The Riffs - Die Gewalt sind wir

Italien, 1982

Originaltitel:

1990: I guerrieri del Bronx

Alternativtitel:

1990: Los guerreros del Bronx (ESP)

Les guerriers du Bronx (FRA)

1990 - Os Guerreiros de Bronx (POR)

1990: The Bronx Warriors (USA)

Bronx Warriors

Deutsche Erstaufführung:

16. Dezember 1982

Inhalt

Ann soll, mit Einritt ihrer Volljährigkeit, die Manhattan Cooperation erben. Doch die junge Frau will nicht vor den Karren von schmutzigen Geschäften gespannt werden. Also beschließt sie ihrem reichen Elternhaus auf Nimmerwiedersehen zu sagen. Wie (vermutlich) alle verwöhnten Püppchen aus der High Society, zieht es Ann in die Bronx. Dort wo der Abschaum regiert, und der Tod mit einer mächtig großen Harke durchgeht. Sie findet Schutz bei Trash und seinen „Riffs“. Doch diese Obhut ist gefährdet, denn Hammer (ein Polizist für spezielle Aufträge - oder besser gesagt ein Psychopath mit Polizeimarke) soll Ann zurückholen.

Review

Wenn der Postmann zweimal ballert…

 

…dann bedeutet das für die „Ratten der Bronx“ in Deckung zu gehen. Uns Zuschauern soll es recht sein, denn Enzo G. Castellari „lässt die Puppen tanzen“. Dabei führt die Zeitreise in das Jahr 1982, in dem die Zukunft des Jahres 1990 dargestellt wird. Die Bronx ist am Ende. Die verfeindeten Gangs streiten sich um die Vorherrschaft innerhalb der Trümmerbaracken. Keine Chance für Weicheiner. Wer in der Bronx überleben will, der muss hart wie Kruppstahl sein. Und wer die Bronx im Alleingang „reinigen“ will, der muss total verrückt sein. Dieser Prämisse wird der Polizeibeamte Hammer (Vic Morrow) im vollen Umfang gerecht.

 

„Sie werden Hammer auf die Sache ansetzen!“

„Hammer? Ist das nicht ein bisschen riskant?“

„Haben wir eine andere Wahl?“

 

Vic Morrow konnte mit seiner Darbietung als Schulrebell Artie West („Die Saat der Gewalt“, 1955) einen festen Patz in unseren Herzen erobern. Der ganz große Erfolg blieb Vic leider vergönnt, und er agierte überwiegend in TV-Serien. Anfang der 1980er holte Enzo ihn, für die Rolle des Ron Hamer in „The Last Jaws - Der weiße Killer“, nach Italien. Bei „The Riffs“ gibt Vic den überaus sympathischen und (natürlich vollkommen) durchgedrehten Polizisten Hammer. Stets einen makabren oder menschenverachtenden Spruch auf den Lippen, macht sich Hammer auf den Weg um die Millionenerbin Ann zu finden, und um (ganz nebenbei) die Bewohner der Bronx auszurotten. Unterstützung erhält er von „Klumpfuß“ Hot Dog (Christopher Connelly). Hot Dog trägt eine Army-Jacke, die er wahrscheinlich Gordon (Mitchell) aus dem „Rattennest“ geklaut hat. Ein traumhaftes Outfit mit dem man in jeder Asozialensiedlung (der 1980er Jahre) zum Popstar avanciert wäre. Phänomenal, sowie jeder Charakter der an der Bronx-Sause teilnimmt.

 

„The Riffs – Die Gewalt sind wir“ bietet eine Story die sich an „Die Klapperschlange“ und „Die Warriors“ orientiert. Die Pro- und Antagonisten (meist eine Mixtur aus Punk und Rocker) sind die stereotypischen Antihelden des Endzeitfilms, welche sich gegenseitig „zerfleischen“. Es regiert das Recht des Stärkeren, Gesetze gibt es schon lang nicht mehr. In der Bronx gehört der Tod zum Alltag, wie Trash es treffend umschreibt. Dementsprechend bekommen wir einige harte und teilweise auch brutale Kämpfe geliefert. Der am Ellbogen befestigte Metallstachel, der Stiefel mit eingebauter Messerklinge, Sensen an den Achsen des Bikes und Flammenwerfer sind die „feinen“ Utensilien für ein ausgiebiges Rambazamba. Die Actionsequenzen sind ordentlich inszeniert und erhalten durch den Einsatz von Zeitlupen einen (durchaus) intensiven Charakter.

