Schüsse im 3/4 Takt

Österreich | Deutschland | Italien, 1965

Originaltitel:

Schüsse im 3/4 Takt

Alternativtitel:

Nuestro hombre de Viena (ESP)

Du suif dans l'Orient-Express (FRA)

Un pater au Prater pour notre agent D (FRA)

Operazione terzo uomo (ITA)

Morte a Compasso (POR)

Spy Hunt in Vienna

Shots in 3/4 Time

Der Professionelle

Geheimagent 11 0 11 - Schüsse im 3/4-Takt

Schüsse im Dreivierteltakt

Deutsche Erstaufführung:

09. April 1965

Kamera:

Karl Löb

Inhalt

Geheimagent Philippe Tissot (Pierre Brice), der unter dem Decknamen "Cäsar" agiert, soll ein neuartiges Raketen-Steuerungssystem der NATO wiederbeschaffen, das von einer kriminellen Organisation gestohlen wurde. Bislang ist unklar, was die Verbrecher mit der Waffe vorhaben, außerdem kennt man die Hintermänner nicht. Die Zeit rennt davon, da das Gerät binnen weniger Tage wieder in die richtigen Hände gelangen soll. Eine heiße Spur führt in das Wiener Varieté "Palladium", wo Tissot auf allerlei zwielichtige Gestalten trifft, und auch die ersten Liquidierungen lassen nicht lange auf sich warten. Die Suche quer durch Wien wird allerdings auch für Tissot immer gefährlicher, da es mehrere Anschläge auf sein Leben gibt. Für den Agenten bedeutet dies allerdings nur eines, nämlich dass er die richtige Fährte aufgenommen hat...

Autor

Prisma

Review

Der gebürtige Stuttgarter Alfred Weidenmann kann auf eine sehr ausgiebige Filmografie zurückblicken, die vor allem für Variabilität steht. In der Retrospektive ist der Regisseur insbesondere bekannt als Initiator von Ausstattungsfilmen mit besonderer Star-Besetzung, oder als verlässlicher Routinier im Rahmen beliebter deutscher Kriminalserien, doch wird er sich auch in diesem 1965 entstandenen Beitrag, ganz im Strickmuster populärer Spionagethriller, oder gar James-Bond-Filme, profilieren können? "Schüsse im ¾ Takt" wird diese Antwort natürlich liefern und letztlich steht und fällt diese mit bekannten Darstellern ausstaffierte Produktion mit den Präferenzen der Zuschauer, da die Geschichte an sich eher nur mäßiges Potential bietet. Falls man sich in der Welt rund um Action und Spionage prinzipiell wohlfühlt, kann dieser Verlauf sicherlich überzeugen, wenn nicht sogar begeistern. Kriminalfälle rund ums Artisten- und Zirkusmilieu konnten bei Gebrauch seit jeher undurchsichtige Machenschaften begünstigen, weil der Ort des Geschehens aufgrund seiner Unübersichtlichkeit, und der naturgemäß vielen beteiligten Personen, wie geschaffen wirkt, um einen ordentlichen Spannungsbogen zu kreieren, obwohl man sich hier nur zu Beginn in dieser Umgebung befindet. In einem klassischen Reißer dieser Art sind turbulente Strecken und diverse Ortswechsel eine Art Lebenselixir, daher nicht nur ein Markenzeichen. Als erster großer Blickfang dieses Beitrags ist sicherlich die originelle Animation des Titelvorspanns zu nennen, genauso wie die hochkarätige Besetzungsliste, die ihn vielversprechend verziert. Man sieht etliche gute alte Bekannte, die einiges an Erfahrung für einen derartigen Flick mitbringen. Die Frage ist nur, ob diese von vorne herein unorthodox wirkende Konstruktion auch hält? Schnell lichten sich die Reihen durch Mörderhand und die Inszenierung suggeriert einen brauchbaren Whodunit-Effekt.

