Fünf Klumpen Gold

Deutschland | Italien | Spanien, 1972

Originaltitel:

Tutti fratelli nel west... per parte di padre

Alternativtitel:

Sob o Fogo das Pistolas (BRA)

Todos, hermanos en el Oeste (ESP)

Miss Dynamite (FRA)

All the Brothers of the West Support Their Father (USA)

Where the Bullets Fly (USA)

Regisseur:

Sergio Grieco

Inhalt

Den Herumtreiber und Draufgänger Gipo (Antonio Sabato) verschlägt es in ein verlassenes Wildwestnest, denn dort hat er vor, seinen Vater zu rächen. Seinen Plan stellt Gipo allerdings schnellstens hinten an, da er die Bekanntschaft mit einem alten Goldsucher macht, der ihm eine interessante, wenn auch wenig glaubhafte Geschichte anvertraut. Fünf zusammengefügte Goldklumpen sollen den Lageplan zu einer ergiebigen Goldmine zeigen. Als der alte Mann Gipo auch noch den ersten Klumpen Gold schenkt, sind die Zweifel beseitigt. Ein weiteres Stück Gold soll sich im örtlichen Bordell befinden, doch der Besitzer fiel bereits einem Anschlag zum Opfer, da mehrere Gruppen hinter dem Plan her sind. Bald lernt Gipo die Besitzerin des Freudenhauses (Marisa Mell) kennen, die ihm bei der Suche und dem gegeneinander Ausspielen der verfeindeten Gruppen behilflich sein wird. Wer wird das Rennen machen? Gipo und seine schöne Komplizin, der rücksichtslose Großgrundbesitzer (Peter Carsten), ein Gangster aus Chicago (Lionel Stander), der sich als Verwandter von Al Capone ausgibt, oder der schmierige mexikanische General (Fernando Sancho)? Einfallsreichtum und List sind gefragt...

Autor

Prisma

Review

Der deutsche Vorspann weist diesen Film als italienische Western-Parodie aus, was sich ja zunächst gar nicht mal so uninteressant anhört, wenn man derartige Konzepte gerne mag. Ob es aufgeht, ist eine andere Frage. Sergio Grieco, der mit Marisa Mell einige Jahre später noch "Der Tollwütige" drehen sollte, inszenierte diesen Film, der sich jedoch von ähnlichen Produktionen kaum unterscheidet und in mancherlei Hinsicht sogar deutlich das Nachsehen hat. Vollgepackt mit Gags und Humor, aber leider nicht gerade mit Treffsicherheit ausgestattet, plätschert "Fünf Klumpen Gold" ohne großartig Aufsehen zu erregen vor sich hin und hinterlässt einen unscheinbaren Gesamteindruck, obwohl man dem Film bei seiner handwerklichen Umsetzung stellenweise immer wieder ansieht, dass er durchaus Ambitionen hatte. Dabei schleicht sich auch keineswegs übermäßiger Leerlauf ein, insgesamt lockern viele rasante Passagen das Geschehen auf, doch die Geschichte ist einfach zu herkömmlich und uninteressant, wenngleich die Besetzung lockt.

 

Antonio Sabato gibt den sympathischen Draufgänger hier sehr überzeugend. Man sieht ihm förmlich an, dass er vieles nicht besonders ernst nimmt und bislang eher von der Hand in den Mund gelebt hat. Eine so verlockende Chance wie hier lässt er sich aber natürlich auch nicht entgehen, folglich zeigt er nur Ausdauer und Arbeitswillen, wenn er ein lukratives Ziel vor Augen hat. Dabei muss es sich allerdings nicht nur um materielle Dinge handeln, denn bei den Damen der Schöpfung gefällt ihm das selbe Prinzip. Sein frecher Charme und sein ausgeprägter Witz wickeln selbst die renitenteste Dame ein. Insgesamt ist es ganz erstaunlich, Antonio Sabato einmal in einer solchen Rolle zu sehen, wenn man ihn hauptsächlich aus Filmen kennt, in denen er vollkommen ernste Charaktere zu interpretieren hatte. Ein Allrounder, der auch in diesem Szenario einen sehr angenehmen Eindruck hinterlassen konnte.

