Fermi tutti! È una rapina

Deutschland | Italien, 1975

Originaltitel:

Fermi tutti! È una rapina

Regisseur:

Enzo Battaglia

Inhalt

In einem Hotel in Rom findet unter Aufsicht der Polizei eine Schmuck-Modenschau statt, bei der die attraktiven Mannequins Juwelen von nicht weniger als 8 Millionen Dollar vorstellen. Die Atmosphäre der Bewunderung und Ausgelassenheit wird allerdings abrupt durch eine Gruppe getarnter Musiker beendet, die sich als bewaffnete Gangster entlarven. Um ungehindert agieren zu können, werden die Gäste betäubt, die Juwelen geraubt, und sie begeben sich mit knappem Vorsprung auf die Flucht. Allerdings haben die Männer die Rechnung ohne ihren Drahtzieher gemacht, der die Beute an sich nimmt, um sie angeblich in Sicherheit zu bringen. Nach und nach fliegen Sprengsätze in die Luft, sodass es bald kaum mehr Zeugen gibt, mit denen man den Gewinn teilen müsste. Die Polizei rund um Commissario Scarfoglio (Fred Williams) stellt die Erhebungen an und findet eine heiße Spur in Form einer Schachfigur, die zu dem Kriminellen Joe Benetti (Robert Woods) führt, der den Plan des Raubes vor vielen Jahren einmal ausgearbeitet hatte. Dieser muss fortan versuchen, seine Unschuld zu beweisen...

Autor

Prisma

Review

Der italienische Regisseur und Drehbuchautor Enzo Battaglia inszenierte in seiner Karriere lediglich acht Spielfilme, die heute überwiegend in Vergessenheit geraten sind. FERMI TUTTI! È UNA RAPINA markiert bereits das Ende seiner Regie-Arbeit und ist dem Genre des damals sehr populären Polizeifilms zuzuordnen, allerdings weitgehend unbemerkt geblieben. Trotz deutscher Beteiligung durch die Neue Münchener Lichtspielkunst GmbH fand die Produktion in der Bundesrepublik keinen Kino-Verleih, was sich auch weitgehend international beobachten lässt. Häufig sagt diese Tatsache nicht gerade viel über das fertige Produkt und dessen Qualität aus, so auch in diesem Fall, denn die Geschichte kann im vollen Bewusstsein ihrer eher spartanischen Seele dennoch in vielerlei Hinsicht und wichtigen Basis-Bereichen punkten. Es kann noch nicht einmal behauptet werden, dass Battaglia dem Publikum mit seinem Beitrag einmal etwas außer der Reihe anbietet, denn dafür lassen sich zu viele Parallelen und unverblümte Anleihen ausfindig machen, allerdings weiß die Geschichte von Anfang bis Ende zu unterhalten, da selten Leerlauf aufkommt, beziehungsweise das große anvisierte Ziel sehr lange unerreicht bleibt. Insgesamt ist die Messlatte angesichts erstrebenswerter Prädikate für diesen Film von vorne herein geringer angelegt worden, da es offensichtlich auch an Mitteln bei der Produktion gefehlt hat. Nichtsdestotrotz können vor allem die Personen des Konstrukts für atemlose Momente sorgen, außerdem einen subtilen Sarkasmus, wenngleich es auf der anderen Seite kaum Schauwerte gibt, die das Genre so berüchtigt und beliebt gemacht haben. Für Fans einer der Hauptdarstellerinnen könnte ein Alternativtitel einfach nur »Die Jagd nach Karin F.« lauten und mehrere Hebel brauchen auch gar nicht in Bewegung gesetzt werden, da alleine diese Tatsache eine ungewöhnliche Spannung aufbauen kann. Für alle anderen muss die Produktion wahrscheinlich hart daran arbeiten, dass sie den Durchschnitt halten kann. Einem vor Jahren ausgearbeiteten Plan für einen Millionen-Fischzug kann plötzlich dabei zugesehen werden, wie er sich verselbstständigt.