 

Vergleicht man diese Variante mit großen Vorbildern seiner Zunft, wird man schnell merken, das hier alles eine Spur kleiner gehalten ist, was insbesondere für die Doppelspitze der männlichen Hauptrollen gilt. Wo hingegen Pierre Brice alleine schon wegen seiner Erscheinung in die Kategorie eines Agenten fällt, ist es Heinz Drache, der ein wenig fremdartig - möglicherweise verloren - anmuten will, obwohl er reichlich Erfahrung im Krimi-Sektor sammeln, und seine Routine unter Beweis stellen konnte. Hier fährt der Wallace-Veteran allerdings gegen eine Wand namens Pierre Brice, und das nicht aufgrund überragender darstellerischer Kompetenzen, die hier jedoch so gut wie keiner der Beteiligten abzurufen braucht. Heinz Drache verblasst letztlich aus rein oberflächlichen, daher vielleicht weniger relevanten Gründen neben seinem französischen Schauspielkollegen, aber glücklicherweise kommt es zu keinerlei störenden Tendenzen. Weitere bekannte Namen liefern Walter Giller, Anton Diffring, Terence Hill oder beispielsweise Charles Regnier, und es weiß so gut wie jeder im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten zu überzeugen. Bei den Damen werden effektiv schwerere Geschütze aufgefahren, denn Film-Schönheiten wie Daliah Lavi, Jana Brejchová oder Senta Berger bringen das ohnehin farbenfrohe Szenario noch mehr zum Strahlen. Bei der deutschen Synchronisation hört man die Crème de la Crème der damaligen Sprecher, in zugegebenermaßen seichter Dialogarbeit, und Daliah Lavi ist in der Zirkusmanege mit ihrer eigenen Stimme zu hören, wenn sie ihr Lied singt, obwohl sie für den laufenden Film von Renate Heilmeyer gesprochen wird. Die exzellente Besetzung auf dem Papier kann bei aller Freude allerdings nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Geschichte insbesondere im Mittelteil zu schwächeln beginnt, denn es tut sich einfach zu wenig Zielführendes.

 

Vielleicht ist dies der Tatsache geschuldet, dass sich Weidenmann um einen sorgsam konstruierten Aufbau bemüht, doch es fehlt einfach an Spektakel. Für die nötige Aufmerksamkeit sorgen schließlich immer wieder Morde, die etwas zusammenhanglos wirken, da dem Zuschauer zu wenige Informationen mit auf den Weg gegeben werden. Glücklicherweise präsentiert sich die Inszenierung in einer überdurchschnittlich guten Verfassung, was interessanten Kamera-Einstellungen, der sehr gelungenen musikalischen Untermalung und besonderen Schauplätze zu verdanken ist. Trotzdem kommt man einfach nicht umhin, sich zu fragen, was das Ganze eigentlich soll? Pures Gift für einen solchen Streifen. "Schüsse im ¾ Takt" vermittelt leider eine Unentschlossenheit, die weniger auf das anvisierte Ziel bezogen ist, sondern auf die Tatsache, dass eben kein Beitrag entstanden ist, der sich in irgend einer Weise von der Konkurrenz abheben kann, weil letztlich und global gesehen der Mut, möglicherweise sogar eine Prise Verzweiflung fehlt. Alle Hoffnungen liegen wegen des zu unspektakulären Verlaufs schließlich auf einem Finale, das ein spätes Ausrufezeichen versetzen kann, und tatsächlich hält sich eine weitreichende Enttäuschung in Grenzen. Auffällig bei Alfred Weidenmanns abwechslungsreichem Film ist, dass es so gut wie keine, oder eher nur leise Anflüge von humorvollen Untertönen gibt, sich der Film daher in ein viel zu ernstes Gewandt hüllt. Im Endeffekt kann man mit "Schüsse im ¾ Takt" aufgrund seiner glücklicherweise deutlich sichtbaren Vorzüge gut anfreunden, und falls obendrein keine Wunder erwartet werden, stellen sich sogar unterhaltsame Strecken und ein kurzweiliges, mit österreichischem Charme versehenes Gesamtergebnis ein. Somit ist Weidenmanns Versuch im Großen und Ganzen als relativ gelungen zu bezeichnen und trotz des ungenutzten Potentials problemlos anzuschauen.

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Prisma

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