Lazzarella

Frankreich | Italien, 1957

Inhalt

Sandra (Alessandra Panaro) ist ein ziemliches Früchtchen, kommt aus wohlhabender Familie und ist schon seit der Kindheit dem Baron Nicola Sant’Elmo (Luigi di Filippo) versprochen. Und so erwischt es sie kalt, als sie sich Hals über Kopf in den aus ärmeren Verhältnissen stammenden Architekturstudenten Luciano (Terence Hill) verliebt, der für sie die Mathehausaufgaben macht. Für Luciano wird es ebenfalls nicht leicht, denn Sandra scheint so gar nicht in sein konservatives Frauen- und Familienbild zu passen. Nach einigen Wirrungen und Eifersüchteleien wird sich jedoch alles zum Guten wenden, nicht zuletzt mit der Unterstützung des singenden Pizza-Bäckers Mimì (Domenico Modugno).

Review

LAZZARELLA (in den Netflix-Untertiteln ein wenig ungeschickt mit „Luder“ übersetzt) ist ein Musicarello von 1957, aber keine Angst, allzu viel gesungen wird nicht. Vielmehr legt Carlo Ludovico Bragaglias Liebesfilm den Grundstein für das Image des frühen Mario Girotti alias Terence Hill. Man würde ihn in Folge noch öfter in der Rolle des grundanständigen Jünglings sehen, der sich in eine Frau verliebt, der er nicht gewachsen scheint, etwa in JUKE BOX – URLI D’AMORE (1959), CERASELLA (1959) oder ICH PROTESTIERE NICHT, ICH LIEBE (Io non protesto, io amo, 1967).

 

In LAZZARELLA wird das Dilemma, dass am Ende beide so stur sind, dass sie sich ihre gegenseitige Liebe nicht mehr eingestehen wollen, auf eine Weise gelöst, die man heutzutage wohl nicht mehr so bringen könnte – durch eine Ohrfeige, die das „Luder“ zur Besinnung bringt. Dann weiß sie auch gleich, wer künftig der Herr im Haus ist. Nein, das darf man nicht zu ernst nehmen, denn dem Temperament Sandras wird Luciano wohl auch während der Ehe nur gelegentlich gewachsen sein.

 

LAZZARELLA nutzt als Sprungbrett die schöne Kulisse eines Neapel zwischen Arm und Reich. Die Wohlhabenden sind hierbei eher Gäste in der Küstenstadt, wirken wie Fremdkörper. Die Armen werden wiederum mit dem Klischee eines singenden, fröhlichen Menschenschlags belegt, der strebsam für Werte wie Familie, Arbeit und eine erfolgreiche Zukunft steht. Ich war in Neapel. Wenn man dort zu Besuch ist, ist es nett. Dort leben möchte ich nicht, und es wird dringend abgeraten, sich die selbstverständlich schöne Hafenkulisse in den Abendstunden zu Gemüte zu führen. Aber egal, genug als Romantik-Killer betätigt.

 

Zweifellos ist LAZARELLA ein sehr schöner und leichter Liebesfilm, trotz seiner dramatischen Momente. Denn der Zuschauer muss keine Sekunde daran zweifeln, am Ende einem Happy End zugeführt zu werden, selbst wenn es für eine Zeitlang düster für ein solches aussieht. Sandras Vater (Riccardo Garrone) steht kurz vor der Pleite, und als man gar mit Haftbefehl nach ihm sucht, willigt Sandra ein, Baron Nicola zu heiraten, mit dem sie schon seit der Kindheit gut befreundet ist. Sie liebt ihn nicht, und in ihrer Verschlossenheit was ihre wahren Gefühle betrifft, trennt sie sich von Luciano, ohne diesem die Gründe dafür zu nennen. Luciano wendet sich daraufhin der wohlhabenden Französin Brigitte (Irène Tunc) zu, die ihn schon mehrfach in ihre Villa nach Capri eingeladen hat.

 

Als Sandras Mutter (Madeleine Fischer) das Ganze durchschaut, macht sie den Weg für Sandra und Luciano aber wieder frei. Die beiden Hauptrollen sind mit Alessandra Pannaro und Terence Hill perfekt besetzt, beide sind jung (etwa 17/18), sympathisch und hübsch anzusehen. Madeleine Fischer als Sandras Mutter zu besetzen ist dagegen ein wenig frech, denn die Dame war gerade mal fünf Jahre älter als die Filmtochter.

 

Seinen Titel hat LAZZARELLA freilich von dem gleichnamigen Song aus der Feder von Domenico Modugno und Riccardo Pazzaglia. Neben Mudogno hat auch der Performer des Originalsongs Aurelio Fierro eine Rolle im Film, sorgt gar für einen der schönsten Momente, wenn er für das frischverliebte Paar in einem auf dem Hang über Neapel gelegenen Ristorante ein Ständchen singt. Wunderschön. Neben den fünf Liedern, die im Film von Domenico Mudugno und/oder Aurelio Fierro gesungen werden, stammt der übrige Score von Carlo Rustichelli, dirigiert von Carlo Savina.

 

Trivia: es werden Erinnerungen an Lucio Fulcis DAS SYNDIKAT DES GRAUENS (Luca il contrabbandiere, 1980) wach, wenn Sandra und Luciano durch das gleiche Feld von heißen Quellen tollen. Sogar die Hütte steht schon da.

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