The Seventh Grave

Italien, 1965

Inhalt

Hinter den Abruzzen gleich die erste Straße links, somit also tief im schottischen Hochland, versammeln sich die Erben von Sir Reginald auf Schluss Nufi um der Testamentseröffnung beizuwohnen. Da aber noch jemand fehlt wird die Verteilung der Nachlassenschaft vorerst verschoben, stattdessen wird eine Séance abgehalten, um den im Schloss versteckten Schatz von Sir Francis Drake zu finden. Das Ergebnis dieser Séance ist die sehr eindeutige Anweisung eines Geistes: „Geht weg!“ Dann zeigt es sich, dass das Grab von Sir Reginald ziemlich leer, dafür aber der Aufseher des Anwesens ziemlich tot ist. Und ebenfalls zeigt es sich, dass ein Mörder umgeht der die Erben dezimieren möchte. Könnte es der entflohene Leprakranke aus dem Hospital Lazzarotte sein? Sir Reginald war ja zu Lebzeiten dafür bekannt, eigenartige Experimente durchzuführen. Inspektor Martin ermittelt …

Autor

Maulwurf

Review

Roberto Curti, der Autor von Italian Gothic Horror Films 1957-1969 attestiert LA SETTIMA TOMBA Amateurqualitäten (durch das Brechen der 180-Grad-Regel!), schlechtes Licht und fehlende Kontinuität zwischen den Szenen, weswegen Signor Curti bei mir vorerst unten durch ist. Der italienische Filmhistoriker Antonio Bruschini hingegen erklärt, dass der Film einige in ihrer Abgedrehtheit lustige Szenen hat, welche durch die dargebotenen Dialoge und die Grenzen der Absurdität glänzen.

 

Aha. Vielleicht mag vor allem Curtis Meinung aber auch ganz einfach darin begründet sein, dass es sich bei LA SETTIMA TOMBA nicht um einen Gothic-Grusler handelt, sondern viel eher um einen Giallo mit Gruselanleihen, vergleichbar mit Filmen wie SIEBEN TOTE IN DEN AUGEN DER KATZE, DER SATAN OHNE GESICHT oder DIE MÖRDERKLINIK. Vor allem letzterer ist mir beim Sehen öfters eingefallen, nur dass das Grüftchen wesentlich rudimentärer inszeniert wurde. Wohin die 40 Millionen Lire Produktionsetat verschwunden sein sollen ist mir nicht so ganz klar geworden.

 

Fakt ist auf jeden Fall, dass LA SETTIMA TOMBA ein klares Remake des Bühnen- und Filmklassikers THE CAT AND THE CANARY ist, was einerseits zu einer gewissen Überraschungsarmut bei der Mörderjagd führt, und andererseits eben daraufhin deutet dass wir es hier mit einem lupenreinen Murder Mystery zu tun haben. Oder würde irgendjemand behaupten dass DAS INDISCHE TUCH ein Gruselfilm ist, nur weil er in einem Schloss spielt? Eben. Nicht mal ein ordentliches Gewitter hat es hier …

 

A propos DAS INDISCHE TUCH, ein guter Vergleich wie ich finde, denn die beiden Filme sind sich doch einigermaßen ähnlich: Eine Gruppe habgieriger Nachkommen versammelt sich in einem abgelegenen Schloss um ein Erbe entgegenzunehmen. Ein Butzemann geht um und dezimiert die Erben. Mehr ist in beiden Filmen nicht vorhanden, wobei die Wallace-Verfilmung mit großer Besetzung und opulenter Ausstattung glänzen kann, während die italienische Version weder bekanntere Schauspieler noch aufregende Settings bieten kann. Das Labor schaut aus wie ein Schreibtisch mit ein paar Reagenzgläsern und einer Kochplatte, die weißen Clubsessel im angemittelalterten Salon wirken leicht deplaziert, und die Gruft ist ausgeleuchtet wie ein Fußballplatz zum Lokalderby. Insgesamt wirken die Kulissen wie Kulissen, und so etwas sorgt halt immer für mangelnde Begeisterung beim Zuschauer.

 

Also doch amateurhaft? Vielleicht ein wenig, aber der Film glänzt durch andere Qualitäten. Hier ist in erster Linie die Kamera zu nennen, der ich mit Freuden das Attribut „entfesselt“ geben möchte. Der Shot auf die Hände bei der Séance ist hochgradig stimmungs- und wirkungsvoll und erzeugt mächtig Gruselstimmung. Überhaupt ist die Séance mit den Seitenblicken der Beteiligten und den ungewöhnlichen Kameraperspektiven einer der Höhepunkte des gesamten Films. Und dann sind es, wie so oft, die Kleinigkeiten die das Herz schneller schlagen lassen. Mitten in der Nacht beginnt jemand auf dem Klavier zu spielen, der Zuschauer denkt an das, ein Jahr vorher entstandene, WIEGENLIED FÜR EINE LEICHE, und die Spannung steigt und steigt. Bei Robert Aldrich kulminiert dabei das Entsetzen zu einem der Höhepunkte des gesamten Films, während die Szene bei Caracciolo leider etwas ungut aufgelöst wird. Ungut im Sinne von „im Sande verlaufen“. Ebenfalls verlaufen hat sich möglicherweise der kleine Hund, der immer dann in die Gruft von Sir Reginald einläuft wenn sich dort gerade etwas ereignet hat, und die zweibeinige Karnevalsgesellschaft mal wieder völlig ratlos ist. Nicht im Sande verlaufen hingegen tut die (idiotisch anmutende) Suche nach den Hausschuhen, und die Musik, die von der IMDB einem gewissen Leopold Perez zugeschrieben wird, und die ich durch den Einsatz von Theremin und Orgel eher Carlo Rustichelli zuschreiben würde, untermalt das harmlose Geschehen eingängig und wirkungsvoll. Auch der Schnitt hat einige starke Moment: So wird die Enthüllung des Mörders mit dessen eigenen Worten „Das hätten Sie jetzt nicht erwartet, oder?“ eingeleitet …

