Those Two in the Legion

Italien, 1962

Originaltitel:

I due della legione

Alternativtitel:

Os Dois Legionários (PRT)

Regisseur:

Lucio Fulci

Inhalt

Die Sizilianer Franco Cocuzza (Franco Franchi) und Ciccio Fisichella (Ciccio Ingrassia) kommen nach Neapel, um dort die Bewohner und Touristen mit ihrem Kartentrick abzuzocken. Dummerweise ist ihr Trick so alt, dass die Bewohner ihn längst kennen, und die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer: die zwei Idioten sind wieder da. Nachdem Franco und Ciccio von den Einheimischen ausgenommen wurden und Streit mit dem örtlichen Camorra-Boss hatten, wird Letzterer ermordet. Da Franco diesem gedroht hat, ihn an die Tür zu nageln und genau das dem Betreffenden widerfahren ist, werden sie wegen Mordes gesucht.

 

Um nicht mit leeren Taschen und zu Fuß aus Neapel flüchten zu müssen, versuchen sie sich als Straßenräuber, doch auch das geht gründlich schief. Schließlich schleichen sie sich in einen Zug nach Marseille, wo sie auf einen Vagabunden (Lucio Fulci) treffen, der ihnen einen todsicheren Tip gibt, wo man sich erfolgreich vor der Polizei verbergen kann – bei der Fremdenlegion.

 

Dort angekommen erkennt Sergeant Tresport (Nino Terzo) sie sofort als das, was sie sind: zwei Trottel, die nur Ärger machen. Captain Dupont (Aldo Bufi Landi) hat dagegen Probleme mit Überfällen auf seine Transporte, für die er den Sultan Mustafa Abdul Bey (Alighiero Noschese) verantwortlich hält und sucht nach zwei Helden, die sich für ihn in den Palast einschleichen. Aufgrund einer italienischen Zeitungsmeldung hält er Franco und Ciccio für zwei gefährliche Mafia-Killer und sucht diese für das gefährliche Unternehmen aus.

 

Sultan Mustafa ist allerdings unschuldig. Der geile Patriarch denkt nur an die Frauen seines Harems und wartet dringend auf Nachschub. Für die Überfälle verantwortlich ist sein Cousin Sadrim (Aldo Giuffrè), und der verspricht dem Sultan zwei neue Frauen, Alida (Rosalba Neri) und Saida (Jo Garso), von denen eine jedoch eine Attentäterin ist. Ob es Franco und Ciccio gelingen wird, in diesem Wirrwarr der Legion zum Sieg zu verhelfen und verhindern können, dass Sadrim Sultan anstelle des Sultans wird?

Review

Franco & Ciccio, es ist ganz einfach. Man mag sie oder man mag sie nicht. In ihrer Karriere mit etwa 116 gemeinsamen Filmen (plus einigen Solo-Projekten) haben sie ihren Zuschauern immer das gegeben, was diese erwarteten, ohne nennenswerte Akzente hinzuzufügen. Lucio Fulcis I DUE DELLA LEGIONE markiert in gewisser Weise den Beginn der erfolgreichen Filmkarriere dieses Komiker-Duos, was eine schöne Gelegenheit bietet, ganz weit auszuholen.

 

Francesco Ingrassia und Francesco Benenato stammten beide aus armen Verhältnissen und waren schlecht in der Schule. Während Ingrassia sich trotz seines frühen Interesses an Schauspielerei und Komik in diversen Berufen versuchte, stieß er 1944 Jahren zur Theatertruppe von Enzo Andronico (der auch in I DUE DELLA LEGIONE zu sehen ist) und gründete mit diesem das Trio Sgambetta. Die Jahre bis 1951 waren weiterhin von Armut geprägt, Ciccio hatte jedoch inzwischen einen Vertrag bei einer Theatertruppe.

