Black Emanuelle - Stunden wilder Lust

Italien, 1977

Originaltitel:

Emanuelle in America

Alternativtitel:

Black Emanuelle en Amérique (FRA)

Emanuelle negra en América (MEX)

Emanuelle en América (ESP)

Brutal Nights

Deutsche Erstaufführung:

15. April 1977

Regisseur:

Joe D'Amato

Kamera:

Joe D'Amato

Inhalt

Fotoreporterin Emanuelle (Laura Gemser) will es diesmal wissen. Während sie sich heimlich mit dem Gedanken trägt, ob sie ihren Lebensgefährten Bill (Riccardo Salvino) nicht vielleicht doch heiraten soll, folgt sie den Spuren der sexuellen Dekadenz der Reichen und Mächtigen – und je weiter sie nach Oben forscht, desto abgründiger werden die Spielarten.

Review

„Der dritte Teil über die wahllos Frauen und Männer wechselnde Edelnutte (‚Heiraten ist keine Dummheit, sondern ein Verbrechen‘), bietet nicht einmal mehr einen exotischen Hintergrund für seine konfuse, äußerst tendenziöse Handlung.
Wir raten ab.“
(Filmdienst, 16.08.1977)

 

Der Filmdienst vermisste also einen exotischen Hintergrund und bemerkt eine konfuse, tendenziöse Handlung. Nun, ganz Unrecht haben sie nicht, übersehen dabei allerdings, was ich bei früheren Sichtungen von „Emanuelle in America“ ebenfalls übersehen habe: ein gutes Drehbuch mit einer Message. Es mag an der Regie liegen, dass diese – angesichts von pornographischen Einlagen – etwas untergeht. Die Idee hinter der pornographischen Würze ist natürlich klar. D’Amato wollte die Profanität hinter der Maske der Gesellschaft noch betonen, der Zuschauer verliert dabei allerdings das Ziel aus den Augen.

 

Das Ziel ist dabei, die Fassaden der Gesellschaft zu demaskieren, hinter denen sich oft sexuelle Motive verbergen. Je weiter Emanuelle dabei den Spuren folgt, desto abgründiger geht es zur Sache. Doch der Reihe nach. Emanuelle arbeitet gerade mit ein paar Models, da wird sie mit Waffengewalt von einem jungen Mann entführt, der ihr vorwirft, seine Angebetete (eines der Models) korrumpiert zu haben. In einem kurzen Gespräch erfährt sie, dass der junge Mann seine Moralvorstellungen ebenfalls wie eine Waffe vor sich her trägt und noch jungfräulich ist. Hinter dieser Moral verbirgt sich, wie Emanuelle schnell erkennt, freilich unterdrückte Begierde, und so gelingt es ihr spielend, ihn mit einem Blow-Job zu „entwaffnen.“

 

In einem Zwischenspiel trifft sie auf ihren Lebensgefährten Bill. Beide führen ein Leben in sexueller und beruflicher Freiheit, doch es kriselt. Bills politische Artikel werden mitunter abgelehnt, weil Emanuelles sexuell angehauchte Fotostorys sich eben besser verkaufen. Bill trägt sich mit dem Gedanken, sie zu heiraten, wohl ein Versuch, etwas Kontrolle über die Frau zu erlangen, die er liebt aber zugleich seine berufliche Konkurrentin ist. Emanuelle hält nichts von der Ehe, wird im Laufe des Films allerdings darüber nachdenken – und die Idee schließlich verwerfen. D’Amato wird selbstverständlich dazu beitragen, die Ehe als unerstrebenswert darzustellen.

 

Emanuelle lässt sich auf den Landsitz des Waffenschiebers Eric van Darren (Lars Bloch) einschleusen. Der sortiert seine Frauen nach Sternzeichen und mag sie gern unterwürfig. Eine Fassade, die Emanuelle schnell durchschaut. Nicht von ungefähr interessiert sich van Darren für sexuelle Handlungen von jungen Frauen an Pferden, wohinter sich – unter anderem – seine Minderwertigkeitskomplexe verbergen. Denn im Grunde machen Frauen ihm Angst. Er spielt seinen Geschäftspartnern und vor allem sich selbst, die Rolle des Gewinners vor, der stets bekommt, was er will. Nun, diesmal nicht. Als Emanuelle genügend Fotos beisammen und ihren „Gastgeber“ ausreichend vorgeführt hat, begleitet sie dessen Geschäftspartner Alfredo (Gabriele Tinti) nach Venedig.

