Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse

Frankreich | Deutschland | Italien, 1964

Alternativtitel:

Les rayons de la mort du Dr. Mabuse (FRA)

Mission spéciale au 2ème bureau (FRA)

I raggi mortali del Dr. Mabuse (ITA)

The Death Ray of Dr. Mabuse (USA)

Deutsche Erstaufführung:

18. September 1964

Inhalt

Major Anders (Peter van Eyck) erhält den Auftrag, Professor Pohland (Walter Rilla) zu verhören, von dem Dr. Mabuse einst Besitz ergriffen hatte. Nach dessen Schreckensherrschaft leidet der Professor an Wahnvorstellungen, doch Major Anders ist sich sicher, dass er noch entscheidende Hinweise liefern könnte. Gerade als Pohland anfängt zu sprechen, und das Wort »Todesstrahlen« stammelt, verschwindet dieser spurlos. Anhand dieses Ansatzpunktes reist Major Anders nach Malta, da dort der bekannte Wissenschaftler Professor Larsen (O. E. Hasse) eben genau an dieser Erfindung arbeitet, einem Spiegel, der jeden beliebigen Ort auf der Erde zerstören könnte. Man vermutet Spionageaktivitäten und befürchtet, dass die Erfindung in die falschen Hände geraten könnte. Oder lebt Dr. Mabuse tatsächlich noch und greift in seinem Wahnsinn erneut nach der Weltherrschaft..?

Autor

Prisma

Review

Mit "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" erlebte die erfolgreiche Reihe vor Artur Brauners CCC Filmkunst ihr Ende, obwohl noch weitere Fortsetzungen geplant waren, und in diesem, von Hugo Fregonese inszenierten sechsten Teil, muss man sich als Zuschauer schon auf diverse Abweichungen und Neuerungen einstellen, die seinerzeit, und überhaupt sehr verhalten aufgenommen wurden. Bei genauer Betrachtung handelt es sich allerdings um einen sehr gelungenen Spionage-Krimi, der in den Bereichen Ausstattung und Besetzung weitaus mehr zu bieten hat, als mancher der zuvor ins Rennen geschickten "Mabuse"-Konkurrenz, jedoch gibt es in diesem Abschlussbeitrag zahlreiche Anpassungsschwierigkeiten, denen man innerhalb der laufenden Reihe offensichtlich nicht vergeben wollte. Zum Kinostart wurde der Spielfilm noch recht positiv aufgenommen, das Anfangsgeschäft wurde als passabel beschrieben, doch wenig später kam bereits der Einbruch. Das Kino-Publikum konnte der Produktion offensichtlich eines nicht verzeihen, nämlich dass es sich um einen "Mabuse" ohne die diabolische Titelfigur handelte. Obwohl Wolfgang Preiss im Vorspann bei den größeren Nebenrollen eine namentliche Nennung zugedacht wurde, wartet man auf seinen Auftritt über den gesamten Verlauf leider vergeblich. Es gab schon zahlreiche Filme, die sich den Vorwurf von »Etikettenschwindel« anhören mussten, und dabei rückte die jeweilige Betrachtung des Ergebnisses oftmals pauschal in den Hintergrund. Hier sind mehrere wohlwollende Blicke jedoch durchaus angebracht, denn die Produktion transportiert neben seinem alternativen Charakter zahlreiche Berührungspunkte, und bleibt deshalb der persönliche Geheimtipp der Reihe. Fregonese setzt auf eine neue, anders aufgebaute Atmosphäre und verbindet nur noch recht wenige bekannte Plot-Fragmente mit seinem Spielfilm, um letztlich ein eigenständiges Konzept anzubieten.

