Sahara Cross - Duell in der Wüste

Italien, 1977

Originaltitel:

Sahara Cross

Alternativtitel:

Les requins du désert (FRA)

Golpe perfecto en el Sáhara (ESP)

Regisseur:

Tonino Valerii

Inhalt

George steht im Dienst der International Patrol Company. Seine Aufgabe definiert sich über den Schutz von Ölfeldern, welche immerzu von Terroristen attackiert werden. Um der Terroristenabwehr gewachsen und stets schlagfertig zu sein, lässt George zwei Spezialisten (Carl Mank, der Mann für technische Dinge, und Jean Ballard, einem vom Glück verwöhnten Spieler und Söldner) nach Nordafrika einfliegen. Vervollständigt wird das Team durch den einheimischen Amida sowie dem Koordinator Grant. Nachdem Camp 7 von Terroristen überfallen und der Anschlag sieben Menschen das Leben kostete, treffen die Verantwortlichen an einer Raststätte ein, geraten in Konflikt mit der Polizei und provozieren einen Feuerzauber, dem eingangs erwähnter George zum Opfer fällt. Carl, Jean und Amida, die sich ebenfalls an der Raststätte aufhielten, nehmen umgehend die Verfolgung auf, um Georges Tod zu rächen.

Review

Da die bundesrepublikanische Synchronisation den ein der anderen Lapsus (Jean wird beispielsweise schon mal mit George angesprochen) im Gepäck hat, hoffe ich, dass ich die Rahmenhandlung trotzdem einigermaßen korrekt (ggf. sind die zentralisierten Jungs von der Terrorabwehr auch nur Vermessungstechniker) resümiert habe. Die Koryphäen vom Filmdienst zeigten sich diesbezüglich deutlich selbstbewusster, agierten allerdings auch gleichermaßen desorientiert und berichteten im Zuge ihrer „Expertise“ von einer Entführung, die gar nicht stattfindet. Den weiteren Worten jener angesprochenen und stolze zwei Sätze umfassenden Kurzkritik („Actionfilm, der das Thema Terrorismus als Hintergrund für eine einigermaßen gut fotografierte, im übrigen aber magere und nur auf reißerische Effekte angelegte Geschichte benutzt“) kann ich, sofern ich das Wort „nur“ entferne und durch das Wort „vornehmlich“ ersetze, jedoch beipflichten.

 

„Sahara Cross“ ist einer der Filme, die ich seit vielen Jahren zwar namentlich kenne, dessen deutsche Veröffentlichungen (ungeachtet ob legal oder illegal) ich zigmal (Börse wie Videotheke und Second Hand Shop) in den Händen hielt, aber niemals das Verlangen spürte, diese zu erwerben. Mittlerweile hat es der Film nun doch in die Sammlung (große Hartbox von X-Rated) geschafft, sodass die Sichtung zwangsläufig erfolgte. Das wird für Sie vermutlich nach einem entsetzlichen, furchtbaren, grässlichen, grauenhaften, erbärmlichen, minderwertigen wie wertlosen Zusammentreffen klingen, aber es war bei Weiten nicht so schlimm, denn obwohl ich wenig Interesse an „Sahara Cross“ hatte und ebenso wenig von den Film erwartet habe, wurde ich in letzter Konsequenz zufrieden aus dem Film entlassen.

 

Von den Klängen exotischer Perkussionsinstrumente, die zwischen wie während der präzisen Taktvorgaben einer Bassdrum mittels rhythmischer Figuren in den Vordergrund drängen, um anschließend von der omnipotenten Melodie eines hochtrabenden Musikkonstrukts geschluckt zu werden, flankiert, treten wir in Tonino Valeriis Vehikel ein. Während unser Gehör abermals bestätigt, welch großartige Kompositionen Riz Ortolani doch abgeliefert hat, erfassen unsere Augen die Landung eines Fliegers, der Carl Mank und Jean Ballard nach Nordafrika transportierte. Es folgt die übliche Expositionsphase in der uns fünf Personen als intransparente Figuren vorgestellt werden. Ihr dubioses Auftreten sowie ihr begleitendes Geschwurbel lassen hinter den oberflächlich annoncierten Absichten ein bauernschlaues Halunkentum erahnen. Leider gelingt es dem Film nicht diese Position zu stärken, geschweige denn fortwährend aufrecht zu halten. Die Beteiligten reden zwar viel, sagen allerdings herzlich wenig aus, womit der ohnehin bedächtigen Erzählweise eine zusätzliche Tempodrosselung verabreicht wird.