 

Man sieht schon, eine Verteufelung aufgrund der uralten Story oder des altbackenen Habitus kann einfach nicht alle Aspekte dieses raren kleinen Films umfassen. Man sollte sich halt ein Auge für die netten Kleinigkeiten bewahren, und vor allem muss man die wenigen starken Szenen für sich selbst ein wenig verlängern und die wirklich schlechten Momente schnell vergessen, als da wären etwa das Agatha Christie-artige Verhör des Inspektors oder die wortreiche Auflösung die niemand weder versteht noch wirklich benötigt. Dafür hat es dann andererseits gewisse Momente in denen der Trash-Fan aufs höchste begeistert sein kann, womit ich aber LA SETTIMA TOMBA auf keinen Fall unter der Rubrik „Filmische Reste“ abtun möchte. Das hat er auf keinen Fall verdient! Jedenfalls nicht immer …

 

Schwamm drüber. Dafür sind die Damen durch die Bank angenehm anzuschauen, und bei den Herren fallen Gianni Dei (KILLER SIND UNSERE GÄSTE, GIALLO A VENEZIA) und Antonio Casale (u.a. MANNAJA oder DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL) als bekanntere Gesichter auf. A propos bekannt: Hätte jemand auf Screenshot Nr. 8 Antonio Casale wiedererkannt? In diesem Zusammenhang finde ich es auch einen netten Zufall dass der tote Aufseher Patrick heißt, denn PATRICK LEBT …! (wo wiederum Gianni Dei mitgespielt hat.) Antonio Casale hat übrigens auch am Drehbuch mitgeschrieben …

Dass die anderen Darsteller oft ein wenig von der Rolle wirken und manchmal nichts mit sich anzufangen wissen dürfte eher der Regie anzulasten sein, denn sowohl Armando Guarnieri (DJANGO – DEIN HENKER WARTET) als Inspektor Martin wie auch Ferruccio Viotti (MÖGEN SIE IN FRIEDEN RUHEN, MORD AUF DER VIA VENETO) als Pastor wirken durch ihre Charaktergesichter und ihre Ausstrahlung sinister und eindrucksvoll. Bloß, wenn sie dann dumm in der Gegend herumstehen und nicht wissen was sie tun sollen ist das halt alles nur bedingt wirksam …

 

Gedreht wurde am bekannten Schloss Balsorano, das mit seinem Flair schon so manchen Film veredelt hat, und das Budget betrug wie erwähnt stolze 40 Millionen Lire. 1968 wurden dann die Rechte von der Romana Cinematografica gekauft um ein Remake zu drehen, das Projekt verlief aber im Sande, weil die angestrebte staatliche Filmförderung abgelehnt wurde mit der Begründung, dass die "technische Förderfähigkeit und ausreichende künstlerische Kultur und spektakuläre Qualitäten, die das Gesetz verlangte, nicht vorhanden war“. So etwas gibt oder gab es also nicht nur in Deutschland …

 

Insgesamt also ein netter kleiner Film für nette kleine 72 Minuten Unterhaltung (wobei die Originallänge angeblich 77 Minuten beträgt, aber mir hat da jetzt nicht wirklich etwas gefehlt). LA SETTIMA TOMBA wird es nie zu einem Klassikerstatus bringen, dazu fehlen ihm ausreichend Stimmung oder Irrwitz oder beides. Aber in einem Setting das in etwa vergleichbar ist mit dem erwähnten DAS INDISCHE TUCH, nur erheblich reduzierter, unterhält er und macht durchaus Spaß. Und der Curti hat vielleicht doch ein wenig Recht. Aber nur ein wenig!

 

Und weil es sich gerade anbietet, völlig zusammenhanglos noch ein paar weiterführende Informationen zum Regisseur:

Der Regisseur Garibaldi Serra Caracciolo hatte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine lange Karriere als Schauspieler und Dramatiker (was die oft etwas theatralischen Einstellungen erklären könnte). Geboren wurde er am 02. Juni 1902 in Rom. Sein gutes Aussehen brachte ihn zum Theater, wo er viele Jahre als Schauspieler auftrat. Mit dem Aufkommen des Tonfilms begann er auch mit der Synchronisation von Filmen, weiter schrieb er Theaterstücke, Drehbücher und auch Filmskripte. In den 50er- Jahren arbeitete er als Werbefilm-Regisseur für das Fernsehen, bevor er 1965 mit LA SETTIMA TOMBA seinen einzigen eigenen Spielfilm realisierte Caracciolo starb am 12. Februar 1968 in Rom.

Autor

Maulwurf

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