 

Doch die Gewalt ist (selbst in der Bronx) nicht immer die richtige Lösung, und wer seine Hirnzellen nicht gänzlich versoffen hat, der wird dieses - früher oder später - auch erkennen. Trash und Orgi avancieren somit zu den Identifikationsfiguren. Aber ein „samariterischer“ Herdenführer muss stets mit den Neidern (aus den eigenen Reihen) kämpfen. Swan schlägt sich bei „The Warriors“ mit Ajax rum, Trash bekommt es bei „The Riffs“ mit Hank (Joshua Sinclair) zu tun. Ein Typ der John Lennon nicht unähnlich ist, und eine Dienstuniform der Waffen-SS (in Feldgrau) zur Schau trägt. Hank ist ein cooler Drecksack, der für die spezielle Würze sorgt. Harte Zeiten für Riffs-Anführer Trash, der sich derart stocksteif durch den Film bewegt, als hätte er einen Stock im Arsch bzw. einen Besenstil verschluckt. Trash hat allerdings den Durchblick und weiß, dass der Frieden in der Bronx nur möglich ist, wenn man sich mit Orgi (gespielt von einem großartigen Fred Williamson) und seinen Tigers verbündet. Diese illustre Bronx-Gesellschaft wird von Hammer und den Bossen der Manhattan Cooperation als asoziales Pack gesehen. Hier wären wir auch schon bei den Themen Faschismus und Rassismus angelangt, welche beim Endzeitfilm (z.B. „Rush 2“, „Riffs 2“) eine große Rolle spielen.

 

Was der Faschismus den Rassisten anbietet, ist das Ausmerzen von Randgruppen, wie (die eben genannten) „Asozialen“, ohne dabei auf die Meinung der Bevölkerung Rücksicht zu nehmen. „Riffs 1“ präsentiert mit Hammer natürlich einen Paraderassisten, dem wirklich alles scheißegal ist. Hammer will töten, er will die Bronx ausrotten und steht innerhalb des Finales - in diktatorischer Weise - über dem Schlachtfeld. Er, der Fascho mit Polizeimarke, der einst selbst in der Bronx lebte. Vom Analytiker (oder soll ich Klugscheißer schreiben?) könnte dieses als eine Warnung vor der Korruption der Macht verstanden werden. Für den Exploitationfreak ist es nicht mehr als ein genretypisches Mitbringsel.

 

„Wenn wir hier durch sind, dann sind wir im Gebiet der Scavengers…

…und die sind wirklich die allerletzte Scheiße!“ (Trash)

 

Neben Bandenkrieg, Verrat und coolen Charakteren, baut Castellari eine kleine Liebesgeschichte ein, die allerdings kein (ansonsten wäre es echt peinlich) Happy End in Aussicht stellt. Der Unterschied der sozialen Schichten wird nur am Rande erwähnt. Mehr wäre auch tödlich, denn „The Riffs“ verfolgt nun wirklich keine ästhetisch-moralischen Ziele. Die Kritiker ließen sich (u. a. aufgrund dieser Tatsache) nicht besänftigen und hauten den „Riffs“ den einen oder anderen Verriss um die Ohren. Mein „Favorit“ lässt sich im „Lexikon des Science Fiction Films“ finden. Ronald M. Hahn oder Volker Jansen (oder vielleicht auch beide zusammen) haben ihr gesamtes Aggressionspotential in Worte beballt und eine Breitseite abgeschossen, die selbst US-Brigadegeneral Douglas MacArthur (wenn er noch leben würde) vor Neid erblassen lässt:

 

„Zuschauer deren IQ unter 47 liegt, werden angesichts dieses wüsten Kampfgetümmels in Begeisterungsstürme ausbrechen.“

 

Jungs, ihr macht dem Filmdienst echte Konkurrenz. Warum fallen mir solche Brüller nicht ein? Wahrscheinlich weil sie schon seit mehr als 30 Jahren aus der Mode sind, aber diese Karachoumschreibung ist zeitlos „genial“. Für mein Empfinden lässt sich „The Riffs“ allerdings viel einfacher, präziser und eingängiger umschreiben. Zu diesem Zweck verweise ich auf ein Zitat aus Takashi Miikes „Deadly Outlaw Rekka“.

 

„It´s Rock 'n' Roll.”

Veröffentlichungen

Am 29. April 2011 veröffentlichte das Label X-Cess „The Riffs“ erstmals ungeschnitten in Deutschland auf DVD. Bei dem einst geschnittenen Material handelt es sich ausschließlich um Dialogszenen. Diese, von X-Cess deutsch untertitelten Szenen, sind wichtig für das Filmverständnis. Das die Sequenzen einst der Schere zum Opfer fielen, kann nur ein Vollidiot veranlasst haben.

 

Bei der Bildumsetzung hat X-Cess etwas schlampig gearbeitet. Es kommt zu einigen Bildfehlern, bei denen kleine Kästchen zu sehen sind. Keine Endkontrolle? Dann schlaft weiter. Abgesehen von dieser Unachtsamkeit, ist die Bildqualität allerdings sehr gut.

Filmplakate

Links

OFDb

IMDb

 

 

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