 

Jenes halbherzige Betätigen des Gaspedals verschleiert freilich nicht die bevorstehende Reiseroute. Ein mehrköpfiges Team verliert eines seiner Mitglieder und will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Daran schließt sich die kollektive Suche beziehungsweise die Jagd, welche durch die nordafrikanische Sahara führt, nach den Schuldtragenden. Die Zusammenkunft von Jägern und Gejagten und der Schauplatz Wüste lassen nahezu zwangsläufig an einen Western denken. Und da kreativer Irrsinn straffrei und meines Erachtens einer Filmbesprechung nicht schaden kann, mag ich an dieser Stelle von einer simplen (Schauplatz-)Verlagerung sprechen, dessen Indikator sich folgendermaßen definieren lässt: Die Besiedlung des amerikanischen Kontinents wurde 10 Jahre vor Ausklang des 19. Jahrhunderts als abgeschlossen apostrophiert und einhergehend der frontier, das Grenzland zwischen Wildnis und Zivilisation, die Daseinsberechtigung entzogen. Mit Anbruch der 1960er Jahre verlagerten zahlreiche Western ihr Geschehen weg von der frontier und ließen ihren Handlungsstrang beispielsweise in Alaska, Kanada sowie im El Dorado der Outlaws, Mexiko, ablaufen. Da diverse SciFi-Vehikel die frontier gar in den Weltraum verfrachteten, ist es prinzipiell auch kein Problem sie in die Wüste zu verlagern, um die Neo-Pioniere der 1970er in das unerschlossene Wüstengebiet zwischen Ölfeldern, Beduinen und allegorischen Zivilisationsverweigerern (Terroristen) treten zu lassen.

 

Die Filmkulissen offerieren vor dem umrissenen Wüstenhintergrund primitive Gebilde, die man in ähnlicher Bauart innert diverser italienischer Western entdecken kann. Gemeint sind die Ghorfas, welche gemäß der deutschen Synchronisation im Altertum als Kornkammern genutzt wurden und deren Architektur an die spartanischen Gebilde innerhalb der Pueblos, die sich im IW vornehmlich in Mexiko ansiedeln, erinnern. In einem dieser Gebilde halten sich die verfeindeten Parteien kurzzeitig auf, sodass innert des geschlossenen Raums unter den - man sollte sie nicht die Guten nennen, da es in dem Film keine wirklich Guten gibt, demgemäß nenne ich sie hinter vorgehaltener Hand, ganz heimlich, still und leise: Reflektorfiguren ein kollektiv-schlechtes Gewissen aufkeimt, welches vorübergehend vor die (vom Zuschauer dechiffrierte) Dubiosität dieser Personen tritt. Leider werden die Möglichkeiten, die sich aus dieser Konstellation ergeben, nicht entschlossen ausgespielt, sodass es nicht zum internen Bruch und stattdessen nur zu den üblichen Reibereien zwischen den konkurrierenden Parteien kommt.

 

Das damit einhergehende, aber unterkühlt behandelte Thema Terrorismus (hier wäre mittels einer weniger lethargischen Spielweise der Antagonisten deutlich mehr drin gewesen) sowie das Filmproduktionsjahr, 1978, könnten übrigens darauf hinweisen, dass die im Filmfinale praktizierte Flugzeugentführung an die von „Old Man“, Wadi Haddad, angebotene und von Brigitte Mohnhaupt und Peter Jürgen Boock gutgeheißene Entführung der „Landshut“ (Oktober, 1977) angelehnt ist. Apropos Geiselnahme: Franco Nero, der den obskuren Jean Ballard gibt, spielte rund zwei Jahre vor „Sahara Cross“ in William A. Grahams „Die 21 Stunden von München“ den Terroristen und Geiselnehmer Issa. Ja, mir ist bewusst, dass Sie das selber nachlesen können, deshalb verstehen Sie den Hinweis auch bitte nicht als eine belanglose Castinformation, sondern als einen Sichtungstipp, da es sich um einen wirklich sehenswerten wie vorzüglich besetzten, amerikanischen TV-Film handelt!

 

Fazit: „Sahara Cross“ zeigt sich als ein ordentlich budgetierter wie gut fotografierter, von zahlreichen Explosionen begleiteter, exploitativer Actionfilm, der die ihm offerierten Möglichkeiten leider nicht komplett ausschöpft. So steht unter dem Strich ein Ergebnis, dass zwar nicht übermäßig begeistern, aber zumindest zufrieden stellen kann. Und dieser Eindruck ist für einen Film, von dem ich eigentlich nichts erwartet habe: Gar nicht mal so übel.

Links

OFDb
IMDb

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