Die Nackte und der Kardinal

Italien, 1969

Originaltitel:

Beatrice Cenci

Alternativtitel:

Que o Céu a Condene (BRA)

Liens d'amour et de sang (FRA)

Uma História de Amor e de Sangue (POR)

La vera storia di Beatrice Cenci

Deutsche Erstaufführung:

19. Juni 1970

Regisseur:

Lucio Fulci

Inhalt

Im Italien des 16. Jahrhunderts erleidet die junge Beatrice Cenci (Adrienne Larussa) unter der Tyrannei ihres menschenhassenden Vaters Francesco Cenci (Georges Wilson) schlimmste Qualen, wobei das adlige Oberhaupt nicht nur seine eigene Familie, sondern auch alle ihm unangenehmen Menschen aufs Übelste terrorisiert und unterdrückt. Francesco Cenci zählt zu den reichsten Männer des Landes und besitzt eine Unmenge an wertvollen Ländereien, was ihn aber nicht davon abhält, sich ausschließlich mit kriminellen Gesindel zu umgeben. Zudem ist das menschliche Scheusal ein bekennender Atheist und aufgrund seiner Macht und seines unerschöpflichen Reichtums ein Dorn im Auge der katholischen Kirche, deren verwerfliches Hauptanliegen darin besteht, den wütenden Tyrann zu entmachten, um somit in den Besitz seines Vermögens zu gelangen.

 

"Töte für mich, damit ich mich nicht töten muss!"

 

Doch kommen wieder zurück zum unterdrückten Töchterlein Beatrice, die nur noch eine Möglichkeit zur Flucht aus dieser Hölle auf Erden sieht und daher den herrschenden Papst Clemens schriftich zur Aufnahme in einen der abgeschotteten und schutzbietenden Klosterorden bittet, worüber ihr atheistischer Vater natürlich alles andere als erfreut ist. Als Antwort auf das in seinen Augen unsägliche Bestreben seiner Tochter sperrt er diese vor der Öffentlicheit in einem dunklen Kellergewölbe weg und macht ihr ab diesem Moment das Leben erst so richtig zur Hölle. Gemeinsam mit dem jungen Olimpo Calvetti (Tomas Milian) schmiedet sie daraufhin einen verheerenden und letztendlich schicksalhaften Plan, um endlich aus dem nicht mehr enden wollenden Martyrium für immer entfliehen zu können. Doch sie hat die Rechnung dabei ohne den machtbesessenen Klerus gemacht...

Review

Soweit eine kurze Zusammenfassung der vorliegenden Ereignisse, wobei sich Signore Fulci hier in erster Linie nicht dem Schicksal und der Gefühlswelt seiner einzelnen Protagonisten widmet, sondern sein Hauptaugenmerk vielmehr auf das kirchlisch-politische Korruptionsgeflecht zwischen den Mächtigen der damaligen Zeit legt, allen voran: Die katholische Kirche.

 

Anstatt sich konkreter mit seinen Filmcharakteren und deren Leid auseinanderzusetzen, zeigt Fulci viel lieber die Doppelmoral und die daraus resultierende Verwerflichkeit und Unmenschlichkeit des Klerus gegenüber seinen Schäfchen auf und geht mit diesem scharf ins Gericht. Denn im Endeffekt geht es auch in diesem Fall weder um den lobpreisten Gott, noch um das Seelenheil der Sünder, sondern wie üblich um den schnöden Mammon "Geld" und der damit verbundenen Macht auf Erden. Und diese wird dem unterdrückten Volk dann auch am laufenden Band mit unvorstellbarer Gewalt demonstriert...

 

Inszenatorisch wurde das Ganze zudem recht interessant in Szene gesetzt, da die Geschichte durch ständige Zeitsprünge auf verschiedene Zeitebenen erzählt wird und den Betrachter aufgrund der zahlreichen Rückblenden immer fest im Griff behält. Zudem hatte Fulci wohl ein paar Jahre zuvor bei seiner "Django" Verfilmung erstmals Blut geleckt, wobei er die Grausamkeiten im vorliegenden Werk noch um einiges ausweitet und mit für die damalige recht drastischen Folterszenen aufwartet (nur Adrian Hovens Hexen Drama wurde zur damaligen Zeit noch etwas drastischer in Szene gesetzt). Als eine der größten Stärken des Films kann die von Kameramann Enrico Menczer erzeugte Bildgewalt bezeichnet werden, da dieser seine Kamera erstklassig in Position zu setzen vermag und mit dieser, trotz der unangenehmen Inhalte, ein wahrlich traumhaftes Bildermeer herzaubert.

 

Neben den alteingesessenen Haudegen wie Georges Wilson oder Raymond Pellegrin gibt es auch einen jungen Tomas Milian in der Rolle des verliebten Hofknechts zu bestaunen, wobei dieser zum diesem Zeitpunkt aber auch schon seit über 10 Jahre als Schauspieler im Filmgeschäft mitwirkte. Milian legt hier eine solide Darbietung ab und muss in der zweiten Filmhälfte so einiges über sich ergehen lassen, da sein tatsächlicher Aufenthaltsort ab diesem Zeitpunkt die grausame und unmenschliche Folterkammer der heiligen Kirche zu sein scheint.

 

Fazit: Ein ungewöhnliches Historiendrama, das eher wie eine spannende Kriminalgeschichte der angehenden Neuzeit daher kommt und mit einer fantastischen Bildgewalt aufwartet.

Veröffentlichungen

Neben zahlreichen ungekürzten DVD Fassungen existieren aber auch noch stark geschnittene FSK16 Auflagen, die speziell für den Großhandel hergestellt wurden.

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