Bei Vollmond Mord

Österreich | Italien, 1961

Originaltitel:

Lycanthropus

Alternativtitel:

A Face do Monstro (BRA)

Un hombre lobo en el dormitorio de mujeres (ESP)

Le monstre aux filles (FRA)

El terror de los lobos (MEX)

Ghoul in a Girl's Dormitory (USA)

Monster Among the Girls (USA)

Werewolf in a Girls' Dormitory (USA)

I Married a Werewolf

The Ghoul in School

Deutsche Erstaufführung:

10. August 1962

Regisseur:

Paolo Heusch

Inhalt

Dr. Julian Olcott (Carl Schell) wird an eine Besserungsanstalt für schwer erziehbare Mädchen versetzt, doch er sieht sehr unruhigen Zeiten entgegen. Im Schutze der Dunkelheit schleichen gefährliche Wölfe umher, bis eines Nachts ein Mädchen tot aufgefunden wird. Da die Tat unmittelbar nach Dr. Olcotts Ankunft geschah, gerät er unter Verdacht, da man nicht von übernatürlichen Umständen ausgehen will. Bei den Untersuchungen ergeben sich allerdings merkwürdige Zusammenhänge und anhand der Verletzungen bei der Toten kommt er zu dem Schluss, dass das Opfer von einem Werwolf getötet worden sein muss. Bei seinen Nachforschungen ergeben sich für Olcott schließlich immer neue Erkenntnisse, vor allem, dass in der Besserungsanstalt so gut wie jeder verdächtig zu sein scheint. Handelt es sich hier um die Wahrheit, um Aberglauben oder sind es nur Ausreden? In der Zwischenzeit gerät die Schülerin Priscilla (Brarbara Lass) in große Gefahr...

Autor

Prisma

Review

Ist es nicht so, dass man Genre-Beiträge aus Italien in quasi jeder Fa­çon als weitgehend normal einstuft? Sicherlich ist etwas Wahres dran und angesichts der Beteiligung aus Österreich schaut man eher erstaunt, aber nicht minder interessiert auf diesen Film des italienischen Gelegenheitstäters Paolo Heusch, und was er dem Zuschauer bringen mag. Im Produktionsjahr 1961 darf natürlich kein bahnbrechender Überflieger erwartet werden, vielmehr präsentiert sich der Verlauf in Anlehnung an damals populäre Krimi-Formate, allerdings ist es der Spritzer Grusel und die kleine Idee Horror, die "Bei Vollmond Mord" von dieser Konkurrenz unterscheidet. Gleich anzumerken ist das offensichtlich kleine Produktionsbudget, was ja bei der richtigen Handhabe kein Dämpfer sein muss, und die eher magere Dramaturgie, die zwar ansprechende Themen anreißt, sie aber nicht verfeinernd transportiert, außerdem kaum auf Wahrscheinlichkeit setzt.

 

Eins muss man diesem kleinen Experiment allerdings attestieren, denn man kommt in den Genuss von sehr gut eingefangenen Sequenzen und atmosphärischen Bildern, die ihre beunruhigende Wirkung zumindest phasenweise entfalten können. Das Thema der möglichen Lykanthropie findet seine Erfüllung mit einer Art Whodunit-Bonus, sodass der interessierte Zuschauer ausgiebig miträtseln darf, wer oder was hinter dieser Angelegenheit steckt, falls die Vorhersehbarkeit einen nicht einholt. Auch bei diesem Film könnte durchaus die Frage aufkommen, wie er jemals grünes Licht für die Produktion bekommen konnte, denn neben Atmosphäre und Charme, drängt sich immer wieder ein ausgiebiger Trash-Faktor in den Vordergrund. Bei Besetzungsfragen reichte es lediglich für die zweite, oder gar dritte Garnitur, allerdings darf verraten werden, dass die Crew ihre undurchsichtige Sache oftmals nach Kräften, aber bestenfalls auch überdurchschnittlich gut löst.

 

Die weibliche Hauptrolle spielt die aus Polen gebürtige und leider viel zu jung verstorbene Barbara Lass, die sich vielleicht weniger als Schauspielerin, aber möglicherweise als Ehefrau von Roman Polański und Karlheinz Böhm einen Namen machen konnte. Es ist vollkommen überraschend und erfrischend zugleich, welch überdurchschnittlich gute Performance die bezaubernde Darstellerin hier zum Besten gibt. In ihrem klassisch-schönen Gesicht lässt sich die nötige Angst ablesen, sodass sie zu einem tatkräftigen Verstärker für die oft schwächelnde Geschichte werden kann, sie schafft es spielend, den Zuseher mitzunehmen. An ihrer Seite sieht man Carl Schell, der ebenfalls eher bekannt ist aus anderen Gründen, denn er ist der jüngere Bruder des Weltstar-Duos Maximilian und Maria Schell.

 

Seine Leistung geht insgesamt in Ordnung, vielleicht hätte man sich hier und da ein paar Finessen mehr gewünscht als nur den Eindruck, dass er sich eigentlich auf sein Aussehen zu verlassen scheint. Die weitere Riege liefert im Rahmen der Möglichkeiten annehmbare Interpretationen, zu erwähnen ist vielleicht noch der richtig verschlagene Auftritt eines wie so oft dubios wirkenden Alan Collins, alias Luciano Pigozzi, welcher der mysteriösen Thematik gut zuträglich ist. Die Frage nach der Wahrheit wird also in einem abwechselnd behäbigen bis gruseligen Verlauf aufgedeckt, spannende Phasen kommen dabei eher selten auf, weil der Film insgesamt einfach zu kopflastig ausgefallen ist. Wie dem auch sei, "Bei Vollmond Mord" darf man sich ohne Bedenken einmal anschauen, denn große Enttäuschungen bleiben aus, was allerdings auch von großen Spektakeln gesagt werden muss. Paolo Heusch lieferte insgesamt einen Beitrag ab, den man im Dunstkreis der kruden Experimente wiederfinden kann. Bei den richtigen Antennen für einen derartigen Streifen ist die kleine Portion Spaß somit ganz bestimmt vorprogrammiert.

Autor

Prisma

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