Death Hunt

Italien, 1977

Originaltitel:

No alla violenza

Regisseur:

Tano Cimarosa

Drehbuch:

Tano Cimarosa

Inhalt

Italien im Jahre 1977: In der sizilianischen Küstenstadt Messina steppt ordentlich der Bär, da auch am “Tor Siziliens” eine unaufhaltsam wirkende Welle des Verbrechens über die Stadt schwappte und seitdem die ortsansässige Polizei ordentlich auf Trapp hält. Als dann auch noch eine Gruppe von jugendlichen Provinzrowdies einen Polizeibediensteten in einem öffentlichen Restaurant grundlos vermöbeln und eiskalt ins Jenseits jubeln, ruft dies den unermüdlichen Ermittler Ettore Moretti (Al Cliver) auf den Plan, der den Rabauken dann sogleich vollumfänglich den Marsch bläßt. Leider kommt es dabei auf Seiten der halbstarken Täter zu Toten und Verletzten.

 

Doch viel Zeit zum Luft holen steht Kommissar Moretti nach dieser schonungslosen Säuberungsaktion leider nicht zur Verfügung, da ihn sein Vorgesetzter bereits mit einer neuen Ermittlungsarbeit an einem gerade erst stattgefundenen Gefängnisausbruch beauftragt, bei dem drei brandgefährlichen Häftlingen der erfolgreiche Sprung über die Hochsicherheitsmauer einer nahegeleghenen Haftanstalt gelang. Und kaum wieder auf freiem Fuß, erhallt auch schon aufgrund eines dreisten Banküberfalls der erste Notruf in der Polizeidienststelle, für den sich schließlich die drei abgängigen Häftlinge verantwortlich zeigen. Da aber das nationale Raubüberfallgewerbe mittlerweile in einer etwas tieferen Krise festzustecken scheint und dadurch ordentlich an Lukrativität einbüßte, wechseln die drei verwegenen Verbrecher einfach kurzerhand das Metier, indem sie sich schließlich im boomenden Entführungsgewerbe niederlassen und daraufhin als erste Amtshandlung gleich mal die einzige Zeugin des vorausgegangenen Banküberfalls klammheimlich verschwinden lassen.

 

Was folgt, sind weitere skrupellose Entführungen, an denen sich unser unnachgiebiger Kommissar zunächst die Zähne ausbeißt. Doch als es plötzlich während einer weiteren Entführungsaktion zum Tod eines unschuldigen Kindes kommt, ruft dies auch noch zusätzlich den verbitterten Vater (Tano Cimarosa) auf den Plan, der daraufhin einen weiteren, zu Morettis Ermittlungen parallellaufenden Rachefeldzug der Selbstjustiz gegen die mordenden Bestien in Bewegung setzt. Bleibt nur noch zu sagen: Gott sei den schuldbeladenen Ausbrecherseelen gnädig!

Review

Dieser niedrig budgetierte Polizeistreifen aus dem Jahre 1977 stellt nach REFLECTIONS IN BLACK Tano Cimarosas zweite Regiearbeit dar, bei der er dann auch sogleich ein weiteres mal als Darsteller mitwirkt und den verbitterten und höchst rachesüchtigen Tankwart und Vater „Tano“ verkörpert, der den Mördern seiner unschuldigen Tochter daraufhin mächtig ans Leder geht und dabei dann auch kein Halt mehr kennt. Egal ob mit der altbewährten Schrotflinte im Anschlag oder mit einem rasierscharfen Messer in der Dusche, Tano beschreitet seinen Weg der unbarmherzigen Rache unaufhaltsam und verpasst dabei auch noch so ganz nebenbei einem der Täter eine ambulante und zugleich narkosefreie Bein-OP, deren Kosten letztendlich aber nicht von der gesetzlichen Krankenkasse rückerstattet wurden. Natürlich hat Tano auch kostengünstigere Beseitigungsvarianten zur Hand, indem er z.B. das unliebsame Subjekt der Begierde einfach kurzerhand den Balkon hinunter entsorgt.