 

Francesco Bennato erging es zunächst nicht besser. Er trat als Straßenkomiker mit einer Trommel auf, mit der er die Aufmerksamkeit von Passanten erregte und nach seinen Darbietungen Almosen hierfür bekam. Dabei kam es 1951 zu einer ersten flüchtigen Begegnung der Beiden. Erst 1954 versucht die Theatergruppe von Pasquale Pinto die Beiden zu einem Duo zusammenzufügen. Ciccio war zunächst nicht überzeugt. Er schätzte Franco als Komiker, doch es gab Probleme. Neben dem Altersunterschied war Ciccio doch etwas erfahrener und durch seinen langen Umgang mit anderen Schauspielern inzwischen auch gebildeter – Franco hatte dagegen sogar Probleme mit der italienischen Muttersprache. Der Beginn der Zusammenarbeit des Duos war somit der Beginn einer Lehrzeit für Franco Bennato, welcher später als Franco Franchi agierte, unter die Fittiche genommen von Ciccio. Meiner persönlichen Ansicht nach war dies auch ein Grund für die späteren Differenzen des Duos.

 

Ihre Entdeckung für den Film war ein Zufall. Eigentlich ging es um ein Bühnenprojekt, für das Sänger Domenico Modugno die zwei ans Set von RENDEZVOUS IN ISCHIA (Appuntamento a Ischia, 1960) einlud, wo Regisseur Mario Mattoli auf sie aufmerksam wurde und ihnen eine Gastrolle gab. Dem folgten weitere Rollen in Filmen wie Riccardo Pazzaglias L’ONORATA SOCIETÀ (1961), Vittorio De Sicas DAS JÜNGSTE GERICHT FINDET NICHT STATT (Il giudizio universale, 1961) oder Giorgio Simonellis GERARCHI SI MURORE (1961). Aber keiner dieser Filme konnte in finanzieller Hinsicht an spätere Erfolge heranreichen.

 

Erst 1962 unter der Regie von Lucio Fulci und mit Beteiligung von nicht weniger als 8 Drehbuchautoren wurde die Marke Franco & Ciccio auf dem Poster zu einem Erfolgsrezept. Für früher entstandene gemeinsame Filme wurde erst nachträglich entsprechendes Werbematerial angefertigt. Gäbe es I DUE DELLA LEGIONE in einer anderen Sprache als Italienisch, wäre dieser für internationales Publikum auch der perfekte Einstiegsfilm gewesen. Doch internationaler Erfolg war den Beiden nicht beschieden. Außerhalb Italiens war lediglich in Spanien eine größere Popularität zu verzeichnen.

 

In I DUE DELLA LEGIONE agiert das Duo noch vergleichsweise moderat. Die Story legt ein flüssiges Tempo an den Tag, und tatsächlich stellte dies für Franco und Ciccio in der Anfangszeit ein Problem dar. Auf der Bühne war es einfach – Gelächter und Applaus des Publikums sorgten für kleine Pausen. Beim Film war es schwieriger. Es ist überliefert, dass die Zwei in der frühen Phase ihrer Karriere zahlreiche Vorstellungen besuchten, um für die Zukunft ein Gefühl dafür zu bekommen, wann das Kinopublikum eine Pause – zum Lachen und Durchatmen - braucht. Fulcis Film verfügt noch über etwas, was man in den späteren, in wahnsinnigem Tempo produzierten Franco & Ciccio-Filmen missen würde – ein paar schöne Kameraaufnahmen, hier eingefangen von Alfio Contini. Ennio Morricone war in I DUE DELLA LEGIONE noch Dirigent von Luis Bacalov, schuf aber gemeinsam mit Sänger Rosario Borelli den Song „Saida“.

 

I DUE DELLA LEGIONE enthält eine ganze Reihe von amüsanten Szenen. Etwa wenn Franchi die Leiche des Camorra-Chefs an die Außentür einer Frau nagelt, die sich lautstark über das Hämmern beschwert und sich bei Erwähnung genannten Mafiosis wünscht, diesen am liebsten tot zu sehen. Franco entgegnet, das würde sie bald. Fulcis Cameo im Zug ist äußerst gelungen. Sehenswert ist auch eine ausgedehnte Kneipenschlägerei. Rosalba Neri hat einen kurzen Auftritt als Attentäterin Alina. Im selben Jahr führte sie Fernando Cerchios HERR DER WÜSTE (Lo sceicco rosso, 1962) nochmals in ein Wüstenszenario.

