Fantomas

Frankreich | Italien, 1964

Originaltitel:

Fantômas

Alternativtitel:

Fan ta' Fantomas (SWE)

Fantoma (TUR)

Fantomas 70 (ITA)

Fantomas - manden med de 100 ansigter (DNK)

Fantomas - mannen med hundra ansikten (FIN)

Fantomas - mannen med tusen ansikten (FIN)

Fantomas - sadan naamion mies (FIN)

Fantomas - tuhannen naamion mies (FIN)

Deutsche Erstaufführung:

27. Mai 1966

Regisseur:

André Hunebelle

Inhalt

Der Superverbrecher Fantomas hält Paris in Atem. Seine Unberechenbarkeit darin besteht, Aussehen und Identität jedes seiner Opfer annehmen zu können. So veranstaltet er spektakuläre Raubzüge, die nicht zu verhindern sind. Als der Journalist Fandor (Jean Marais) einen Zeitungsartikel veröffentlicht, in dem er behauptet, den Verbrecher exklusiv interviewt zu haben und sich zu allem Überfluss selbst als Fantomas ablichten ließ, kommt es zu einer unerwarteten Begegnung. Fandor wird in Fantomas' Geheimversteck verschleppt und muss dabei zusehen, wie der Verbrecher dessen Identität annimmt, um als Fandor Verbrechen zu begehen. Die Polizei rund um Kommissar Juve (Louis de Funès) tappt derweil völlig im Dunkeln... 

Autor

Prisma

Review

Der französische Regisseur André Hunebelle war in zahlreichen Genres zu Hause, doch zeitweise auch spezialisiert auf das Inszenieren von Abenteuerfilmen mit Jean Marais in den Hauptrollen. Die FANTOMAS-Trilogie zeigt sich im Prinzip angelehnt an die florierende JAMES BOND-Reihe, doch auch wenn es hier sehr turbulent und actionreich zugeht, ist es der komödiantische Anteil, der überwiegt. Hunebelle ebnet jeder seiner drei Hauptfiguren einen Weg ohne Hindernisse, sodass die individuelle Entfaltung zur Selbstverständlichkeit werden kann, was eine hohe Dynamik garantiert. Bleibt man zunächst bei dem rücksichtslosen Superverbrecher, so bekommt man es mit einer überaus starken Aura zu tun, die sich nicht nur aus dem futuristischen Aussehen, sondern der gebieterischen Art und Weise zusammensetzt. FANTOMAS ist auf alles und sogar mehr vorbereitet und überlässt nichts dem Zufall. Seine Raubzüge sind geprägt von einer auffälligen Dreistigkeit, die allerdings zu seiner Visitenkarte zu gehören, was den Spaß an der Freude zu garantieren scheint. Gepaart mit einem unaufgeregten Größenwahn, kann man sich auf bis ins kleinste Detail geplante Verbrechen gefasst machen, die Kommissar Juve und seinen statischen, beinahe unfähig wirkenden Polizeiapparat vor eine schier unlösbare Aufgabe stellen, denn Pragmatismus und Planung ist eher auf Seiten der Kriminalität zu finden. 

 

Abgerundet durch einen Sensations-Journalismus, der auch heute noch so wirkt, als sei er exklusiv in Frankreich erfunden worden, muss man dabei zusehen, wie er in perfider Weise herumgedreht und instrumentalisiert wird. Dabei entsteht ein interessantes Tauziehen mit immer breitem Augenzwinkern, das sich auch nach so vielen Jahren noch sehen lassen kann. Jean Marais' Agilität kommt dem Verlauf in besonderer Weise zugute, der ja bekanntlich seine Stunts selbst zu übernehmen pflegte, und gerät unfreiwillig zwischen die Fronten, da er es gewagt hat, den Superverbrecher in seiner Zeitung vorzuführen. Gepackt an seiner Eitelkeit, kommt es zu Ankündigungen und Maßnahmen der Vergeltung. Die Schwindel erregend teuren Juwelen funkeln, alte und neue Francs wechseln den Besitzer in Unmengen, und FANTOMAS ist nicht zu stoppen, wird aber immer reicher; seine Kontrahenten wenigstens an Erfahrung. Der Verlauf zeichnet sich dadurch aus, dass der Humor immer über der Brutalität stehen wird, es somit zu komischen Intervallen kommt, in denen Louis de Funès seine Dominanz ausspielen wird. Legendär sind beispielsweise die Szenen mit der Gesichtsmontage im Präsidium, wenn Kommissar Juve als gemeiner Verbrecher identifiziert wird und es heißt, dass es sich bei dem Polizeimann um eine richtige Gangster-Visage handle. 

 

Überhaupt ist die veranstaltete Maskerade sehr amüsant und immer darauf bedacht, so artifiziell zu wirken, dass es zu keinen Verwechselungen beim Publikum kommen kann. André Hunebelles erster Beitrag zur Trilogie gibt unverblümt und offensichtlich stolz preis, dass es sich um einen sehr aufwändig produzierten Film handelt, der auf Sets, Details, imposante Schauplätze über den Dächern von Paris und Umgebung, waghalsigen Stunts sowie Action achtet. Technische Spielereien gehören hier genauso zum guten Ton wie flotte Sprüche und Situationskomik. Der Cast beugt sich diesem System nicht nur bereitwillig, sondern unterstützt dieses nach Kräften, vielleicht sogar Herzenslust, und neben den Hauptdarstellern sind noch Mylène Demongeot als sympathische Verlobte Fandors und Marie-Hélène Arnaud als geheimnisvolle Unterstützerin der Titelfigur zu erwähnen. FANTOMAS verfolgt im Großen und Ganzen einen überaus klaren Aufbau und lässt das Publikum nicht im Trüben fischen, denn dazu sind Kommissar Juve und seine trotteligen Kollegen verurteilt, die es zwar nicht mit Fassung aber wenigstens Humor tragen. Unterstützt mit einer epischen Musik und zahlreichen geistreichen Einfällen, ist es kein Wunder, dass der Film seinerzeit zum Kassenschlager avancieren konnte und auch heute noch zur Elite französich-italienischer Komödien zählt, die man sich immer wieder anschauen kann, was übrigens auch für die zwei folgenden Teile gilt. 

Autor

Prisma

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.