Giallo a Venezia

Italien, 1979

Originaltitel:

Giallo a Venezia

Alternativtitel:

Giallo in Venice (USA)

Gore in Venice (USA)

Mystery in Venice (USA)

Pesadelo em Veneza (BRA)

Regisseur:

Mario Landi

Kamera:

Franco Villa

Drehbuch:

Aldo Serio

Inhalt

Flavia wird von ihrem Freund Fabio zu immer pikanteren und perverseren Sexspielchen in der Öffentlichkeit gezwungen. Und eines Tages liegen die beiden tot am Strand. Der Kommissar, der mit dem Mordfall betraut wird, bekommt es außerdem mit einem psychopathischen Stalker zu tun, der die arme Marzia bedroht.

Review

Ein GIALLO A VENEZIA von Mario Landi. Was darf man erwarten? Wohl kaum subtile Morbidität wie in WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN oder - um im Genre zu bleiben - in Lados THE CHILD - DIE STADT WIRD ZUM ALPTRAUM. Viel mehr lässt der Name Landi in den Köpfen der Gore- und Sleazehounds die Glöckchen Sturm klingeln. Richtig! Das ist nämlich der Landi, der PATRICK LEBT! gemacht hat. A.k.a. Eisenstangen-via-Vagina-durch-die-Schädeldecke/Komapatient-on-the-rampage-Flick.

 

Jetzt wird die Sache schon viel klarer: Nix Feinkost, sondern Gore und Schmuddel vom Niederträchtigsten! In Deutschland ist dieses extrem schwer auftreibbare Sleazemonstrum von einem Giallo seit 1987 beschlagnahmt - den in weibliche Geschlechtsteile gerammten Scheren und supergorig abgesägten Frauenbeinen sei Dank.

 

Der Film hat zwar nicht wirklich viele Splattereien am Start, doch die Vorhandenen sind dafür richtig happig. Hauptsächlich konzentriert sich der GIALLO A VENEZIA jedoch auf seine schmierig-heißen Sexszenen; auf neunschwänzige Katzen zum Vorspiel und minutenlange Masturbationen. In diesem Kontext nimmt das Geschehen teilweise recht perverse Züge an, was unterm Strich Sleaze vom Feinsten ergibt. Oder - je nach Sichtweise - vom Übelsten.

 

Den Freunden schmutziger Sexploitation wird auf jeden Fall die Maria erscheinen - nämlich die unvergleichliche Mariaangela Giordano (MALABIMBA, DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES) - wie immer äußerst freizügig.

 

Während Feingeistern und Frauenrechtlerinnen nicht zu Unrecht synchron alle Farbe aus dem Gesicht weichen wird – Aldo Serios Drehbuch ist wirklich durch und durch misogyn-, ist GIALLO A VENEZIA für die Sleazefraktion unter Garantie ein Fest des schlechten Geschmacks.

 

Wohl der geschmackloseste, schmuddeligste und derbste Giallo diesseits des NEW YORK RIPPER, aber ganz sicherlich nicht der Beste oder Spannendste. Wie dem auch sei: Landi stellt seinen Hang zur Schmierigkeit einmal mehr exzellent unter Beweis. GIALLO A VENEZIA ist der Giallo für all diejenigen, die schon seinen PATRICK LEBT! gefeiert haben.

Review

Im Dirty Pictures-Forum scheibt der User Sid.Vicious: Eine extrem sleazige Kolportage, die mit bestialischen Slashermomenten und abstoßenden Sexszenen einen Frontalangriff auf den „guten Geschmack“ seiner Zuschauer praktiziert. Und auf Italo-Cinema.de schreibt Christian Ade: Nix Feinkost, sondern Gore und Schmuddel vom Niederträchtigsten! und weiter Wohl der geschmackloseste, schmuddeligste und derbste Giallo diesseits des NEW YORK RIPPER, aber ganz sicherlich nicht der Beste oder Spannendste.

 

Rein prinzipiell gesehen stimme ich ja ansatzweise zu. Aber auch wenn Sid.Vicious die Langeweile später noch revidiert, so kommen mir doch ernsthafte Zweifel, ob ich wirklich den gleichen Film gesehen habe wie die geschätzten Kollegen. Auf meinem Bildschirm waren zwar einige heftige Brutalitäten und unschöne Sexszenen zu sehen, aber zusätzlich auch erotische Momente, schöne Aufnahmen von Venedig, gute Schauspieler, spannende Augenblicke, und neben der ohrenschmeichlerischen Musik von Berto Pisano vor allem die erstklassige Kameraarbeit von Franco Villa.

