Rita the Mosquito

Italien, 1966

Originaltitel:

Rita la zanzara

Alternativtitel:

Çılgın kız (TUR)

La pícara Rita (ESP)

Myggan Rita (SWE)

Piger med vrinsk (DNK)

Rita, a szúnyog (HUN)

Rita no Colégio (PRT)

Rita o Mosquito (BRA)

Regisseur:

Lina Wertmüller

Inhalt

Rita (Rita Pavone) ist die rebellische Studentin eines Mädcheninternats in Neapel und verliebt in ihren Musiklehrer Paolo (Giancarlo Giannini). Dabei weiß sie nicht mal warum. Denn eigentlich findet sie Paolo unsympathisch und langweilig, nennt ihn hinter seinem Rücken beim Spitznamen „Beethoven“. Täglich schläft er im Unterricht ein. Und so beschließt sie herauszufinden, womit Paolo eigentlich seine Nächte verbringt – und wird angenehm überrascht.

Review

RITA THE MOSQUITO scheint erstmal nur ein weiteres Musicarello aus dem Hause Mondial Televisione Film, doch diesmal gibt es auf dem Regiestuhl einen Überraschungsgast. Denn hinter dem Regiepseudonym George H. Brown verbirgt sich Lina Wertmüller. Nach ihrem Regiedebut mit dem ernstzunehmenden DIE BALISKEN (I basilischi, 1963) und der Episoden-Komödie DIESMAL SPRECHEN WIR ÜBER MÄNNER (Questa volta parliamo di uomini, 1965) mit Nino Manfredi ist ein Musicarello ein durchaus unerwarteter Eintrag in ihrer Filmographie und dennoch wichtig. Denn zum ersten Mal arbeitet sie mit Giancarlo Giannini, den man in Zukunft noch oft in ihren Filmen sehen würde, und der hier frisch, nach Ernesto Gastaldis LIBIDO (1965), seine zweite größere Rolle spielt. Und Rita Pavone kannte sie bereits von ihrer Arbeit an der RAI-Serie IL GIORNALINO DI GIAN BURRASCA (1964 – 1965).

 

Die Grundidee zu RITA LA MOSQUITO beruht auf einem tatsächlichen Ereignis. Wenige Monate vor Beginn der Dreharbeiten gab es nämlich einen Skandal wegen einer Schülerzeitung am Parini-Gymnasium in Mailand namens „La zanzara“ (Mücke, rebellische Person), deren Macher sich einer Anklage wegen Verbreitung von angeblichen Obszönitäten verantworten mussten. Dieser Vorfall wird in RITA THE MOSQUITO aber eher am Rande angeschnitten, auch wenn es zur Definition des Hauptcharakters beiträgt. Schließlich war Mondial Televisione Film mehr eine Bude für Familienfilme, und so steht die Liebesgeschichte im Vordergrund. Nebenbei sei noch bemerkt, dass Lina Wertmüller hier auch als Songtexterin für Rita Pavone mit von der Partei war, unterstützt vom Filmkomponisten Bruno Canfora, welcher im Film mit der Band „The Planets“ zu sehen ist.

 

Wie immer sei bemerkt, wer mit dem Genre des Musicarello so gar nichts anfangen kann, ist auch vor RITA THE MOSQUITO fehl am Platz. Ist man dagegen bereit sich darauf einzulassen, stellt man schnell fest, dass Wertmüller durchaus über die Grenzen des Durchschnitts hinaus gegangen ist. Für Rita Pavone-Fans ist RITA THE MOSQUITO ein Fest. Ihr Charakter im Film ist sorgfältig ausgearbeitet, dennoch kontrovers, nicht zuletzt wird dies auch durch die Songtexte definiert. Selten gelingt es einem Musicarello den Widerspruch der Gefühle eines jungen Mädchens und ihrer eigenen Verwirrung darüber, dass der Mann ihrer Träume eigentlich gar nicht ihren Vorstellungen entspricht, so glaubhaft wiedergegeben. Neben einigen wunderschönen Songs (der Titelsong ist eher mau) gibt Wertmüller Rita Pavone auch Gelegenheit zu Parodien und Typveränderungen. In ihren Tagträumen, die sie nicht selten für die Wunschvorstellungen Paolos hält, sieht man Pavone als Marilyn Monroe, Carmen Miranda, Charlie Chaplin und – weniger offensichtlich – Caterina Caselli. Im Nachtclub, in dem Paolo heimlich auftritt verkleidet sie sich zunächst als Junge, um dann vor Ort auf eine blonde Perücke zurückzugreifen, und plötzlich ist sie kaum wiederzuerkennen.

 

Neben den Komödien- und Musicarello-Dauergästen Peppino de Filippo, Nino Taranto und Laura Efrikian gibt es ein paar Überraschungen bei den Darstellern. Neben Mirella Pamphili und Teddy Reno sieht man in Nebenrollen Silvia Dionisio, Milena Vukotic und Tanya Lopert. Und die bereits erwähnte Laura Efrikian würde bald selbst Hauptrollen in Musicarelli spielen, obwohl sie nicht singen kann. Oh, habe ich schon erwähnt, dass Giancarlo Giannini singt? Puh… Erwähnt sei noch, dass das Finale des Films im nächtlichen Edenlandia entstand, im neapolitanischen Viertel Fuorigrotta. Edenlandia ist der älteste Vergnügungspark Europas, dessen Bau im Jahre 1937 begann, allerdings erst in den 60ern fertiggestellt wurde. Er existiert heute noch.

 

Abseits vom kommerziellen Musicarello-Standard hat RITA THE MOSQUITO ein paar schön ausgestattete und choreographierte musikalische Momente, nicht zuletzt bei den Traumszenen. Etwas irritiert hat mich ein Song im Film (wenn sie mit blonder Perücke erstmals im Nachtclub auftritt), der angeblich von Rita Pavone performt wird, die dünne Stimme klingt aber gar nicht nach ihr. Alle Songs erschienen auf einer Soundtrack-LP wie folgt:

 

A1 La Zanzara

A2 Il Geghege

A3 Fortissimo

A4 Quì Ritornerà

A5 Strong Love

A6 Passione

B1 Quanto Sei Antipatico

B2 E Se Domani

B3 I Wanna Be Loved By You

B4 I Like You Very Much

B5 Io Cerco La Titina

B6 La Sai Troppo Lunga

B7 No No No

 

Ein Jahr später drehte Lina Wertmüller – diesmal unter ihrem richtigen Namen – die Fortsetzung DON’T STING THE MOSQUITO (Non stuzzicate la zanzara, 1967). Beide Filme sind derzeit auf Netflix mit deutschen Untertiteln verfügbar.

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