 

Zu den Kinofilmen des Duos Franco & Ciccio gibt es eines zu sagen: so beliebt diese beim italienischen Publikum waren, so verpönt waren sie bei den meisten Kritikern. Da gab es nur wenige Ausnahmen. Zur Machart gab es unterschiedliche Varianten. Einige Werke hatten richtige Drehbücher, mit Dialogen, etc. Meist war dies aber anscheinend nicht der Fall. Dann gab lediglich eine Story-Outline, Dialoge und Komik blieben den beiden Hauptdarstellern überlassen, die diese entweder am Abend zuvor oder erst direkt am Set improvisierten. Ich hatte es zuvor bereits angedeutet, es wird über die langen Jahre hinweg nur wenige Momente geben, in denen Franco & Ciccio ihren Charakteren etwa wirklich neues hinzufügen. Ciccio wachte mit Argusaugen über das Erfolgskonzept, das ihnen Lohn und Brot einbrachte. Eine andere Variante waren die Persiflagen auf größere Filmerfolge, wie man sie auch von Komiker Totò oder dem frühen Alberto Sordi kennt. Diese wurden meist zeitgleich mit der Planung der größeren Produktionen entworfen, um von deren Ausstattung und Bauten profitieren zu können.

 

Es war nicht alles eitel Sonnenschein. Ein wahnwitziger Output an Filmen, neben denen das Duo weiterhin Bühnenauftritte absolvierte, sorgte für Reibereien. Ein nicht unwesentlicher Grund für diese Auseinandersetzungen war meiner Ansicht nach Francos nie enden wollende Lehrzeit. Ciccio war und blieb der Boss. Ein ungeschriebenes (von Ciccio ins Spiel gebrachtes) Gesetz versagte Soloprojekte. Als Franco sich Anfang der Siebziger als Sänger versuchte, war Ciccio beleidigt. Seinerseits nimmt er eine Rolle in GEWALT – DIE FÜNFTE MACHT IM STAAT (La violenza: Quinto potere, 1972) an. Es kommt noch im selben Jahr zu einem ersten Bruch, dann folgt ein vorübergehender Versuch weiterer Zusammenarbeit. Der ehrgeizigere Ciccio will aber nun mehr Wert auf Qualität als Quantität legen, doch Franco spielt nicht mit, ist zu eingefahren und kämpft obendrein mit gesundheitlichen Problemen.

 

Man muss aber auch mal sagen, nach 116 gemeinsamen Filmen in gut 11 Jahren reichte es aber auch mit den Franco & Ciccio-Filmen. Künftige Versuche das Duo wieder zu vereinen, erfolgten durch Bemühungen von anderen, scheiterten in den meisten Fällen jedoch schon in der Planung. Als Letztes traten sie gemeinsam in einer Episode der Pirandello-Adaption von KAOS (1984) der Taviani-Brüder auf.

 

Doch nicht den Mut verlieren. Das Ende einer gemeinsamen Karriere bedeutet nicht zwangsläufig das Ende einer langjährigen Freundschaft. Die zahlreichen Versuche, das Duo wieder zusammenzubringen, haben da eher geschadet als genutzt. Als sie schließlich ihre eigenen Wege gehen, hat man sich ausgesöhnt. Und als der jüngere Franco Franchi im Jahr 1992 verstirbt, zog sich Ciccio Ingrassia weitgehend aus dem Showgeschäft zurück. Ciccio verstarb im Jahr 2003 und das sicher mit vielen schönen Erinnerungen an eine lange erfolgreiche gemeinsame Karriere mit seinem Freund Franco Franchi.

 

Lucio Fulci hält mit 13 Filmen, in denen das Komiker-Paar zu sehen ist, den Rekord. Das führte auch zu einer amüsanten Anekdote bei den Dreharbeiten zu A LIZARD IN A WOMAN’S SKIN (Una lucertola con la pelle di donna, 1971), wo Florinda Bolkan eine abfällige Bemerkung Fulcis über einen weniger erfolgreichen Film ihrerseits damit konterte,

„Ist das der Mann, der 13 Franco & Ciccio-Filme verbrochen hat?“

Anfang der Achtziger inszenierte Fulci, obwohl seine Karriere sich gerade in eine andere, sehr erfolgreiche Richtung bewegte, auf Wunsch von Franco Franchi dann noch mal die TV-Serie UN UOMO DA RIDERE (1980) mit ihm.

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