit sich bringt. Die üblichen Zutaten bilden auch hier den Stoff, aus dem die schmutzigen Albträume sind und es ist bei der frühen Veranschaulichung recht erstaunlich, dass man sich hier nicht gerade lumpen ließ, zumal sich der Eindruck festigt, dass die Produktion durchaus hochwertiger inszeniert wurde. In diesem Zusammenhang sind sicherlich die sehr schön und ausladend eingefangenen Bildstrecken zu erwähnen, in denen die attraktiven Damen versuchen, dem harten Gefängnisalltag zu entgehen und sich die Zeit mit körperlicher Nähe versüßen. Untermalt mit beinahe sinnlicher Musik, entstehen sehr hochwertige Momente, die man andernorts bestimmt schon mechanischer gesehen hat. Die Insassinnen repräsentieren in diesem Gemäuer zur Abwechslung einmal nicht den letzten Abschaum, was jedoch ausgleichsweise vom eiskalt wirkenden Personal übernommen wird. Das erste Drittel des Films zieht sich leider etwas ergebnislos in die Länge, bis es schließlich zu kleineren Kostproben körperlicher und verbaler Gewalt kommen darf, was ja quasi das Lebenselixier eines jeden Knastfilms darstellt.



"Mädchen im Knast", ein Titel, der sich letztlich viel zu unschuldig für das Dargebotene anhört, ist wie bereits erwähnt sehr ansprechend besetzt und für große Freude sorgen die beiden schönen Darstellerinnen Anita Strindberg sowie die Deutsche Eva Czemerys. Anita Strindberg, kein unbekannter Name aus zahlreichen Genre-Filmen, zeichnet sich global gesehen vielleicht weniger durch darstellerische Kraftakte aus, als dass sie von einer Aura zehrt, die nicht alle Tage zu finden war. Die Schwedin zählt ohne jeden Zweifel zu den Interpretinnen, deren Variabilität und Glaubhaftigkeit sich situationsbedingt entfalten kann, so auch hier. In Sachen Körpersprache zeigen sich daher stets die erforderlichen Kniffe, um auch diese Rolle nachhaltig auszufüllen. Die leider viel zu jung verstorbene Eva Czemerys ist in Rino di Silvestros Beitrag in einer Haupt- und Führungsrolle zu sehen und es scheint ihr Ton zu sein, die in diesen klaustrophobisch wirkenden Mauern den Ton angibt. Stets daran interessiert, ihre Rollen so dicht wie möglich auszufüllen, selbst wenn es der jeweilige Film nicht gerade herzugeben wusste, zeigt sich die Bajuwarin erneut von ihrer besten Seite und steht nicht nur für Präsenz, sondern auch Präzision. Der Verlauf gefällt sich immer wieder darin, ausgiebige Liebesszenen zu skizzieren, Kostproben des guten Tons aus der Gosse zu liefern und die Gewaltbereitschaft einiger Damen zur Schau zu stellen, sodass man als Zuschauer so manchem catfight beiwohnen darf. Sehr auffällig ist bei fortlaufender Spielzeit, dass es zu relativ wenigen Veranschaulichungen der expliziten Sorte kommt, was in einem solchen Film eigentlich eher als schade zu klassifizieren ist, schließlich möchte der Zuschauer ganz ungeniert auf seine Kosten kommen. In der Besetzungsliste finden sich des Weiteren viele bekannte Namen, die allerdings weniger auffallend in den Vordergrund treten.



Ob beispielsweise Jenny Tamburi, Gabriella Giorgelli, Umberto Raho oder Massimo Serato, die Darsteller bewirken alleine durch ihren Bekanntheitsgrad eine beinahe andere Sicht auf diesen Film, wenngleich unzählige Laiendarsteller der ordinären Sorte in solchen Flicks auch nicht gerade eine schlechte Figur gemacht haben. Die Geschichte beschäftigt sich mehr als sonst mit einzelnen Personen, was jedoch nicht gleichzeitig bedeutet, dass man tiefschürfende Psychogramme geliefert bekommt, was naturgemäß auch besser so ist. Eine sorgsame Abhandlung erfahren somit eher die Themen Hierarchieverhältnisse, Abhängigkeiten, sadistische Anwandlungen, Nuditäten und der tägliche Gefängnisalltag. Allzu viel Sleaze wird einem in "Mädchen im Knast" zugegebenermaßen nicht geboten, was angesichts einiger derb abgespulter Artgenossen vielleicht nicht bei jedem so gut ankommen dürfte. Dennoch handelt es sich hier um einen recht sehenswerten Film, der sich zwar etwas kopflastig auf immer wiederkehrende Szenen verlässt, aber einen anderen Qualitätsanspruch anstrebt. Insgesamt hätte die Geschichte jedoch schon etwas deftiger ausfallen dürfen, schließlich schaut man sich solche Filme eben genau deswegen an. Rino di Silvestro versteht es, einige trostlose Akzente zu setzen und es entfaltet sich ein kurzweiliger Knast-Reißer, der zwischen den Gefängnis-Sequenzen immer wieder mit einer Art Vendetta als separat laufender Handlungsstrang angereichert wurde. Das Finale behält sich sogar noch kleinere Überraschungen vor und unterm Strich bleibt ein solider Eindruck zurück. "Mädchen im Knast" konnte das Rad zwar nicht neu erfinden, aber die Melange, aus dem was zu erwarten war, sowie einiger alternativer Wege in der Strategie, tun ihren Dienst am geneigten Knast-Crack ganz ordentlich. Wenn man so will, handelt es sich um einen halbseidenen Edel-Beitrag innerhalb des WIP-Genres.

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Prisma

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