Unser Mann aus Istanbul

Frankreich | Italien | Spanien, 1965

Originaltitel:

Estambul 65

Alternativtitel:

L'homme d'Istanbul (FRA)

Colpo grosso a Galata Bridge (ITA)

That Man in Istanbul (USA)

Deutsche Erstaufführung:

01. September 1965

Kamera:

Juan Gelpí

Inhalt

Der amerikanische Abenteurer und Playboy Tony Mecenas (Horst Buchholz) betreibt ein berüchtigtes Nachtlokal in den Untiefen von Istanbul. Obwohl er es nicht nötig hätte, sich in krumme Geschäfte ziehen zu lassen, gerät er dennoch unter den den Verdacht, an der Entführung des verdienten Atomwissenschaftlers Professor Pendergast (Umberto Raho) beteiligt gewesen zu sein. Dies ergeben zumindest die Erhebungen des FBI. Den nebulösen Fall um das Verschwinden des Wissenschaftlers übernimmt die attraktive Agentin Kenny (Sylva Koscina), die sich in Tonys Club auch gleich ihn heranheftet. Allerdings lässt dieser einen solchen Verdacht nicht auf sich sitzen und jagt die Hintermänner einer nach der Weltherrschaft strebenden Verbrecherorganisation auf eigene Faust. In den Irrungen und Wirrungen der Istanbuler Unterwelt gerät Tony trotz Kennys Schützenhilfe in immer gefährlicher werdende Situationen und trifft auf Gegenspieler, die sich noch wünschen werden, ihn niemals kennengelernt zu haben...

Autor

Prisma

Review

Im Zuge der florierenden James-Bond-Welle wurden seinerzeit haufenweise Beiträge ins Rennen geschickt, um die Gunst der Stunde zu nutzen und auf der Erfolgswelle mitzuschwimmen. Selbstverständlich erhob jede Konkurrenz-Produktion den Anspruch, einen Teil vom üppigen Kuchen abhaben zu wollen und Regisseur Antonio Isasi-Isasmendi gelang es sogar, ein Millionenpublikum mit seinem actiongeladenen Film in die Kinos zu locken. In derartig bunten Geschichten, die sich rund um Action und Crime drehen, liegen Bond-Vergleiche stets unmittelbar auf der Hand und es besteht die Gefahr, deren Eigenständigkeit in Frage zu stellen, oder ihnen eine gewisse Seelenlosigkeit vorzuwerfen. Die Palette der Kritikpunkte kann bei konkurrierenden Artgenossen naturgemäß recht lang sein, allerdings braucht sich "Unser Mann aus Istanbul" in diesem Zusammenhang nichts vorzuwerfen. Die Liste von Eurospy-Filmen, die häufig nur billig produziert und hastig abgedreht wurden, will dem Empfinden nach kein Ende nehmen, denn in bestimmten Phasen war der hohe Output kaum ein gutes Aushängeschild für ein Genre, das sich viel zu häufig selbst zu einem Plagiate-Pool degradierte. Isasi-Isasmendis Beitrag hat erfreulicherweise nichts mit dieser Spezies zu tun, auch wenn sich viele Anlehnungen finden lassen, die glücklicherweise der originelleren Sorte entsprechen.

 

So kann dieses leichtfüßige und mit feinem Humor angereicherte Happening als vollkommen eigenständige Geschichte überzeugen, die insgesamt nur unbedeutende Längen aufweist. Exotisch wirkende Kulissen und imposante Schauplätze erzeugen ein sehr ansprechendes Flair, außerdem entwickelt Hauptdarsteller Horst Buchholz einen Drive, der sich nicht nur sehen lassen kann, sondern auch eine mitreißende Wirkung entwickelt. Die Anlegung seiner von Agilität, Witz und Charme erzählenden Rolle kann anteilig als Pendant, Novum oder sogar Plagiat verstanden werden, jedoch nie ausschließlich, denn dafür lässt sich der Berliner zu wenig auf bestimmte Facetten festlegen. Hierbei zeigen sich seine unkonventionellen, oft auch unberechenbaren Seiten ganz offenkundig und seine glänzende Spiellaune kann das Publikum rapide mitreißen. Um entscheidende Motive zu liefern, wird erneut die Wissenschaft bemüht, die subversive Gruppierungen zum Handeln animiert. Größenwahn und illusionäre Weltherrschaftsträume bilden den ergiebigen Nährboden, um den betriebenen Aufwand letztlich voll und ganz zu rechtfertigen, außerdem appelliert die Story an Ängste, die mit Kontrollverlust und dem Fehlen globaler Sicherheit zu tun haben, zumal die Mittel der Gegenspieler oft drastisch erscheinen. Helden wie Horst Buchholz kommen in solchen Fällen wie gerufen und überzeugen mit teils auffällig omnipotenten Anstrichen, die den jeweiligen Geschichten erst die richtige Würze verleihen.

 

Tony Mecenas erweist sich nach kürzester Zeit als Allround-Talent im Kampf gegen Ungerechtigkeit und Größenwahn, platziert sich außerdem als richtiger Mann im Umgang mit scharfen Waffen und attraktiven Damen. Hier ist selbstverständlich die schöne Wahl-Italienerin Sylva Koscina zu nennen, die zweifellos zu den verdientesten Interpretinnen des Genres zu zählen ist. Ihre geballte Ladung Erotik bekommt einen für das Genre nicht alltäglichen Zusatz, denn die beweist Köpfchen und eine schnelle Auffassungsgabe, um die Hintergründe nicht nur schnell zu durchschauen, sondern sie darüber hinaus im Sinne der Gerechtigkeit zu korrigieren. Ihre französische Kollegin Perrette Pradier spricht ebenso gut an und stattet ihre Sequenzen zusätzlich mit Verve und Charme aus, sodass sich das Publikum mit dieser geballten Ladung auf der sicheren Seite fühlen kann. Kurze oder eher Gast-Auftritte liefern einige der bekanntesten Darsteller für unzweifelhaft zweifelhafte Charaktere, wie beispielsweise Klaus Kinski oder Mario Adorf. Insgesamt gesehen kann "Unser Mann aus Istanbul" als ausgesprochen gut besetzter Flick für Furore sorgen, denn der Film weiß mit sehr interessanten Variationen aufzutrumpfen. Der betriebene Aufwand der Produktion ist somit nicht nur diesbezüglich mehr als ersichtlich, sondern durchgehend in nahezu allen Bereichen. Insgesamt bleibt schließlich zu betonen, dass Antonio Isasi-Isasmendi ein spritziger, vorwiegend kurzweiliger, in Intervallen spannender sowie augenzwinkernder Spionagefilm gelungen, der sich gebündelt auf seine vielen Stärken konzentriert und voller Selbstbewusstsein als gute Visitenkarte des Genres über die Ziellinie geht.

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Prisma

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