Die perfekte Erpressung

Frankreich | Deutschland | Italien, 1973

Originaltitel:

Revolver

Alternativtitel:

La poursuite implacable (FRA)

Blood in the Streets (USA)

In the Name of Love (USA)

Regisseur:

Sergio Sollima

Inhalt

Der Ganove Milo Ruiz (Fabio Testi) lebt in Frankreich, begeht seine Überfälle aber stets im Ausland. Während eines missglückten Raubüberfalls in Mailand stirbt sein Komplize Jean Daniel und wird von Ruiz eigenhändig begraben, wovon aber niemand außer Ruiz etwas weiß. Einige Zeit darauf wird der Abgeordnete Lacours auf offener Straße von einem Motorradfahrer erschossen, der seinerseits an einem Bahnübergang verunglückt. Ein Freund des Täters, der Musiker Al Niko (Daniel Beretta), identifiziert den Toten als Jean Daniel.

 

Wiederum ein paar Jahre später wird der heutige Gefängnisdirektor und Ex-Polizist Vito Cipriani (Oliver Reed) zu einem Notfall ins Gefängnis gerufen. Als er zurückkehrt, muss er feststellen, dass seine junge Frau Anna (Agostina Belli) entführt wurde. Die Kidnapper haben nur eine Forderung: Cipriani soll einem Gefangenen zur Flucht verhelfen, nämlich Milo Ruiz. Cipriani tut, was die Gangster verlangen, droht jedoch unverhohlen, dass wenn seine Frau etwas geschähe würde er die Täter finden, und wenn er sie um die halbe Welt jagen muss. Zudem stößt er auf eine Ungereimtheit, denn Ruiz scheint wirklich nur ein kleiner Gauner, der keine mächtigen Freunde besitzt, die ihm zu solch einer Flucht verhelfen würden. Dabei scheint es sich bei den Tätern zunächst um Sizilianer zu handeln.

 

Als der erste Austauschversuch – Milo Ruiz gegen Anna – scheitert, verkompliziert sich die Situation. Anna wird vom Auftraggeber der Sizilianer, dem französischen Gangster Michel Granier (Frédéric de Pasquale), nach Frankreich gebracht. Auch Ruiz und Cipriani begeben sich nach Frankreich, denn irgendwie scheint alles mit dem Musiker Al Niko und dem ermordeten Abgeordneten zu tun zu haben.

Review

Man kann es kaum abstreiten: „Revolver – Die perfekte Erpressung“ ist ein nahezu perfekt inszenierter Thriller und gehört zum Besten, was dieses Genre in Italien zu bieten hat. Dabei kann er durchaus auch dem Poliziesco zugerechnet werden, denn schließlich ist Gefängnisdirektor Cipriani – gespielt von Oliver Reed – ein wenig zimperlicher Ex-Polizist, der jedoch eine große Schwäche besitzt: er glaubt bedingungslos an das Gesetz, ein Problem, unter dem ein Commissario Ferro eher weniger zu leiden hatte.

 

Regie führte der im Juli 2015 verstorbene Sergio Sollima, und wenn man mal ein paar Titel aus seiner Filmographie, z. B. „Brutale Stadt“, „Der Gehetzte der Sierra Madre“ oder „Von Angesicht zu Angesicht“ in die Runde wirft, weiß man, dass einen perfektes Handwerk erwartet. Das Drehbuch von Massimo de Rita, Arduino Maiuri und Sergio Sollima selbst bietet einen ständigen Spannungsaufbau, ebenso wie der dazu herrlich passende und dramatische Ennio Morricone-Score. Hier sei dem Musikliebhaber besonders die knapp 13-minütige Suite ans Herz gelegt.

 

Eine der großen Stärken des Films ist natürlich Oliver Reed, der seine durchaus sehr schwierige Rolle zu meistern versteht. Denn einerseits ist der schon der „Macher“, der die Kontrolle über sein Leben wiedererlangen will – zusätzlich zu seiner Frau – andererseits gelingt es ihm ebenso, die Seelenqual und Hilflosigkeit darzustellen, die seine Figur verlangt. Dabei entspinnt sich eine seltsame Freundschaft zu dem zunächst sehr arrogant wirkenden Gauner Milo Ruiz, dargestellt von Fabio Testi. Dramatisch die Szene, in der Ruiz die Oberhand gewinnt und man von ihm verlangt, Cipriani zu töten. Doch Ruiz hat noch nie getötet, und dort schließen die beiden auch den Pakt, einander zu helfen.

 

Mehr möchte ich über den Inhalt nicht verraten, denn „Revolver“ lebt von der Ungewissheit des Zuschauers und der ansteigenden Dramatik im Handlungsablauf. Dabei fehlt keineswegs die nötige Härte und Action.

 

Der übrige Cast ist ebenfalls nicht zu verachten. Neben den bereits erwähnten großen und größeren Rollen von Oliver Reed, Fabio Testi, Agostina Belli und Frédéric de Pasquale, sind unter anderem Reinhard Kolldehoff, Paola Pitagora, Bernard Giradeau, Peter Berling, Salvatore Borghese und die unvermeidliche Carla Mancini im Rennen um das Leben von Anna, Ciprianis entführter Frau.

 

Das Ende des Films, in dem sich Sollima in linkspolitische Gefilde begibt, ist schlichtweg erschütternd und man muss es einfach selbst gesehen haben.

Veröffentlichungen

„Revolver – Die perfekte Erpressung“ erschien im April 2015 von Colosseo Film auf DVD, und auch wenn Bild und Ton nicht gerade perfekt sind, ein absoluter Pflichtkauf für Italo-Fans. An Bord sind der deutsche (ist das eine DEFA-Synchro?), englische und italienische Ton, sowie deutsche Untertitel.

 

Dazu ein lustiges Interview mit Fabio Testi, der – wie viele der damals so vielbeschäftigten Darsteller in Italien – unter einigen Gedächtnisproblemen zu leiden scheint. So ist er überzeugt, mit Luchino Visconti „Die Gärten der Finzi Contini“ gedreht zu haben, aber das war natürlich Vittorio de Sica, nicht Visconti. Hier sagt er auch nette Dinge über Lucio Fulci und ich erinnere mich, dass Testi in einem Interview zu „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben“ dagegen kaum etwas Positives über Fulci zu erzählen wusste. Dann die Geschichte von Sergio Sollimas „erster Regiearbeit“, einem TV-Mehrteiler der nie gesendet worden sei, die man wohl auch mit Vorsicht genießen sollte. Tatsächlich hat Sergio Sollima ein solches Drehbuch geschrieben, allerdings erfolgte die Verfilmung erst 1991 unter der Regie von Kevin Connor.

 

Egal, „Revolver – Die perfekte Erpressung“ ist ein Muss!

Filmplakate

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.