 

Die Besetzung baut nur noch wenige Brücken in die Vergangenheit, lediglich Peter van Eyck sieht man in seinem bereits dritten Auftritt, wie in jedem Teil allerdings in einer unterschiedlichen Rolle, Wolfgang Preiss schaffte es wie erwähnt nicht über eine Ankündigung hinaus, so dass nur noch Walter Rilla als Professor Pohland seinen Charakter weiterführen darf, allerdings auch nur in einem Kurzauftritt. Dies sollen nur Anmerkungen sein und keine Kritik, denn "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" vereint eine internationale Star-Besetzung, die im Serien-Kontext bis dahin beispiellos war. Die vielen, verschiedenen Nationen der Schauspieler zeigen eine internationale Orientierung am Markt, jedoch ging dieses Konzept leider nicht auf. Peter van Eyck als sympathischer und ebenso resoluter Held der Geschichte zeigt neben aller Routine mehr, als man es für "Mabuse"-Verhältnisse gewöhnt war, sein Widersacher Professor Larsen wird mit voller Spiellaune vom großartigen O. E. Hasse geformt. Überhaupt ist zu sagen, dass es in dieser Geschichte von Gegenspielern nur so wimmelt, jeder ist verdächtig, beinahe jedem wird kriminelles Potential unterstellt, was einen guten Whodunit-Effekt bahnt. Die Frage, wer der berüchtigte Verbrecher ist, beziehungsweise, von wem er dieses Mal Besitz ergriffen hat, wird leider unzureichend gelöst, da die Zusammenhänge nicht erklärt werden. Eher hat man rückwirkend den Eindruck, dass sich eine Verbrecherorganisation lediglich den furchteinflößenden Namen dienstbar gemacht hat. Daher wäre es tatsächlich ein Clou gewesen, Wolfgang Preiss erneut zu sehen, meinetwegen reinkarniert, oder wenigstens Professor Pohland bei relevanten Machenschaften. Dies alles geschieht hier jedoch nicht, so dass man sich darauf konzentrierte, so viele Verdächtige und unterschiedliche Interessengemeinschaften wie möglich aufzubauen, die Verwirrung stiften, und Brutalität verbreiten sollten.

 

Nichtsdestotrotz, der Zuschauer wird in diesem Zusammenhang mit sehr ansprechenden Leistungen von beispielsweise Leo Genn, Valéry Inkijinoff, Claudio Gora, Yôko Tani und Yvonne Furneaux belohnt, in der Riege der Besetzung findet man so gut wie keine signifikanten Schwächen. Der Vorwurf, dass man solche in der Dramaturgie und der Inszenierung an sich aufspüren kann, muss sich der Film sicherlich stellenweise gefallen lassen. Über allem steht, dass das Haupt-Thema zu sehr aufgeweicht wurde, Major Anders nennt seinen Gegenspieler, den schwarzen Schatten, einfach "Dr. Mabuse", ohne dass handfeste Beweise auf dem Tisch liegen. Des Weiteren ist man als Zuschauer zu intensiv damit beschäftigt, die Motivation einzelner Personen herauszufiltern, außerdem wirken derbe Schnitte im Verlauf nicht besonders förderlich beim Erzählfluss. Wie dem auch sei, die Vorzüge dieser Produktion sprechen eine unterhaltsame Sprache, und lassen sich in nahezu allen Bereichen ausfindig machen. Im Besonderen ist die bemerkenswerte musikalische Allianz von Carlos Diernhammer und Oskar Sala zu nennen, die dem Film ein besonderes Profil gibt, für Flair sorgen sowohl die Unterwasseraufnahmen, als auch die Einstellungen vor sommerlicher Kulisse, sowie viele düstere Szenen mit sprechendem Schatten in einem Beichtstuhl. Das Thema, dass der Superverbrecher erneut die Weltherrschaft mithilfe einer unvorstellbaren Erfindung erlangen will, wirkt eigentlich weniger überholt, als abwegig, aber das Verderben per Knopfdruck war schließlich immer schon ein beliebtes Mittel, um den geneigten Zuschauer zu beunruhigen. Am Ende ist alles aus, und das leider viel zu abrupt, jedoch ist das hastig inszenierte Finale auf der anderen Seite ein sehr atmosphärischer, und vor allem fantasievoller Coup geworden. Für viele Fans bleibt schließlich nur ein durchschnittlicher Krimi zurück, jedoch stellt "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" den persönlichen Geheimtipp der Reihe dar. Warum? Ich weiß es nicht. Es war Mabuse. Er benutzte mein Gehirn!

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Prisma

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