 

Alfredo Elvize, einem alten venezianischen Adelsgeschlecht entstammend, trägt ebenfalls eine Fassade zu Markte. Vornehmer Adel, eine perfekte Ehe und seine Geschäftsbeziehungen als Kunsthändler sind sein Aushängeschild. Dahinter verbergen sich Geldnot, gefälschte Gemälde, ein Ehepaar, das externe Stimulation durch wechselnde Partner braucht, um noch miteinander schlafen zu können. Somit ist das Thema Ehe für Emanuelle erledigt.

 

Während einer Orgie dieser venezianischen Adelsgesellschaft stößt Emanuelle auf eine weitere Spur, die sie zu einem Club in Südafrika führt, wo wohlhabenden Single-Frauen gegen viel Geld männliche Partner mieten können, die ihnen jeden Wunsch erfüllen. Ein Sklavenmarkt, wo Liebhaber Halsbänder mit Nummern tragen. Hier legt D’Amato besonders viel Wert auf pornographische Profanität, wobei ein gewisser Humor der Tarzan & Jane Nummer (mit Marina Hedman) und der Zorro-Nummer nicht abzusprechen sind. Dort stößt Emanuelle auf eine weitere Spur: einen Snuff-Film, wo junge Frauen von Soldaten zu Tode gefoltert und gef… werden.

 

Zurück in New York erkennt Emanuelle in einem Zeitungsartikel über eine vermisste Prostituierte deren Gesicht aus dem Snuff-Film wieder. Sie geht dem Ganzen nach und stößt auf einen US-Senator (Roger Browne), mit dem sie Kontakt aufnimmt. Der Senator erzählt ihr von seinen Moralvorstellungen, davon, wie ein neuer Krieg seiner Ansicht nach die Jugend wieder in Schwung bringen könnte, von seinem Stolz auf Amerika und dessen Macht. Anschließend zeigt er ihr im Bett erst einen Schwulen-Porno und besagten Snuff-Film. Als Emanuelle ihr Interesse bezüglich Letzterem bekundet, gerät sie in tödliche Gefahr. Unter Drogen gesetzt wird sie verschleppt und Augenzeugin von Folterung und Mord.

 

Nach dem starken Tobak dieser vorletzten Episode geht D’Amato es lockerer an. In einer (leicht dämlichen) Comedy-Sequenz feiern Emanuelle und Bill ein kurioses Fest unter Eingeborenen. Doch auch das ist Fassade: am nächsten Morgen entpuppt sich alles als Vorbereitung auf einen Filmdreh. Diese letzte Szene mag dämlich sein, passt aber genau zum Thema des Films. Außerdem wirkt gerade hier Laura Gemser entspannt und gelöst und sieht somit schöner aus denn je. Apropos gelöst – in einem vorherigen Moment im Venedig-Szenario kniet sich Gabriele Tinti (bekanntlich war er im realen Leben Gemsers Ehemann) vor Laura Gemser hin, woraufhin sie sich bemüht, einen Kicheranfall zu unterdrücken. Charmant.

 

Fazit: D’Amatos „Emanuelle in America“ ist ein Film mit einer interessanten Weltanschauung und einem motivierten Drehbuch. Das dies am Ende etwas untergeht, muss man wohl der Regie zuschreiben, die sich etwas vom Spaß am Wühlen in seinen Ferkeleien hat ablenken lassen.

Veröffentlichungen

Nach „In der Gewalt der Zombies“ (Le notti erotiche dei morti vivent, 1980) und „Orgasmo nero II - Insel der Zombies“ (Porno Holocaust, 1981) von Code Red erschien nun ein dritter D’Amato-Spielfilm mit Hardcore-Szenen in den USA auf Blu-ray, diesmal von Mondo Macabro.

 

Der 4k-Transfer ist nicht ganz so sauber wie bei den Code Red-Veröffentlichungen, kann sich aber sehen lassen. Als Tonspuren sind sowohl Englisch als auch Italienisch mit englischen Untertiteln vorhanden. So ganz akkurat sind die Untertitel nicht, aber vertretbar. Es gibt zwei Archiv-Bonusfeatures, die Featurette "Joe D'Amato Totally Uncut: The Erotic Experience" (gute 60 Minuten) und ein weiteres Feature über das Emanuelle-Phänomen (etwa 30 Minuten). Ein Audiokommentar der „Eurotrash aficionados“ Bruce Holecheck and Nathaniel Thompson ist ebenfalls vorhanden.

 

Die (inzwischen vergriffene) auf 1500 Stück limitierte Erstauflage enthält zudem ein Wendecover, ein Booklet mit einem Essay von Heather Drain und Postkarten mit deutschen Aushangmotiven. Eine abgespeckte Retail-Version befindet sich im Handel.

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.