Kill

Frankreich | Deutschland | Italien | Spanien, 1971

Originaltitel:

Kill!

Alternativtitel:

Police Magnum (FRA)

Kill - Para quem não pode haver piedade (POR)

Kill! Kill! Kill! Kill! (USA)

Tödliches Heroin

Deutsche Erstaufführung:

25. Februar 1972

Regisseur:

Romain Gary

Inhalt

Nachdem drei der weltweit mächtigsten Drogenschieber von der Justiz aufgrund mangelnder Beweislage freigesprochen wurden, quittieren zahlreiche Beamte des 'Internationalen Rauschgiftdezernats' infolge des unfassbaren Gerichtsurteils nicht nur gefrustet ihren Dienst, sondern drohen auch noch damit, "die Schweine" von da an "auf ihre Art zu behandeln". Und tatsächlich werden die drei freigelassenen Edel-Puscher allesamt binnen nur weniger Tagen von unbekannter Hand ins Jenseits befördert. Dies hat wiederum zur Folge, dass die fünf hinterbliebenen Syndikatsbosse ein Familientreffen in Marokko anberaumen, bei dem dann auch zugleich ein fünf Millionen Dollar schwerer Heroin-Deal miteinhergehen soll. Damit aber das geplante Meeting für die schweren Jungs nicht zu kuschelig gerät, betraut Chefinspektor Grueningen (Curd Jürgens) seinen besten Mann - Top-Agent Alan Hamilton (James Mason) - mit der Mission, das Syndikatsleitertreffen zu sabotieren, den Heroin-Deal zu verhindern und die Identität des bis dahin noch unbekannten Strippenziehers zu entlarven. Dumm nur, dass Hamiltons Ehefrau Emily (Jean Seberg) gegen seinen Willen ebenfalls nach Marokko reist, wo auch schon kurz nach ihrer Ankunft die Anzahl der von unbekannter Hand dahin gerafften Syndikatsmitglieder wiederum rapide ansteigt. Als dann auch noch der New Yorker Ex-Cop Brad Killian (Stephen Boyd) bei Emily vorstellig wird, droht die bereits aufgeheizte Situation vollends zu eskalieren...

Review

"Drogen sind für mich heute das schrecklichste Mittel der Erniedrigung. Drogenhändler sind die schlimmsten Attentäter. Da ich sie nicht selbst töten kann, töte ich sie in den Filmen." (Romain Gary)

 

Und genau von einer solchen Säuberungsaktion handelt dann auch sein herrlich überzogener Film KILL! - TÖDLICHES HEROIN, den er im Jahre 1971 gemeinsam mit seiner gerade erst frisch geschiedenen Ehefrau Jean Seberg inszenierte. Laut dem Seberg-Biograph David Richards soll diese nämlich aufgrund einer depressiven Lebensepisode - die aufgrund einer schicksalhaften Frühgeburt ausgelöst wurde - die Wiederaufnahme ihrer Schauspieltätigkeit als eine Form der Selbstherapie angesehen haben, die aber letzten Endes infolge des kommerziellen Flops von KILL! erfolglos blieb: Der Film wurde sowohl von der damaligen Kritik zerrissen, als auch vom Publikum gemieden. Nur ein Jahr zuvor befand sich Jean Seberg gerade erst auf dem Höhepunkt ihrer Schauspielkarriere, bis sie aufgrund ihres Engagements bei der Black-Panther-Bewegung ins Visier des FBIs geriet. Am 08. September 1979 fand die Pariser Gendamerie schließlich ihren leblosen Körper in einem am Straßenrand geparkten Auto vor, wobei der genaue Todeszeitpunkt bereits neun Tage zuvor vermutet wurde. Zwar sind die genauen Umstände ihres Todes bis zum heutigen Tag ungeklärt, aber aufgrund eines hinterlassenen Abschiedsbriefes und der Einnahme einer Überdosis Barbiturate wurde offiziell von einem handfesten Suizid ausgegangen; was Romain Gary wiederum stark bezweifelte, denn für den Regisseur stand zweifelsfrei fest: Seine Ex-Frau wurde vom amerikanischen Geheimdienst liquidiert! Weitere Zweifel an ihrem angeblichen Selbstmord hegten im Jahre 1995 auch die beiden Filmemacher Donatello und Fosco Dubini, welche diese wiederum in ihrem abendfüllenden Dokumentarfilm 'JEAN SEBERG: AMERICAN ACTRESS' ausführlich darlegten.