 

Marisa Mell sieht man als Miss Dynamite, die im Bordell die Chefin, Sängerin und Hure in einer Person, sozusagen auch ein Allround-Talent zu sein scheint. Die beiden sehen sich, schließen einen Pakt, bekämpfen sich, aber brauchen sich im Endeffekt auch gegenseitig. Die interessante Mischung entsteht durch ihr Verteidigungsprinzip des Angriffes und der Zuschauer bekommt ständig sehr hohe Widerstände, aber auch eine starke Anziehung zu spüren. Marisa Mell wurden ebenfalls lockere und freche Sprüche wie beispielsweise »Ich bin Sängerin und keine Nutte!« in den Mund gelegt und sie überzeugt hier ohne große Anstrengungen hinlegen zu müssen. Die Erscheinung wirkt verführerisch und nahezu auffordernd, wenn auch sicherlich nicht sehr extravagant, da sie einen gewöhnlichen Touch vermittelt. Bezaubernder und in atemberaubender Schönheit bekommt man sie definitiv in anderen Rollen zu Gesicht, jedoch zeichnet sie eine Frau, die man durchaus kapriziös und bodenständig nennen darf.

 

Die weitaus kürzeren Rollen bekamen ein paar namhafte Schauspieler anvertraut. Lionel Stander ist Lucky Capone, der ebenfalls einen der fünf Goldklumpen besitzt und auf der Suche nach den restlichen ist. Er wird leider wenig gefordert und fällt lediglich durch sein permanentes Fluchen und die damit verbundene Ungeduld auf. Das gilt übrigens auch für die anderen Ganoven, von denen Peter Carsten noch am überzeugendsten wirkt. Er setzt seine Kontrahenten gerne in weltmännischer Art und Weise unter Druck und wirkt dabei wie die Ruhe selbst. Fernando Sancho rundet dieses Trio gekonnt ab. Der mexikanische General, der das Gold für die Verwirklichung seiner Ideale braucht, wirkt lediglich verbal bedrohlich und abstoßend in seiner Erscheinung. Besonders Lionel Stander und Fernando Sancho wurden in"Fünf Klumpen Gold" ziemlich grotesk zurecht gemacht und wirken phasenweise ziemlich lächerlich, so dass aus der Frage, wer die Nase vorne haben wird, eine rhetorische wird.

 

In einer Kleinstrolle bekommt man noch die Deutsche Brigitte Skay als eine der hübschen Priesterinnen der käuflichen Liebe zu sehen. Sie demonstriert lediglich ihre Offenherzigkeit, brauchte keinen Text für die Produktion auswendig zu lernen und fällt im Getümmel meistens sogar erst gar nicht auf. Insgesamt sind die Leistungen alles von angenehm, über auffällig bis belanglos, da das Geschehen von Marisa Mell, aber insbesondere von Antonio Sabato dominiert wird, den man beinahe in jeder Szene zu sehen bekommt. Von Kopfschütteln bis Amüsieren ist in dieser Parodie also alles abgedeckt worden, und ein Unterhaltungswert ist wenigstens nicht vollkommen unsichtbar. "Fünf Klumpen Gold" beeindruckt durch seine Schauplätze und die satten Farben (man sieht haufenweise Bilder in Türkis, Petrol und Grün mit grellen Kontrastfarben), die das bunte Treiben eigenartig hervorheben und charakterisieren. Die Ausstattung wirkt letztlich klassisch und liefert gute Grundvoraussetzungen für einen funktionierenden Film.

 

Ein besonderer Leckerbissen ist die Prügelei zwischen Marisa Mell und Antonio Sabato, die choreografisch sehr ausgefeilt wirkt und wirklich Spaß macht. Der Humor wird in dieser Produktion natürlich ganz groß geschrieben, schießt aber leider viel zu häufig über sein Ziel hinaus und transportiert daher kaum belustigende Züge, sondern wirkt überladen und manchmal furchtbar übertrieben. Für eine Komödie haben sich neben diesen vielen spaßigen Einlagen verdächtig viele, verhältnismäßig brutal angehauchte Komponenten eingeschlichen, die überhaupt keine Verbindung miteinander erfahren und zu einem eher holprigen Eindruck führen. Als negative Verstärker leisten hier die schwache Musik und die lumpige Synchronisation einen großen Teil dazu bei, dass die Atmosphäre insgesamt nicht abgestimmt wirkt. Wer die Schauspieler und das Genre gerne mag, wird sich auch mit "Fünf Klumpen Gold" anfreunden können und sich vielleicht sogar unterhalten fühlen. Ansonsten ist der Film leider insgesamt gefloppt.

Autor

Prisma

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