Ringo kommt zurück

Italien | Spanien, 1965

Originaltitel:

Il ritorno di Ringo

Alternativtitel:

Ringo Não Discute... Mata (BRA)

El retorno de Ringo (ESP)

Le retour de Ringo (FRA)

O Regresso de Ringo (POR)

The Return of Ringo (USA)

Blood at Sundown

Gnade spricht Gott - Amen mein Colt

Ringo kehrt zurück

Deutsche Erstaufführung:

28. Oktober 1966

Regisseur:

Duccio Tessari

Inhalt

Als Ringo, der im Bürgerkrieg auf den Seiten der Nordstaaten gedient hat, nach vielen Jahren in seine Heimatstadt zurückkehrt, muss er feststellen, dass diese nicht mehr der friedliche Ort von einst ist. Die kaltblütigen Fuentes-Brüder - Mexikaner, die im Goldrausch zu Reichtum gekommen sind - haben das Regiment übernommen, Ringos Vater ermordet und seine Frau zu ihrer eigenen gemacht. Getarnt als mexikanischer Landarbeiter sinnt Ringo auf Rache...

Review

RINGO KOMMT ZURÜCK ist die Fortsetzung zu EINE PISTOLE FÜR RINGO; im selben Jahr entstanden. Da Crew und Darsteller nahezu identisch sind, ist davon auszugehen, dass Tessari den auch unter dem äußerst lässigen Titel GNADE SPRICHT GOTT-AMEN MEIN COLT bekannten Film back to back mit Teil 1 gedreht hat.

 

Da in EINE PISTOLE FÜR RINGO die wenigsten Figuren den Abspann erlebt haben, dürfen ihre Darsteller hier in andere Rollen schlüpfen. Kein Problem, denn RINGO KOMMT ZURÜCK erzählt ohnehin eine völlig neue Geschichte und kann für sich alleine stehen. Die einzige Figur, die aus dem Vorgänger übernommen wurde, ist der immer noch von Giuliano Gemma gespielte Ringo. Der teilt sich allerdings auch nur noch Namen und Gesicht mit dem alten Ringo; praktisch ist er in RINGO KOMMT ZURÜCK ein anderer Mensch.

 

Auch sonst hat Regisseur Tessari seinem zweiten Western einen ganz anderen Anstrich als dem ersten verpasst. Konnten bei EINE PISTOLE FÜR RINGO puristische Genre-Aficionados noch Anstoß am Humor und der sauberen, fast schon "amerikanisch" wirkenden Optik nehmen; so fallen diese Kritikpunkte bei RINGO KOMMT ZURÜCK nicht mehr ins Gewicht: Das hier ist Italowestern reinsten, respektive dreckigsten Wassers.

 

Gemma trägt nun Vollbart. Die Stadt ist staubig, schmutzig und in Gestalt der reichen, sadistischen Mexikaner auch fest in Todes Hand. Der Ton ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich rauer geworden. Die Komik wurde eliminiert und die FSK-Freigabe ist fast schon zwangsläufig um zwei Jahre nach oben geklettert. (Auch wenn eine FSK 18 für Ringo in einer Zeit, wo Zombie-Splatter salonfähig geworden ist, nur wie ein schlechter Scherz anmuten kann; aber das ist eine andere Geschichte.)

 

Der Plot aus der Feder von Tessari und seinem Regieassistenten (und dem später selbst ruhmreichen) Fernando Di Leo, lehnt sich sehr bewusst an die alten Sagen um Odysseus. Da passt es sicherlich, wenn man RINGO KOMMT ZURÜCK als eine Art in Blei gegossene griechische Tragödie betrachtet.

 

Die aus dem mitunter komischen EINE PISTOLE FÜR RINGO bekannten Gesichter interpretieren ihre neuen Rollen viel humorloser als zuvor. Perfekte Antagonisten sind dabei der eiskalte Schönling George Martin und der diesmal sehr viel grimmiger wirkende Fernando Sancho, während der oft gescholtene Gemma in seiner tragischen Heldenrolle - als Quasi-Odysseus des amerikanischen Bürgerkriegs - eine einwandfreie Figur abgibt. Und Nieves Navarro sieht sogar noch anbetungswürdiger als im ersten RINGO aus.

 

Es ist lyrisch, es ist dramatisch. Diesmal haben auch die von den Kameraspezialisten Marin und d'Offizi geschaffenen Bilder in ihren besten Ausprägungen etwas Ikonenhaftes an sich. Schaut euch hierzu nur einmal die Hochzeitsszene an; in einer Kirche voller Särge. Mit seinen überstimmigen, voller Ohrwurmmelodien steckenden Kompositionen hat Ennio Morricone den perfekten Score zu Ringos tragischer wie blutiger Heimkehr geschrieben.

 

Am Ende ein jeder griechischen Tragödie steht das große Sterben. In letzter Konsequenz gibt es dies in RINGO KOMMT ZURÜCK zwar nicht, aber zum Schluss donnerwettert natürlich auch hier ein leichenreiches Bleigewitter.

 

Fazit: Obwohl Duccio Tessari die direkte Fortsetzung zu EINE PISTOLE FÜR RINGO mit nahezu identischer Cast und Crew gedreht hat, unterscheidet sich RINGO KOMMT ZURÜCK doch gravierend von seinem Vorgänger. Der saubere Look, der Humor, das Augenzwinkern des ersten Teils sind Geschichte und der zweite Film um den von Giuliano Gemma verkörperten Ringo ist nun Italowestern pur. Eine bleigegossene griechische Tragödie voller stimmiger Bilder, die von einer intensiven Atmosphäre und einem überragenden Morricone-Score getragen wird.

Links

OFDb

IMDb

 

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