 

Neben der bereits genannten Jean Seberg geben sich dann nicht nur solch illustre Schauspielstars wie beispielsweise Curd Jürgens, James Mason, Stephen Boyd oder Luciano Pigozzi die Ehre, sondern auch die Blues-Legende Memphis Slim darf im Rahmen eines Überraschungbesuches kurz vorbeischauen. Leider befand sich Jean Seberg während der Dreharbeiten in bester Gesellschaft, denn auch Stephen Boyd und James Mason steckten zu dieser Zeit in einer handfesten Lebenskrise. Zum einen wurden beide Opfer des grausamen Karriereknicks, wodurch sie vermehrt Rollenangebote in B-Filmen annehmen mussten, und zum anderen befand sich James Mason inmitten eines sehr kostspieligen Scheidungsverfahrens, indessen Folge er jede noch so unbedeutende Filmrolle darbieten musste. Boyd verkörpert im vorliegenden Film den draufgängerisch veranlagten New Yorker Ex-Cop Brad Killian, der infolge der justiziellen Unfähigkeit den Dienst quittierte, um von da an auf eigene Faust die hochkrimiellen Strippenzieher auf dem direkten Weg ins Jenseits zu jubeln. James Mason hingegen spielt einen vermeintlich aufrechten Super-Agenten, der von offizieller Seite aus eigentlich mit der gleichen Aufgabe beauftragt wurde. Sein Vorgesetzter, Chefinspektor Grueningen, wird dabei von keinem geringeren als Curd Jürgens dargestellt, der seine Rolle dann auch mit voller Bravour ausfüllt.

 

Abschließend noch ein paar Worte zu Romain Gary: Der französischer Schriftsteller, Diplomat, Übersetzer, Drehbuchautor und Regisseur veröffentlichte bereits im Jahre 1935 seine ersten beiden Kurzgeschichten, bevor ihm dann in den Jahren 1956 und 1975 der französische Literaturpreis 'Prix Goncourt' für zwei seiner Werke verliehen wurde. Als Regisseur trat er während seiner langen Karriere aber nur zweimal in Erscheinung, wobei sein Erstlingswerk VÖGEL STERBEN IN PERU (1968) das Leiden einer krankhaften Nymphomanin thematisiert, welche bereits von seiner zum damaligen Zeitpunkt Noch-Ehefrau Jean Seberg verkörpert wurde. 1971 folgte dann mit KILL! seine zweite und auch zugleich letzte Regiearbeit, wobei er diesen Film im Thriller-Genre anzusiedeln versuchte. Doch anstatt einen realistisch anmutenden Kriminafilm abzudrehen, schuf Romain Gary vielmehr einen leicht verwirrten Film, der eher etwas comichaft und surrealistisch anmutet. Die gezeigten Figuren wirken allesamt überdreht, die visuelle Bildgestaltung oftmals hypnotisch und die Dialoge einfach nur cool und spöttisch. Obendrein kommen die traumhaften Bildkompositionen nicht nur einem visuellen Hochgenuss gleich, sondern versprühen auch noch eine ordentliche Menge an wohltuendem Zeitkolorit, in dem es sich dann genüsslich zu suhlen gilt. Zu guter Letzt lässt Gary dann auch noch die Leichnahme der gehimmelten Drogenbosse Trampolin springen, was wiederum für ein unvergessliches Szenario sorgt. Romain Gary begang am 2. Dezember 1980 ebenfalls Suizid, wobei sich dieser in Paris selbst erschoss.

 

Der überragende Score stammt im vorliegenden Fall von Berto Pisano und Jacques Chaumont, mit dem sich die beiden übrigens selbst übertroffen haben - denn der gesamte Score klingt einfach nur wunderbar. Neben dem imposanten Titeltrack 'Kill them all!' zählt auch das easybeatlastige 'Inchiesta' zu meinen persönlichen Favoriten dieser erstklassigen Filmmusik.

 

Fazit: Ein herrlich überzogene Säuberungsaktion, die obendrein auch noch visuell zu glänzen weiß.

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