Kill the Poker Player

Italien | Spanien, 1972

Originaltitel:

Hai sbagliato... dovevi uccidermi subito!

Alternativtitel:

Ringo... Volta para Matar (BRA)

La muerte llega arrastrándose (ESP)

Creeping Death

Regisseur:

Mario Bianchi

Inhalt

Drei Männer begehen einen brutalen Banküberfall und erbeuten dabei eine Menge Geld. Kurz darauf werden zwei der Männer in der Wüste tot aufgefunden. Die beiden sind an Schlangenbissen elendig krepiert. Dem noch verbliebenen dritten Mann heftet sich ein anglo-amerikanischer Versicherungsagent mit dem klingenden Namen Jonathan Pinkerton an die Fersen. Er will den mysteriösen Killer zur Strecke bringen und dadurch die verschwundene Beute auftreiben.

Review

"Hai sbagliato... dovevi uccidermi subito!" ist einer von immerhin fünf Western die Mario Bianchi Anfang bis Mitte der 70’er Jahre drehte. Sein bei uns bekanntester Western ist wohl der äußerst brutale "Mi chiamavano 'Requiescat'... ma avevano sbagliato" (Sing mir das Lied der Rache), in dem sich Muskelmann Sergio Ciani ein heißes Duell mit dem sadistischen William Berger liefert. Mit "Più forte sorelle" (Drei Nonnen auf dem Weg zur Hölle) wagte Bianchi einen Sprung ins Komödienfach, und zwar mit eher durchwachsenem Erfolg. Bei dem Streifen handelt es sich um einen Ultra Low Budget Streifen mit jeder Menge schlechten Witzen. Trotzdem ist "Più forte sorelle" ein recht sympathisches Filmchen, das durchaus Laune macht. Bei "In nome del padre, del figlio e della Colt" handelt es sich um eine Mischung aus Giallo und Western in dem Craig Hill eine Doppelrolle als Zwillinge hat, der eine Sheriff, der andere furchtloser Bandit.

 

Mir hat "Hai sbagliato... dovevi uccidermi subito!" um einiges mehr Spaß bereitet als der recht fade "Mi chiamavano 'Requiescat'... ma avevano sbagliato", dem ich aber wieder mal ne Chance geben sollte. Und wer sich hier vielleicht ein Trashfeuerwerk vom guten Mario erwartet wird schwerstens enttäuscht sein. Es handelt sich hierbei nämlich um eine sehr solide Mischung aus Giallo und Western. Bianchi versuchte sich selber schon ein Jahr zuvor mit dem ebenfalls ziemlich unbekannten aber sehr gutem "In nome del padre, del figlio e della Colt" an solch einer Genremixtur. Dabei sucht Sheriff Craig Hill eine mysteriöse Bande, die eine Reihe von Überfällen begeht. Die beiden bekanntesten Vertreter dieses Subgenres dürften Lorenzo Gicca Pallis "Il venditore di morte" (1000 Dollar Kopfgeld) und Alfonso Brescias "Killer Calibro 32" (Stirb oder töte) sein.

 

Hier macht sich Robert Woods nun auf die Suche nach einem unbekannten skrupellosen Bankräuber und Mörder. Er gibt sich als englischer Versicherungsagent Jonathan Pinkerton aus, den ihm aber niemand abkauft, allein schon wegen seines amerikanischen Akzents. Außerdem versucht er mehr schlecht als recht britische Eleganz zu zelebrieren. Unterstützt wird er von Sheriff Luis Burton, gespielt von Francisco Brana, der aber wie so viele andere wichtige Persönlichkeiten der Stadt die eine oder andere Leiche im Keller zu haben scheint. Allen voran der Rinderbaron Clinton, wie immer hervorragend, wenn auch etwas gelangweilt, dargestellt von Ivano Staccioli, der schon des Öfteren einen tollen Schurken abgegeben hat. Leider kommt seine Rolle etwas zu kurz, dafür hat er aber ein paar denkwürdige Szenen. Wunderbar schmierig ist Carlo Gaddi als Saloonbesitzer Karl, der ebenso irgendetwas zu verbergen hat aber was ist hier natürlich die Frage. Staccioli und Gaddi hatte ich zu Beginn sogar verwechselt, die beiden sehen sich irgendwie sehr ähnlich.

