Geheimnisse in goldenen Nylons

Frankreich | Deutschland | Italien, 1967

Originaltitel:

Deux billets pour Mexico

Alternativtitel:

Qui veut tuer Carlos? (FRA)

Segreti che scottano (ITA)

Dois Bilhetes para o México (POR)

Dead Run (USA

Deutsche Erstaufführung:

21. September 1967

Regisseur:

Christian-Jaque

Kamera:

Pierre Petit

Inhalt

Durch Zufall wird der kleine Gelegenheitsdieb Carlos (Georges Géret) Zeuge eines Überfalls auf einen hohen Diplomaten. Die Gangster haben es auf den schwarzen Aktenkoffer des Mannes abgesehen, den Carlos jedoch durch eine List in die Hände bekommt. Zusammen mit einem stadtbekannten Hehler öffnet er den Koffer, und zum Vorschein kommen streng geheime und brisante Dokumente, die der kleine Dieb nun so schnell wie möglich wieder loswerden möchte. Doch die Verbrecher-Organisation des rücksichtslosen Bardieff (Werner Peters) ist bereits auf seiner Fährte und möchte ihm die Top-Secret-Akten wieder abjagen, koste es was es wolle. Auch Stephen Daine (Peter Lawford) vom CIA ist Carlos bereits auf den Fersen, und es beginnt eine Treibjagd quer durch Europa. Wird Carlos wieder heil aus dieser Angelegenheit herauskommen..?

Autor

Prisma

Review

Der französische Regisseur Christian-Jaque, bekannt für Inszenierungen von Filmen verschiedenster Genres, lieferte mit "Geheimnisse in goldenen Nylons" einen nicht uninteressanten Beitrag ab, der sich ganz in der üblichen Façon vergleichbarer Produktionen gibt, und den damaligen Zeitgeist gut reflektiert. Auch die CCC-Filmkunst, sprich Artur Brauner, wagte sich nahezu an jeden Trend oder gerade populären Sehgeschmack des Zuschauers heran, wobei die Ergebnisse gerne auch einmal durchwachsen waren. Aus heutiger Sicht sind es gerade derartige Filme von den ganz offensichtlich unermüdlich laufenden Fließbändern, die echte kleine Farbtupfer darstellen, und häufig in allen Belangen ein besonderes Sehvergnügen bereiten können. Der deutsche Titel von Jaques' Film hört sich zunächst ziemlich reißerisch im Sinne von falschen Vorstellungen an, und auch wenn sich im späten Verlauf herausstellt, dass in einer Szene sogar Geheimnisse aus goldenen Nylons heraus gezaubert werden, sagt das alles mal wieder wenig über den Film an sich aus. Der Plot ist recht einfach gehalten, er bleibt schließlich auch der Norm entsprechend herkömmlich, aber man bekommt einen sehr turbulenten Aufbau geboten, was den Unterhaltungswert deutlich begünstigt. Der Verlauf bietet durchgehend ein ordentliches Tempo und dass sich außerdem feinfühliger Humor und giftiger Sarkasmus die Klinke die Hand geben, und man zahlreiche Lockvögel in Form einer europäischen Star-Besetzung verfolgen darf, drückt der Produktion einen individuellen Stempel auf. Der reine Zufall will es also, dass man die zahlreichen Personen der unterschiedlichen Seiten begleiten darf.

 

Mit diesem heiklen Fall, der noch quer durch halb Europa führen wird, wurde der Brite Peter Lawford betraut, der seine Sache recht ordentlich macht. Er wirkt tatsächlich wie der so häufig dargestellte, typische CIA-Agent, der ebenfalls mit den geläufigen Charakteristika ausgestattet ist. Neben seiner Arbeit bleibt selbstverständlich noch genügend Zeit für eine Liebelei mit der aparten Augenzeugin Suzanne Belmont, alias Ira von Fürstenberg, die eine reiche, attraktive Dame spielt, die sich offenbar vor lauter Nichtstun langweilt und deswegen ständiges Anhängsel des Ermittlers wird. Dabei darf es auch immer mal wieder ordentlich knistern und hierbei zeigt sich insbesondere Ira von Fürstenberg für die richtige Wahl. Der immer wieder auftauchende Humor wird über die beiden Hauptdarsteller aufgebaut und gibt der Geschichte insgesamt einen angenehmen Schliff, und lockere Sprüche wie zum Beispiel: »Was ich an dir bewundere ist deine ständige Kondition!«, lockern das Geschehen immerzu auf. Ein weiteres nettes Gespann geben Georges Géret und die umwerfend aussehende Maria Bucella ab, die hier das sympathische Kleinganoven-Gespann abgeben, und denen man von Pontuis zu Pilatus nachjagen wird. Werner Peters als fieser Boss der Gangster-Organisation, die dringend Nachhilfeunterricht in Sachen Planung haben müsste, funktioniert in seiner Parade-Rolle erneut blendend, und er wirkt richtig abstoßend, genau wie seine rechte Hand, gespielt von Horst Frank als Gentleman-Killer, der selbst beim Foltern noch an Etikette denkt. Das Star-Karussell wird von bekannten Gesichtern wie Wolfgang Preiss, Siegfried Wischnewski, Wolfgang Kieling oder Eva Pflug sehr tatkräftig abgerundet.

 

Trotz des Hin- und Herjagens, der Tatsache, dass man es mit einer komplett inkompetenten Verbrecher-Organisation zu tun hat, und dass man eigentlich immer genau weiß, wohin die Reise gehen wird, punktet Christian-Jaques' Film durch die vielen unterschiedlichen Etappen, die der kleine Gelegenheitsdieb im Verlauf nehmen muss. Permanente Ortswechsel, Action-Einlagen, Verfolgungen und diskrete Schauwerte lassen es diese Reise schließlich wert sein. Wo der Kreis der Beteiligten immer wieder rigoros liquidiert wird, erfährt er andererseits nette Erweiterungen, was keinen Leerlauf aufkommen lässt. Nerven aus Drahtseilen braucht man hier zwar nicht mitzubringen, aber eine solide Grundspannung sorgt für eine angemessene Unterhaltung. Auch dass der Fall nicht besonders außergewöhnlich erscheint, tut dem Spaß keinen Abbruch, denn "Geheimnisse in goldenen Nylons" wirkt insgesamt charmant verspielt, wurde immer wieder mit netten Ideen aufgelockert und mit kruden Charakteren angereichert. Die Musik von Gerard Calvi bleibt besonders im Ohr und das Titel-Thema für die deutsche Version ist bereits aus "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" bekannt. Besonders erfreulich ist die Kamera-Arbeit mit ihren vielen Schräg-Einstellungen und Zooms, die besonders den attraktiven Damen zu ihrem Recht verhelfen und ein wenig von der unspektakulären Ausstattung ablenken werden. Der Film weiß letztlich zu gefallen, was sich bei jedem erneuten Anschauen immer wieder bestätigt, denn er transportiert bei zugegebenermaßen niedrigerem Anspruch, einen hohen Unterhaltungswert und viele denkwürdige Momente mit bekannten und beliebten Darstellern. Ganz gelungen!

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Prisma

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