 

Also nochmal: Was haben die Kollegen gesehen was ich nicht gesehen habe? Oder andersherum. Ja, sicher, Sex hat es jede Menge, vor allem den von der nicht so liebevollen Sorte. Fabio ist ein Schwein, und er kann es nur wenn er seine Partnerin erniedrigen darf, und dann nicht einmal sonderlich lange. Die Kamera hält dabei auch gründlich drauf, immerhin ist Sex im Jahr 1979 im italienischen Mainstream schon längst angekommen und akzeptiert, und Sexploiter im Stil von MALABIMBA oder PLAY MOTEL haben Hochsaison. Neben diesen Momenten für die Fetischisten unter den Zuschauern (etwa wenn Flavio Fabia auspeitscht) hat es aber auch eine sehr erotische Masturbationsszene von Leonora Fani, die mit ihrem unschuldigen Aussehen und dem mädchenhaftem Körper geradezu verzaubert. Und auch Mariangela Giordano darf ihren perfekten Körper in einer Szene zeigen, wenn sie vorwärts und rückwärts auf ihrem Liebhaber reitet und die Fantasien der männlichen Zuschauer dabei kräftig auf Vordermann bringt. Also von wegen nur Sleaze und Schmuddel, der Film hat in diesem Bereich entscheiden noch mehr zu bieten.

Und dazu gehört zum Beispiel auch, dass Fabio voyeuristische Neigungen hat, und der Zuschauer ihn dabei begleitet. Begleiten muss. Die endgültige Erniedrigung Fabias sehen wir nur aus einer Perspektive wie Fabio sie auch sehen muss, und die vieles verschweigt, somit eindeutig aus einem voyeuristischen Standpunkt. Und auch den wilden Ritt Marzias sehen wir aus den Augen des Mörders, somit also wiederum als “Zuschauer“ durch ein Fenster. Da passt es auch, dass wir mehrmals die Opfer in der verspiegelten Sonnenbrille des Mörders sehen, also auch hier wieder eine voyeuristische Position einnehmen. Laufen solche Einstellungen dann unter Schmuddel? Ich behaupte nein …

 

Und nochmals ja, die Morde sind teilweise sehr bestialisch. Man darf aber auch nicht vergessen, dass in dieser Zeit die ersten Slasherfilme Erfolge feiern konnten, und die Italiener noch nie faul waren sich an einen erfolgversprechenden Trend anzuhängen. Andere Filme dieser Zeit wie zum Beispiel SYNDIKAT DES GRAUENS wurden in der Gewaltdarstellung ebenfalls expliziter, und auch ein NACKT UND ZERFLEISCHT ist schließlich nur ein Jahr später entstanden. Die große Giallo-Zeit war durch, und ein Regisseur musste sich 1979 durchaus die Frage stellen, wie er mit einer nicht allzu aufregenden Mörder-Story Leute ins Kino bekommen möchte. Zwei Dinge sind da der allgemeine Standard: Sex (s.o.) und Gewalt. Und dass in beiden Dingen die zeitgenössischen Messlatten ständig angehoben wurden ist bekannt. Warum also werden die Morde in GIALLO A VENEZIA als niederträchtig und brutal hervorgehoben? Wenn ich mich nicht sehr täusche, hat die italienische Version des 1972 entstandenen DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL bereits eine Schere in einer Vagina angedeutet, im selben Jahr wird Marisa Mell in DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS von einer Bohrmaschine in Stücke gerissen, und letzteres hat Abel Ferrara in seinem ersten Langfilm DRILLER KILLER von 1979(!) ebenfalls genüsslich zelebriert, und das gleich mehrfach. Erst Lucio Fulcis NEW YORK RIPPER legt 1982 ein paar Briketts drauf und wird noch mal unangenehmer in seiner Darstellung. Warum also wird GIALLO A VENEZIA so oft als schmuddelig, billig und brutal empfunden?

