Der Terror führt Regie

Italien, 1975

Originaltitel:

Perché si uccide un magistrato

Alternativtitel:

La muerte de un fiscal (COL)

¿Por qué se asesina a un magistrado? (ESP)

Porque se Mata Um Magistrado (POR)

How to Kill a Judge

Warum mußte Staatsanwalt Traini sterben?

Regisseur:

Damiano Damiani

Inhalt

Der neueste Kinofilm des jungen Regisseurs Giacomo Solaris handelt von einem korrupten, mit der Mafia paktierenden Staatsanwalt, der in der Schlusseinstellung des Films einem Attentat zum Opfer fällt. Für jedermann offensichtlich, dass Solaris' Filmfigur ein reales Pendant hat: Nämlich den in Palermo residierenden Staatsanwalt Traini. Kurz nach Veröffentlichung des Films wird Traini tatsächlich ermordet. Sein Tod versetzt nicht nur hohe politische Kreise und die Mafia in Aufruhr; auch Solaris und Trainis junge Witwe werden in ein Netz aus Mord, Bestechung und Korruption verstrickt...

Review

Das Lieblingsbeschäftigungsfeld des politisch engagierten Regisseur Damiano Damiani im italienischen Genrekino waren seine Politthriller. In den Achtzigern drehte er die erste Staffel von LA PIOVRA, der mit Einschaltquoten bis zu 65 % erfolgreichsten italienischen Fernsehserie aller Zeiten und die unter ihrem deutschen Titel ALLEIN GEGEN DIE MAFIA auch hierzulande zum Straßenfeger avancierte.

 

Darin legte er -wie immer, wenn er die Themen Politik, Mafia und Korruption in Angriff nahm- schonungslos offen, dass verbrecherische Kräfte längst die höchsten Etagen der Macht infiltriert, ja schon übernommen haben. Und hat damit in ein Wespennest gestochen.

 

Wenn an dem alten Sprichwort, dass getroffene Hunde bellen, etwas dran ist, dann hat der danach noch viel zu lange in Amt und, nun ja, Würden sitzende italienische Staatschef Berlusconi seinerzeit am lautesten gebellt. Er hat vehement die Absetzung der Fernsehserie gefordert, weil sie angeblich den Ruf Italiens beschädigen würde. Na ja, einer wie er, der mit rufschädigenden Dingen sogar Orgien feiert, muss es schließlich wissen...

 

WARUM MUSSTE STAATSANWALT TRAINI STERBEN? (Vielleicht besser bekannt unter seinen Alias DER TERROR FÜHRT REGIE oder HOW TO KILL A JUDGE) ist einige Jahre früher entstanden, nämlich 1974, kurz nach seinem anderen themenverwandten Kracher DER CLAN, DER SEINE FEINDE LEBENDIG EINMAUERT. Hier legt Damiani den Finger einmal mehr tief in die Wunde verloren gegangener Integrität. Politische Macht- und Ränkespiele, Bestechung und Korruption heißen die Lunten, die in diesem Film zu einem Pulverfass führen. Und letzteres droht nach dem Tod des im Titel genannten Staatsanwalts endgültig hochzugehen.

 

Ein Mord, der viel Staub aufwirbelt. Schmutzige Wahrheiten drohen ans Licht zu kommen. Die Schattenmänner der Mafia und der Politik werden nervös. Am Ende folgt natürlich das Großreinemachen - nicht blutzollfrei, versteht sich.

 

Dass Regisseur und Drehbuchautor Damiani als Helden einen von Franco Nero gespielten linksgesinnten Berufskollegen einsetzt, ist kein Zufall. WARUM MUSSTE STAATSANWALT TRAINI STERBEN? scheint durchaus ein persönlicher Film zu sein. Dabei geht Damiani die Dinge nicht einseitig an. Er klagt nicht nur wütend an, sondern hinterfragt auch die eigene Warte kritisch. Und wirkt am Ende etwas resigniert; angesichts der Ohnmacht des Einzelnen gegenüber der unzerstörbaren mit Blut, Dreck und Geld laufenden Maschinerie der Mächtigen und der verbrannten humanitären Werte.

 

Für den dem italienischen Kino geneigten Fan sind die Rahmenbedingungen indes glänzend. Wunderbar komponierte Szenen, stimmige Bilder vom Giallo und Ferrini erprobten Kameramann Mario Vulpiani bei feiner Musik von Riz Ortolani. Die Cast ist mit bekannten Gesichtern gut besetzt. Franco Nero und die Fabian lassen als Hauptdarsteller ehe nichts anbrennen. Herrlich auch die Idee, die Szenen aus dem Politthriller im Film zu einem fast schon surrealen Theater zu übersteigern.

 

Da bei Damiani auch der Thriller in „Politthriller“ großgeschrieben wird, erwartet den Zuschauer nicht nur eine sorgfältige Inszenierung und politisch komplexer Stoff, sondern auch eine großzügige Portion Spannung. Ganz am Ende serviert uns der Meister einen Schlusstwist von selten gesehener Effektivität.

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