 

Zwar ist keine Vollkommenheit in Form von Präzision zu erkennen, aber es reicht für Ambition, großes Aufsehen und eine Kettenreaktion, welcher noch viele der ungelenk wirkende Schachfiguren zum Opfer fallen werden. Der unfreiwillige Haupt-Akteur ist von nun an ausschließlich damit beschäftigt, sich zu rehabilitieren oder von der Vergangenheit unabhängig zu machen. Interessant hierbei ist, dass man keinen Heiligen serviert bekommt, sondern einen nachweislich Kriminellen, der widerwillig Buße tun musste, und das auf Staatskosten. Dass sein alter Plan von einer anderen kriminellen Gruppierung aufgegriffen wurde, sorgt natürlich kaum für Freudensprünge, da er um seine Unschuld in dieser perfide gestellten Falle bangen muss. Im Grunde genommen ärgert sich Joe Benetti allerdings vordergründig darüber, dass jemand anders diesen Coup erfolgreich landen konnte. In derartigen Geschichten ist es immer sehr interessant, beinahe ausschließlich Personen in der Waagschale zu sehen, denen man alles oder nichts zutrauen würde - die Polizei ausgenommen, wenn hier auch nur ausnahmsweise, da Fred Williams in einer seiner bevorzugten Profile aufgehen darf. Wenn Joe die Juwelen nicht wieder findet, bekommt er also noch einmal 20 Jahre aufgebrummt und die Sterne stehen nicht gut für ihn, da seine Kontrahenten danach gegriffen haben. Der Protagonist der Veranstaltung wird sehr griffig von Robert Woods dargestellt, der sich weder für das Transportieren zweifelhafter Züge an seiner Figur, noch für zahlreiche Stunts und Choreografien zu schade ist. So wird Joe sowohl zum Jäger, als auch zum Gejagten, was die Rastlosigkeit der Story nur zusätzlich unterstreicht. Fred Williams vertritt den langen Arm des Gesetzes, der in vielen Situationen allerdings viel zu ungelenk wirkt, sodass die Rolle der Polizei scheinbar ins Hintertreffen gerät. Interpreten wie Andrés Resino oder Rosario Borelli runden das mit Komplikationen gespickte Geschehen gekonnt ab. Joe Benetti hat auf seinem Weg zu den verschwundenen Juwelen mit sehr vielen Fallstricken zu kämpfen, die wesentlich gefährlicher wirken, sobald sie feminin oder eben hochprozentiger Natur sind.

 

In dramaturgischen Belangen scheint mit der italienischen Schauspielerin Francesca Muzio eine ertragreiche Allianz zu entstehen, wenngleich die junge Fotografin sehr häufig viel zu eigenwillig wirkt, als dass sie eine verlässliche Hilfe darstellen könnte. Durch ihre Fotos, die sie exklusiv auf der Schmuck-Modenschau schießen konnte, ergeben sich erste Zusammenhänge und es zeigen sich längst vergessene Gespenster aus der Vergangenheit. So jagt das ungleiche Duo - welches jedoch zur Einheit im Bett wird - Joes Ex-Gattin hinterher, die beim Raub der Juwelen unter den Gästen zu sehen war. Bis die hoch verehrte Karin Field wieder gefunden ist, vergehen eine halbe Ewigkeit und ⅔ des Films, was allerdings für eine besondere Art der Spannung und eine selten exponierte Rolle für die Schauspielerin bedeutet, wenn auch indirekter Natur. Die illustre Damen-Riege wird durch die immer noch aparte und feuerrote Kai Fischer als Lady Gwendolyn abgerundet, die mit ihrer Lieblingsbeschäftigung der Verführung und Verwirrung beschäftigt sein wird. Die Deutsche wird in einigen Datenbanken übrigens irrtümlich als Karl Fisher ausgewiesen, sodass ihr Auftauchen eine besondere Überraschung darstellen konnte. Die Konstellationen untereinander werden in einigen Fällen etwas grobschlächtig geordnet, was zur Folge hat, dass einem die gesamte Konstruktion oft nicht wie ein klassischer Selbstläufer vorkommt, denn immerhin sind einige komplizierte rote Fäden mit eingewebt worden, die dem Empfinden nach zu wahllos wieder fallen gelassen werden. Dennoch weiß FERMI TUTTI! È UNA RAPINA über die komplette Dauer von etwas über 90 Minuten zu überzeugen, immerhin ist ein ambitionierter Aufwand zu erkennen, der in vielen Bereichen in Erinnerung bleibt. Ob es sich bei diesen Komponenten um die gut platzierten darstellerischen Leistungen, die eingängige Musik von Alberto Baldan oder das überraschend sarkastische Finale handelt, Enzo Battaglia hat seinen Film mit einer Prise Wiedererkennungswert und Spaß ausstatten können, was im Vorfeld nicht unbedingt zu erwarten war, denn immerhin war dieses Vehikel bei Release schon so gut wie in der Versenkung verschwunden. Ein B-Format der A-Kategorie.

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