 

Zwei Gründe dürften für dieses Gefühl ausschlaggebend sein. Zum einen ist die Story, wie bereits angedeutet, mehr als dünn. Der Mörder wird schon früh gezeigt, und auch wenn seine Identität nicht bekannt ist, entweicht an dieser Stelle die Spannung schon einigermaßen. (Wie man diese frühe Entlarvung überzeugend hinbekommt, wird erst 1985 von Alberto de Martino in seinem erstklassigen Spätgiallo DAS HAUS DER VERFLUCHTEN präsentiert werden.) Dazu kommen Löcher, die nichts mit dem vielbemühten Wort Logik, sondern vielmehr mit einem halbwegs vernünftigen Ablauf zu tun haben. Wie kommt der Kommissar eigentlich auf Marzia? Sie ploppt einfach auf und ist da. Habe ich ihre Einführung unter Umständen verschlafen? Wieso zeigt sich der alte Mann an einer Stelle so unzugänglich, und an einer anderen extrem redselig? Wenn er keine Polizisten mag ist das in Ordnung, aber dann mag er sie ein paar Tage später normalerweise immer noch nicht. Und einer der Verdächtigen verschweigt den tatsächlichen Tathergang ohne Not, obwohl ihn die ganze Geschichte entlasten könnte. Nein, lieber erzählt er nur die Hälfte und bleibt verdächtig. Solche Punkte fallen einfach unangenehm auf, und mehren natürlich den Eindruck einer kleinen und billigen Produktion. Der eieressende Kommissar, der in legerer Kleidung herumläuft und den Eindruck erweckt seinen Job eher nebenbei zu erledigen, fällt da ebenfalls ins Gewicht. Wahrscheinlich soll de Pol an die „klassischen“ Gialli erinnern, in denen die Polizei meist als eine Ansammlung von Volltrotteln dargestellt wird, aber ein klein wenig mehr „Kommisssar Eisen“ hätte der Figur und damit auch dem ganzen Film bzw. der Wahrnehmung des Films sicher besser getan.

 

Der zweite Grund hat ebenfalls mit dem Wort „unangenehm“ zu tun. Um einen Vergleich mit dem angesprochenen NEW YORK RIPPER zu bemühen: In Fulcis New York fühlt man sich als Zuschauer nicht wohl. Alles ist schmutzig und ungemütlich, die Personen sind durch die Bank unsympathisch, und während der Morde rutscht man tatsächlich auf seinem Sitz hin und her um dem Gezeigten zu entkommen (was mir persönlich übrigens bei Pupi Avatis DAS HAUS DER LACHENDEN FENSTER genauso ging: Eine permanent unangenehme Stimmung die dazu geeignet war sich ständig überall zu kratzen und bloß nie wohl zu fühlen, aber das nur nebenbei.). Wie anders GIALLO A VENEZIA: Venedig ist eine traumhaft schöne Stadt, und auch wenn die touristischen Klassiker hier, anders als in Filmen wie THE CHILD – DIE STADT WIRD ZUM ALPTRAUM oder natürlich WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN, nicht in melancholisch-entrückten Bildern zur Schau getragen werden, so zeigt doch zum Beispiel der Spaziergang des Kommissars mit dem Arzt ein Venedig wie wir es uns alle immer wünschen. Leicht heruntergekommen (aber nicht zu sehr), verregnet, düster-wohlig die Seele streichelnd. Neben verträumt-romantischen Schiffsfahrten auf dem Canale Grande kommen dazu Wohnungseinrichtungen wie man sie aus den oft stylisch gehaltenen Gialli der frühen 70er-Jahre kennt: Bunt, elegant, ideenreich. Die Wohnung von Fabio und Flavia ist der feuchte Traum eines jeden Mietskasernenbewohners, und ähnliches gilt für Marzias Wohnung. Das Büro des Kommissars ist mit schnieken Ledermöbeln ausgestattet, und das Ambiente von Bruno Nielsens Apartment könnte so auch aus einem frühen Giallo von Sergio Martino stammen. Dazu ertönt Musik von Berto Pisano die direkt aus der Schmiede von Bruno Nicolai zu kommen scheint und dessen sanft-verwöhnenden Werken in nichts nachsteht. Das Ambiente ist insgesamt also perfekt, der Film könnte fast auch zu Beginn der 70er-Jahre entstanden sein.

