The Fourth Victim

Italien | Spanien, 1971

Originaltitel:

La última señora Anderson

Alternativtitel:

A Quarta Vítima (BRA)

Czwarta pani Anderson (POL)

In fondo alla piscina (ITA)

Meurtre dans la piscine (FRA)

The Fourth Mrs. Anderson

To 4o thyma (GRC)

Regisseur:

Eugenio Martín

Inhalt

Arthur Anderson (Michael Craig) ist in Liebesdingen eher sprunghaft, die Gefühle für seine Ehefrauen sind nie von langer Dauer. Als seine nunmehr dritte Ehefrau unter mysteriösen Umständen stirbt, ähnlich wie die beiden vor ihr, wird er des Mordes angeklagt, denn jedes Mal profitiert er von der Lebensversicherung der Opfer. Nicht zuletzt aufgrund der Aussage seiner Haushälterin Felicity (Miranda Campa) kann er einer Verurteilung dennoch entgehen. Inspector Dunphy (José Luis López Vázquez) will Anderson im Auge behalten und rechnet fest damit, dass es bald zu einer vierten Eheschließung und einem weiteren Mord kommen wird.

 

Anderson macht zunächst keinerlei Anstalten, sich erneut zu vermählen. Aber dann tritt Julie Spencer (Carroll Baker) in sein Leben. Sie wirft sich ihm regelrecht an den Hals, scheint zudem psychisch instabil. Obwohl Anderson dem Braten nicht traut, kann er nicht widerstehen. Er findet heraus, dass Julie bei der Polizei keine Unbekannte ist – einst ließ sie ihren ersten Ehemann sterben, hat ihn möglicherweise gar ermordet und verbrachte die letzten Jahre in einer psychiatrischen Klinik. Und schon hat er jede Menge Ärger am Hals.

Review

THE FOURTH VICTIM ist ein spanisch-italienischer Giallo von Eugenio Martín aus dem Jahr 1971. Die Handlung ist – ähnlich wie in Michele Lupos THE WEEKEND MURDERS (Concerto per pistola solista, 1970) – in einer englischen Kleinstadt angesiedelt und schwankt wie Lupos Film zwischen Lenzi-Giallo und schwarzem Humor, allerdings deutlich unentschlossen.

 

Es gibt anfangs kaum einen Zweifel daran, dass Mr. Anderson ein Mörder ist. Seine Ehefrauen sterben unter rätselhaften Umständen, bei der dritten manipuliert er gar – zusammen mit der Haushälterin – die Todesumstände. Dass er von den Lebensversicherungen profitiert, macht ihn zusätzlich verdächtig. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, macht er kein Geheimnis daraus, dass er seine Frauen zum Zeitpunkt von deren Tod nicht mehr geliebt hat. Er wird freigesprochen, und nicht nur der Polizeiinspektor ist überzeugt, dass Anderson ein mehrfacher Mörder ist, sondern ebenso der Zuschauer.

 

Und so besteht die Kunst des Drehbuchs von Santiago Moncada und des Regisseurs Eugenio Martín darin, an dieser vermeintlichen Gewissheit Zweifel zu säen. Mehr noch, denn irgendwie muss es bewerkstelligt werden, dass der Zuschauer mitfiebert, wie die Situation für Anderson denn ausgehen wird. Das gelingt, obwohl man Darsteller Michael Craig kein übermäßiges Talent bescheinigen kann. Julie Spencer, die er denn auch tatsächlich ehelicht, wird gut gespielt von Carroll Baker. Hier kann die Story nicht nur beim Ehemann, sondern auch beim Publikum ausreichend Interesse wecken, wiederum vom Säen der Saat des Zweifels. Julie Spencer könnte eine Verrückte sein, sie könnte aber genauso gut damit beauftragt worden sein, Anderson das Handwerk zu legen. Er weiß es nicht, wir auch nicht.

 

Verrückt wird es, wenn eine zweite Julie Spencer auftaucht, die tatsächlich jede Menge Schrauben locker hat. Die letztendliche Auflösung des Films ist spannend, originell und ebenso komplett an den Haaren herbeigezogen. Eugenio Martín scheint sich dessen bewusst gewesen zu sein und steigert somit den Anteil des schwarzen Humors. Und nein, wir werden nie erfahren, ob Anderson tatsächlich seine Frauen um die Ecke gebracht hat.

 

Eugenio Martíns Filmkarriere begann ungewöhnlich, denn nach einem Studium der Rechtswissenschaften nahm er übergangslos auf dem Regiestuhl Platz. Nachdem jedoch seine Kurzfilme und sein erster vergessener Spielfilm („Bachelor“, kein IMDb-Eintrag) keine Beachtung fanden, macht er einen Schritt zurück zum Regie-Assistenten. Da er zu den wenigen Spaniern mit Regieerfahrung UND perfekten Englischkenntnissen gehörte, können sich diese sehen lassen. Überliefert sind nur wenige davon, etwa SINDBADS SIEBENTE REISE (Nathan Juran, 1958), DIE DREI WELTEN DES GULLIVER (Jack Sher, 1960) oder KÖNIG DER KÖNIGE (Nicolas Ray, 1961). Mit diesen Erfahrungen gelingt ihm anschließend eine Regiekarriere im Genrefilm, immer wieder in Co-Produktion und nicht selten mit internationalen Stars. Das macht ich nahezu einmalig unter den spanischen Regisseuren.

 

Doch wollte er das so? Carlos Aguilar, der die bisher einzige Biographie über Eugenio Martín geschrieben hat, beschreibt ich als höflichen und sehr bescheidenen Mann. Auf diese Charakterzüge führt Aguilar es auch zurück, dass er Martín nicht gelang, für seine eigentlichen Herzensprojekte – Literaturverfilmungen, Dokumentarfilme oder Dramen – Finanzierung zu finden. Martín habe die nötige Aggressivität im Umgang mit potenziellen Produzenten gefehlt. Auf zwei seiner Filme sei Eugenio Martín aber besonders stolz gewesen: OHNE DOLLAR KEINEN SARG (El precio de un hombre: The Bounty Killer, 1966) gehörte zu den wenigen Western, die in Spanien tatsächlich mit einem Filmpreis ausgezeichnet wurden. Der zweite war die Eigenproduktion DIE SAAT DER ANGST (Una vela para el diablo, 1973), der trotz seiner Bekanntheit aufgrund seiner schwierigen Thematik kein finanzieller Erfolg für ihn war.

 

In DIE SAAT DER ANGST drehte er auch wieder mit Lone Fleming, die bereits in MATALO (El hombre de Río Malo, 1971) und im hier besprochenen THE FOURTH VICTIM kleinere Rollen innehatte. Ihr komödiantischer Kurzauftritt in THE FOURTH VICTIM fiel in der englischsprachigen Version allerdings der Schere zum Opfer.

Links

OFDb

IMDb

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