 

Als Drehort diente das beschauliche Küstenstädtchen Messina, welches zugleich den Geburtsort des regieführenden Schauspielers darstellt. Kennen und schätzen gelernt habe ich Tano Cimarosa durch seine denkwürdigen Darbietungen in Damiano Damianis EIN MANN AUF DEN KNIEN und DON MARIANO WEISS VON NICHTS (DER TAG DER EULE), mit denen er sich als quirliger „Sebastiano Colicchia“ und als sich um Kopf und Kragen quasselnder „Zecchinetta“ in meinem Gedächtnis für alle Zeiten verewigen konnte. Seine bekannteste Rolle in unseren Breitengraden dürfte aufgrund der völlig unfassbaren Synchro „der Kartoffel“ in DAS GRAUEN KOMMT NACHTS sein, mit der es ihm dann schließlich auch gelang, sich zumindest bei den italophilen Filmliebhabern aus dem deutschsprachigen Raum ein Denkmal für die Ewigkeit zu setzen.

 

Inszenatorisch kann man seinen Ausflug ins Polizeifilmgeschäft als eher durchwachsen bezeichnen, obwohl die selbstjustizielle Filmsause an sich schon einen ordentlichen Spaß bereitet. Durchsetzt mit Gewaltspitzen und Sadismen jeglicher Art verläuft die gezeigte Geschichte sehr episodenhaft und wartet dabei mit einer ausbaufähigen Handkameraführung und einem außer Kontrolle geratenen Zoomgewitter auf. Tötungen, Vergewaltigungen oder Folterungen gehören bei diesem zwei-mannstarken Selbstjustizthriller zur Tagesordnung, denn das Gezeigte steht ganz klar im Zeichen des sleazelastigen Exploitationfilms.

 

Die Rolle des unermüdlichen Ermittlers wurde hierbei mit Genrefilmdarling Al Cliver (HEROIN, WOODOO - SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES, DIE SCHLACHT DER CENTURIONS) besetzt, der als schnauzbärtiger Merli-Verschnitt eine gnadenlose Jagd auf schwerkriminelle Buben betreibt. Dabei gelingt es ihm aber leider nicht, dem beispiellosen Kommissar Eisen auch nur ansatzweise das Wasser zu reichen, da sowohl die Heftigkeit seines Wutausdrucks im Gesicht , als auch die Pumpwut seiner bluthochdruckgeschwängerten Halsschlagadern vergleichsweise noch in Kinderschuhen stecken. Zu allem Überfluss bekommt er dann auch noch in einem Boxclub ordentlich den Frack versohlt, wodurch er sich im Wettkampf um einen würdigen Ferro-Nachfolger disqualifiziert. Der wahre Merli in diesem gewaltvollen Polizeifilm ist sowieso ganz klar Tano! Dafür legt Al Cliver eine astreine „car roof action“ aufs Parkett und sein unbändiger Übereifer führt letztendlich zu einem unheilvollen Ende, wie es in dieser Form wohl niemand erwartet hätte.

 

Auf der gegenüberliegenden Seite des Gesetzes treibt dann der unverwüstliche Rick Boyd (DIE SATANSBRUT DES COLONEL BLAKE, VON ANGESICHT ZU ANGESICHT, GEFAHR: DIABOLIK!) als einer der drei flüchtigen Häftlinge völlig unverblümt sein Unwesen, indem er als unzurechnungsfähiger Sex-Maniac zunächst die Frauenherzen tiefer schlägen lässt, bevor er sich dann ungefragt und gegen deren Willen an ihnen vergeht. Ein alptraumhaftes Hassobjekt!

 

Die musikalische Komponente wirkt dieses mal sehr beiläufig und unauffällig, was meines Erachtens diesem Film letztendlich keinen Nutzen bringt. Ein opulenter Rock Score hätte diesem polizeifilmischen Gewaltspektakel um Weiten besser gestanden, aber leider ist es nicht dazu gekommen.

 

Fazit: Bleistift im Auge, schmerzt wie Sau!

Links

OFDb

IMDb

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