 

Nur ist der Mörder diesmal nicht in elegantes schwarzes Leder gekleidet und bewegt sich auch nicht katzenhaft. Stattdessen bricht seine Grausamkeit umso härter in diese Idylle ein, wirken die Morde umso verstörender weil sie ein mutmaßliches Idealbild des (frühen) Giallo zerstören und eine schmutzige und böse Welt zeigen. Nicht mal die Psychopathen sind noch wenigstens halbwegs nett. Die Welt unterteilt sich ausschließlich in Arschloch und Opfer, und dazwischen gibt es nur einen eierliebenden Kommissar und die Linse der Kamera. Was verdammt wenig ist, und für mächtig Unruhe im Gekröse des Zuschauers sorgt. An dieser Stelle spricht man dann gerne von „Sleaze“: Wenn das Unbehagen größer wird als das reine Vergnügen, und wenn man nach einem Film das unbedingte Gefühl hat sich waschen zu müssen. Nur dass hier das Unbehagen nicht von schmuddeligen Bildern und ungesundem Sex kommt, sondern aus dem Zusammenspiel zwischen schönem Wohlfühl-Ambiente und ausgesprochen abstoßenden Morden. Oder anders ausgedrückt: Die Tage hatte ich das Vergnügen Luciano Ercolis DEATH WALKS AT MIDNIGHT von 1972 zu sehen, und auch hier sind die Morde nicht wirklich schön. Aber sie sind stilvoll in Szene gesetzt und lassen in ihrer überhöhten Künstlichkeit den Zuschauer außen vor, er bleibt das was er sowieso ist: Ein Beobachter, kein Teilnehmer. Bei GIALLO A VENEZIA (ebenso wie beim erwähnten NEW YORK RIPPER) wird der Zuschauer in die Szene hineingezogen, erfolgt eine Identifizierung mit dem Opfer, und der Zuschauer wird zum Teilnehmer, was die Widerwärtigkeit und den Schmerz natürlich entsprechend steigert. Das ist das Unbehagen von dem ich hier spreche, und nicht das Zusehen bei einer verlangt-freiwilligen Vergewaltigung, die es 1975 in Joe d’Amatos FOLTERGARTEN DER SINNLICHKEIT so auch schon gegeben hat (damals drolligerweise übrigens ausgeführt von Eolo Capritti, der hier den Assistenten des Commissarios gibt!).

 

Dem inhaltlichen Unbehagen kann die perfekte Technik entgegengesetzt werden. Das heißt, dass neben der guten Musik vor allem die erstklassige Kameraarbeit von Franco Villa erwähnt werden muss. Franco Villa war im Laufe der 70er-Jahre an so einigen Klassikern beteiligt. So gehören bei den Poliziotteschi unter anderem DER TEUFEL FÜHRT REGIE, MILANO KALIBER 9 und DER MAFIABOSS – SIE TÖTEN WIE SCHAKALE zu seinen Highlights. Später hat er dann bei Filmen mitgearbeitet wie MALABIMA oder SEXORGIEN IM SATANSSCHLOSS. Bei einigen Western war er auch dabei (und zwar ausgerechnet bei Demofilo Fidani), und insgesamt zeichnet seine Filme eines aus: Der Mann hat an der Kamera wirklich was drauf! Der Shot auf die verspiegelten Brillengläser des Mörders, in denen wir die gefesselte und geknebelte Marzia sehen, das, Freunde, das ist große Terror-Filmkunst. Das Bild zeigt immer das was es zeigen soll, nie zuviel, und nie zu wenig. Der Mord an Marco ist heftig, aber Bild und Ton sind filmisch erstklassig. Komm mir da keiner mit “geschmacklos“. So muss ein Terrorfilm aussehen. Und letzten Endes macht diese latente Diskrepanz zwischen Wohlfühlen und Unbehagen einen guten Teil der Faszination des Filmes aus, und zusammen mit der jahrzehntelangen weltweiten Nicht-Verfügbarkeit entsteht so ein Filmmythos.

 

Bleibt als Resümee, dass GIALLO A VENEZIA sicher nie an der vordersten Front der Gialli mitspielen wird, dass er aber auf jeden Fall gut ist. Wirklich gut. Dass er im Gedächtnis haften bleibt, weil er seine Qualitäten eben so vorsichtig wie unterschwellig ausspielt, und unter der Fassade von Sex und Gewalt etwas mitschwingt, was sich dem Zuschauer nicht vordergründig mitteilt, sondern ihn unterbewusst trifft und ihn unruhig macht. Was ja nun wirklich nicht das Schlechteste ist …

Autor

Maulwurf

Veröffentlichungen

Nach gefühlten Ewigkeiten der Nicht-Verfügbarkeit hat X-Rated den Film 2016 der Welt als Blu-ray und DVD zurückgegeben. Erschienen im Mediabook als Nummer 26 der ECC, erstrahlt GIALLO A VENEZIA hier in frischen Farben und erstklassigem Bild in deutsch (gute Neu-Synchro!), sowie in englisch und italienisch mit deutschen Zwangsuntertiteln. Als Extras gibt es einen Audiokommentar von Dr. Kai Naumann, den deutschen Trailer, Interviews mit den Synchronsprechern Vera Bunk und Nicolai Tegeler, das Titelthema als Audiotrack, sowie das Logo des ursprünglichen Filmverleihs Stefano. Ein 16-seitiges Booklet mit Texten von Tenebrarum und Dr. Kai Naumann rundet ein dickes und sehr angenehmes Filmpaket ab.