 

Nieves Navarro ist leider wieder mal nur schmückendes Beiwerk, was den Zuschauer aber nicht wirklich stört, da sie hier besonders schön anzusehen ist. Als Kate macht sie gemeinsame Sache mit Clinton und hat außerdem was mit ihm am Laufen. Zu guter Letzt gibt’s da noch den etwas verrückten Wissenschaftler Torres, der mit Schlangengift experimentiert. Der gute Torres ist allerdings ne wirklich arme Sau, denn wenn er auftaucht nehmen alle anderen ganz schnell Reißaus. Der englische Titel "Kill the poker player" kommt wahrscheinlich daher, dass sich diese illusteren Herren hin und wieder mal zu einem Pokerspielchen treffen. Allerdings gibt Bruckner in seiner Inhaltsangabe die Rolle von Woods als Pokerspieler Ace aus, darauf hab ich aber in dieser Fassung keinen Hinweis finden können. Tja, vielleicht kann da ja jemand Aufklärungsarbeit leisten.

 

Dass es sich hier um einen 70’er Jahre Western handelt wird einem sehr schnell bewusst. Allein schon wegen der klasse Frisuren, jeder Menge Schnauzbärten und dem jazzigen Sound von Carlo Savina. Ehrlich gesagt liebe ich diese 70’er Jahre Atmosphäre, vor allem im Westerngenre. Bianchis Inszenierung ist diesmal recht ruhig ausgefallen und er konzentriert sich mehr auf die Entwicklung der Kriminalgeschichte als auf Action und Gewaltexzesse. Die Story ist recht ordentlich und weiß streckenweise durchaus zu fesseln und sie hält zudem auch ein paar nette kleinere Wendungen parat. Zumindest wird einem auf keinen Fall langweilig bei der ganzen Geschichte, obwohl sich Bianchi mit Action und Tempo etwas zurückhält. Die wenigen Actionszenen sind aber äußerst ansprechend inszeniert und mit sehr vielen schnellen Schnitten garniert. Interessant ist noch, dass die meisten Menschen hier nicht wegen einer Bleivergiftung über den Jordan springen sondern aufgrund einer Anhäufung fieser Schlangenbisse. Dieser ganze Schlangenzirkus wird zwar etwas zu sehr ausgereizt, weiß aber trotz alledem zu gefallen. Ab und zu hat sich auch ein wenig Humor eingeschlichen, der zwar kaum witzig ist sich aber nicht weiter störend auswirkt. Wenn man von den wortlosen ersten knapp neun Minuten absieht ist der Streifen auch recht reich an Dialogen.

 

Für den wunderbaren schmissigen und jazzigen Score zeichnet sich der zuverlässige Carlo Savina verantwortlich. Savina komponierte eine Vielzahl von Soundtracks im Westernbereich. Am bekanntesten sind wahrscheinlich seine Kompositionen für die beiden horrorlastigen Western "Joko invoca Dio... e muori" (Fünf blutige Stricke) und "E Dio disse a Caino" (Satan der Rache), beide inszeniert von Antonio Margheriti. Die von mir gesehene Fassung hat eine wirklich tolle Bildqualität. Allerdings werd ich mit diesen englischen Synchronfassungen einfach nicht warm, da die meist so emotionslos und unmotiviert daherkommen, einfach furchtbar das Ganze. Ob die mir vorliegende Fassung nun gekürzt ist oder nicht kann ich nicht wirklich beurteilen. Sie geht etwa 88 Minuten, andere Quellen (Bruckner, spaghettiwesterndatabase) sprechen sogar von 103 Minuten.

 

Mario Bianchi ist mit "Hai sbagliato... dovevi uccidermi subito!" sicherlich kein großer Wurf gelungen. Dieser kleine Film weiß aber durch eine solide Kriminalgeschichte, ordentliche Darstellern, ein paar guter Actionszenen und einer schön schmissigen Musik sehr zu gefallen und zu unterhalten. Als Zugabe bietet man uns ein wenig 70’er Jahre Flair. Wer für Mischungen aus Western und Giallo etwas übrig hat sollte sich den Film nicht entgehen lassen, denn da gehört er mit Sicherheit zu den besseren Vertretern innerhalb des Genres.

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.