Autor

Maulwurf

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IMDb

Kommentare (2)

  • Tobias Reitmann

    Tobias Reitmann

    16 April 2017 um 12:10 |
    Eine wirklich gelungene Auseinandersetzung mit Landis Spät-Giallo, Maulwurf.

    Man muss aber auch erwähnen, dass GIALLO A VENEZIA erst seit der X-Rated VÖ vom letzten Jahr in solchem Glanz erstrahlt und somit dem willigen Beobachter erst jetzt seine gesamte Palette eröffnet. Ich sah diesen Film – ähnlich, wie vermutlich Christian – erstmals vor Jahren, damals noch von den unzähligen schlechten Kopien, welche zur damaligen Zeit in Fankreisen kursierten. Diese beraubten den Film um sämtliche Ansätze von dem, was du in deinem Review beschrieben hast, sondern reduzierten ihn viel mehr auf das Wesentliche, nämlich Sex, Gewalt und Drögheit auf ganzer Linie. Man konnte nicht mal erahnen, welche künstlerischen Aspekte sich in GIALLO A VENEZIA versteckten, denn das durchgenudelte und extrem farbarme VHS-Bild verschluckte jede Detailfreudigkeit und ließ den Film dadurch noch unliebsamer erscheinen.

    Als ich mich vor ein paar Monaten wieder an Landis Werk herantraute, eröffnete sich mir ein völlig anderer GIALLO A VENEZIA. Endlich konnte man die vielen Raffinessen wahrnehmen, die von Landi und Villa zuhauf eingearbeitet wurden, weshalb sich dieser Spät-Giallo auch in meinem Ranking aus der Versenkung nach oben katapultieren konnte.

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  • Maulwurf

    Maulwurf

    16 April 2017 um 15:35 |
    Vielen Dank für das Kompliment, Tobias. Ich war halt ganz einfach überrascht, wie sehr mir der Film gefallen hatte, wie gegenteilig die allgemeine Rezeption ist, und habe versucht einen möglichen Grund dafür zu finden und in Worte zu fassen ...

    Aber natürlich hast Du vollkommen recht, dass die Darbietung eines Films einen wesentlichen Teil der Aufnahme ausmacht. Eine billige, ausgeleierte, ausgewaschene und wohlmöglich geschnittene Wiedergabe (am Ende auch noch in Teilen der Handlung) ist einfach etwas ganz was anderes als die aktuell vorliegende Hochglanz-Blu-ray. In ersterem Fall würde wahrscheinlich auch ein Meisterwerk von Sergio Leone wirken wie der letzte Schund. Na gut, vielleicht wie der vorletzte ...
    Nun, in meinem Fall ist es vielleicht so etwas wie die Gnade der späten Geburt, dass ich GIALLO A VENEZIA zuerst in dieser Qualität erleben durfte, ohne je erfahren zu haben wie der Film im Mies-Billig-Dreckig-Look wirkt. Wäre aber bestimmt mal eine interessante Erfahrung (und das ist durchaus ernst gemeint). Ich möchte auch unbedingt betonen, dass es mir absolut fern liegt Christians und Sid.Vicious' Meinung zu diskreditieren, weswegen ich mit beiden im Vorfeld gesprochen hatte um abzuklären, ob ich ihre Aussagen verwenden darf. Hey Christian, gib dem Film noch eine Chance! Es lohnt sich!!

    Letzten Endes möchte ich einfach nur festhalten, dass GIALLO A VENEZIA ein ausgesprochen guter Film ist, und ich möchte die Leser dieser Zeilen verdammt noch mal neugierig machen auf diese leicht angeschmuddelte Perle. Auf dass möglichst viele auf Entdeckungsreise gehen und die von Dir angesprochenen Raffinessen ausfindig machen wollen ...

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